Sendung zum Nachlesen
"Ach lassen sie mal, Ihren Namen brauche ich gar nicht, mir genügt eigentlich Ihre
Transaktionsnummer,
Buchungsnummer,
Kundennummer,
Gutscheinnummer,
Rechnungsnummer,
IBAN-Nummer,
Sozialversicherungsnummer,
Wartenummer."
Ich bin immer skeptisch, wenn ich als Nummer aufgerufen werde.
Wenn Menschen ihren Namen verlieren, dann ist es nicht mehr weit bis zum Verlust der Würde.
Ich habe einen Namen. Ich mag ihn sogar. Meine Eltern haben sich etwas dabei gedacht.
Er sagt etwas über meine Herkunft, meine Generation, über den Geschmack meiner Eltern,
Über ihre Wünsche für mich, ihre Hoffnungen. Er hat eine Bedeutung.
Ich möchte mit Namen angesprochen werden, nicht mit einer Nummer.
Meine Tochter war noch keine 3 Monate alt, da hatte sie schon eine Steueridentnummer (!)
Ja, es ist alles sehr gut organisiert in Deutschland. Aber ich bin doch froh, dass es im Artikel 1 des Grundgesetzes nicht heißt: "Jeder Mensch bekommt zur Geburt eine Steueridentnummer,
die er auf Verlangen der Behörden jederzeit vorzeigen muss und am besten auswendig lernt."
Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Steht das dort, weil niemand sie je angetastet hätte, die Menschenwürde?
Nein, dieser Artikel 1 ist Mahnung und Erinnerung, nur wenige Jahre, nachdem die Würde von Millionen Menschen mit schweren Stiefeln in den Dreck getreten wurde.
Die Würde ist gefährdet, ist fragil, ist antastbar; eben darum hat sie "unantastbar" zu sein.
So ähnlich ist es mit der ersten Bitte im Vaterunser:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Gottes Namen heiligen, das bedeutet, seine Würde schützen und ihn angemessen verehren. Diese Bitte, Geheiligt werde dein Name, hat nur Sinn, wenn die Heiligkeit des Gottesnamens in Gefahr ist. Und das ist sie.
Da, wo Menschen einander Schlimmes antun.
Und das auch noch in Gottes Namen.
Die Bitte um die Heiligung des Gottesnamens ist nötig,
weil wir Gläubigen es allein nicht schaffen, den Namen Gottes zu achten und ihn in der richtigen Weise zu verehren. Keine Religion schafft das. Auch die Christliche nicht.
Was geschieht nicht alles in Gottes Namen?
Es wird erster Klasse nach Indien geflogen, um nach den Armen zu schauen.
Es sind Kinder nicht sicher in den Armen eines Pastors.
Es wird noch immer gezögert mit dem Segen für homosexuelle Paare.
Es werden Frauen mundtot gemacht.
Es wird bei der Zerstörung des Planeten zugesehen, weil wichtige dogmatische Fragen noch zu klären sind.
Es werden die, die in Frieden kommen, auf dem Meer ihrem Schicksal überlassen.
Was wäre denn mit Recht in Gottes Namen getan?
In Gottes Namen würden Menschen:
Einfach und schlicht unter Fremden leben.
Kinder hochleben lassen und phantasievoll beschützen.
Anderssein feiern und Frauen respektieren.
Alles, was lebt, bewahren.
Die Tür öffnen für die, die in Frieden kommen.
Und Abstand nehmen von der fixen Idee, wir wüssten jederzeit,
was in Gottes Namen jetzt zu tun ist.
Wer betet: Geheiligt werde dein Name, der sagt damit:
Gott, mir ist das wichtig, dass dein Name nicht in den Dreck gezogen wird.
Mir ist deine Würde und dein Ansehen wichtig.
Ich würde gern ein Leben führen, dass du unterschreiben kannst.
Ich würde gerne Gottesdienste feiern,
deren Grundmelodie auch in meinem Leben mitschwingt.
Aber ich krieg‘s nicht hin. Wir kriegen es nicht hin.
Darum hilf uns bitte,
damit dein Name behütet und verehrt wird.
Es gilt das gesprochene Wort.