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Ein trauriges Jubiläum ist heute: Vor einem Jahr begann der russische Krieg gegen die Ukraine, weil Putin Allmachtsträume von einem russischen Großreich hat und schürt. Träume eines Despoten, der zu feige ist, Krieg zu nennen, was er tut.
Alle christlichen Kirchen der Welt bitten in ihren Gottesdiensten um den Frieden. Wirklich alle? Es wäre ja schon ein gutes Zeichen, würde der russisch-orthodoxe Metropolit Kyrill in Moskau wenigstens schweigen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Darum bitten Christen, dass Gott nicht nur das Herz des Aggressors Putin wenden möge, sondern auch das seines religiösen Hasspredigers Kyrill.
Andere, auch manche Christen, sagen sinngemäß ‚Lieber rot als tot.‘ Oder so ähnlich. Für mich wäre das ein fauler, ein falscher Friede. Eine Verhöhnung der Opfer. Eine Missachtung derer, die für Heimat und Freiheit kämpfen.
Die christlichen Kirchen haben ihre eigene Unrechtsgeschichte in der übergriffigen Haltung, dass sie zu wissen glauben, was für andere gut zu sein hat. Gerade, wenn christliche Kirchen selbst einander unversöhnlich gegenüberstehen. Diese Schande der Religion dürfen Christen nicht verschweigen oder verdrängen. Sie sollte uns in der Christenheit vorsichtiger machen in unseren moralischen Bewertungen und Ratschlägen.
Krieg kann man herbeireden. Krieg kann man machen. Frieden dagegen kann man nicht herbeireden und nicht machen. Frieden lässt sich nur stiften. Wenn ich dem anderen die Hand gebe und Schalom, Frieden! sage, ist das kein frommer Wunsch. Sondern ich sage damit: ‚Ich setze Frieden zwischen dir und mir und stehe hiermit selber dafür ein: Dass ich Frieden halten will.‘ So wird Frieden gestiftet.
Jesus sagt nicht, dass Friede wird, wenn wir alle nett und friedlich sein wollen. Sondern er nennt die Stifter des Friedens selig, also die, die bereit sind, dafür etwas von sich selbst einzusetzen. Wann dieser Punkt erreicht ist, dass die Kriegsgegner das wagen, weiß ich nicht.
Aber vergessen werden darf nicht: Dass Soldatinnen und Soldaten auf beiden Seiten kämpfen und töten, daran trägt auch Europa eine Mitschuld. Schon 2014, als Putin die Krim vereinnahmte, hätten wir als Bürgerinnen und Bürger Europas jene Maßnahmen schon damals wagen sollen, wie wir sie vor einem Jahr als europäische Gemeinschaft gegen Putin gewagt haben.
Dass wir es nicht getan haben, trägt auch dazu bei, dass die Ukraine seit einem Jahr leidet. Die christliche Liebe zum Frieden stellt auch die Frage nach der Wahrheit, selbst dann, wenn sie unangenehm ist.
Es gilt das gesprochene Wort.