Herr Christ nun breit die Arme aus und segne unser liebes Haus, bewahre uns vor Brand und Flut … und wehr der Sünde diese Schwelle.
Ein alter Haussegen von früher gesprochen beim Schritt über die Türschwelle. Im Rahmen an der Wand, eingeritzt in den Türbalken. Ist aus der Mode gekommen. Bewahre uns vor Brand und Flut. Eine Ahnung, dass wir oft ausgeliefert sind – so sehr wir unser Leben in der Hand haben wollen –. Bewahre uns.
Und dann passiert das Gegenteil: Menschen flüchten auf Dächer, tausende mussten in Sicherheit gebracht werden vor Flüsschen die zu reißenden Strömen wurden. Menschen sterben, auch beim Versuch andere zu retten; Weggerissen von den Wassermassen, überrascht im Schlaf, in ihren eigenen Häusern. Hunderte werden noch immer vermisst, die Zahl der Toten steigt ständig. Wo das Wasser abfließt Verwüstung und Tote. Es ist noch nicht vorbei.
Wer will das ertragen, dass wir nicht sicher sind, nirgends? Wir tun so viel, um uns abzusichern, zu versichern. Wer will das ertragen, bittere Erkenntnis: dass wir selbst es sind, die immer neue Gefahren auslösen. Durch unseren Umgang mit unserer Welt, der Schöpfung. Theologen reden von Schuld, ja von Sünde, wenn Menschen aus Selbstsucht die Welt, Gottes Schöpfung, gefährden. Wissenschaftler sagen dazu: menschenverursachter Klimawandel. Dessen Konsequenzen: Extremwetter. Hitze. Starkregen. Überflutungen.
Was hilft? Menschen halten zusammen. Aufopferungsvolle Hilfskräfte. Eindrucksvolle Solidarität. Einer bietet sein Haus an als Unterkunft. Andere bringen Essen, Medikamente, fahren Leute dahin, wo sie Hilfe finden.
Was hilft? In anderen Zeiten wussten Menschen mehr davon, dass Sicherheit nicht selbstverständlich ist. Sie wandten sich Gott zu. Was hilft? Beten? – jetzt!?
‚Wehr der Sünde‘ – bittet der Haussegen, vielleicht erinnert er uns daran, dass wir, jede und jeder etwas tun können für unsere Welt.
‚Wehr der Sünde‘ – Jetzt ist die Zeit der Umkehr! Für Häuser und Menschen die darin wohnen. Für die Welt, das große Haus der Menschheit und der ganzen Schöpfung. Das Haus für das wir Gott bitten: ‚breit die Arme aus und segne unser liebes Haus, bewahre uns vor Brand und Flut‘.
Heute Nacht will ich Gott bitten um seinen Segen und ihm alle anvertrauen, deren Seele voller Schrecken ist, alle, die jemanden vermissen, die Vater oder Mutter, Bruder oder Kind verloren haben. Ich bitte Gott um seinen Segen und seine Begleitung für alle, die noch in Furcht sind. Ich bitte Gott um das Leben der Verletzten und der Vermissten. Herr Christ nun breit‘ die Arme aus und segne unser liebes Haus. Segne und bewahre alle die hier leben!
Südwestdeutscher Rundfunk (SWR)
Redaktion: Ute-Beatrix Giebel