Wie wird man einer anspruchsvollen neuen Aufgabe gerecht? Die Frage stellt sich nicht nur für die neu gewählten Bundestagsabgeordneten. Vier Anregungen aus der Bibel für alle, die Verantwortung tragen.
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Das waren herzige Bilder, die man in den Nachrichten sehen konnte: wehmütige Bundestagsabgeordnete, die ein letztes Mal durch den Reichstag bummeln und Erinnerungsfotos machen. Daneben neu gewählte Abgeordnete, die sich noch etwas scheu bewegen und Selfies machen. Abgeordnete sind eben auch nur Menschen.
In dieser Woche hat sich der neue Bundestag konstituiert. Die Hälfte seiner Mitglieder ist neu. Sie treten ein anspruchsvolles Amt an. Dafür müssen sie viel Zeit aufbringen, oft unterwegs sein, weg von zuhause. Sie müssen sich in komplexe Themen einarbeiten. Mit großen Erwartungen von allen Seiten. Nicht selten sind sie Zielscheibe für Ärger oder sogar Zorn von Bürgerinnen und Bürgern. Abgeordnete müssen viel einstecken. Zugleich sollen sie sich vorbildlich verhalten.
Ich habe im Lauf der Jahre einige Menschen kennengelernt, die politische Verantwortung tragen – auf verschiedenen Ebenen. Manche haben sich von ihrem Amt blenden lassen. Die damit verbundene Macht und Aufmerksamkeit sind ihnen zu Kopf gestiegen. Aber das waren nur wenige. Die meisten sind sich ihrer Verantwortung sehr bewusst. Ihr Amt bedeutet Dienst an der Allgemeinheit.
Wie kommt man mit der Verantwortung gut zurecht?
Dafür finde ich vier Anregungen in der Bibel. Hilfreich für alle, die Verantwortung tragen. Sei es in der Politik, in Wirtschaftsunternehmen, in Vereinen oder in der Familie.
Die erste Anregung lautet: "Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte sein von allen und aller Diener." Das sagt Jesus zu seinen Jüngern. Denn die streiten sich, wer unter ihnen die Nummer Eins ist. Jesus zeigt ihnen: Eine herausgehobene Position soll nicht zu allererst dem eigenen Ego dienen, sondern den anderen. Deshalb heißen die Mitglieder der Regierung Minister, das lateinische Wort für Diener. Ein Hinweis: Bleib bescheiden.
Die zweite Anregung aus der Bibel stammt vom Apostel Paulus. Der empfiehlt: "Prüft alles und das Gute behaltet." Zu Menschen mit viel Einfluss kommen gerne andere, die etwas von ihnen wollen. Lobbyisten nennt man sie in der Politik. Sie bringen viel Sachverstand mit. Sie verfolgen zugleich ihre Interessen. Die muss man vom Sachverstand strikt unterscheiden. Denn Abgeordnete sind den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet. Deshalb: Prüft alles und das Gute behaltet. Bleibe deiner Aufgabe treu.
Für das Prüfen braucht man Kriterien, einen ethischen Kompass, eine Richtschnur. Deshalb finde ich als dritte Anregung in der Bibel das Gebot, das im Alten Testament steht und das Jesus das höchste nennt: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Das klingt merkwürdig - zumindest vor dem Hintergrund der harten politischen Debatten. Parteien vertreten unterschiedliche Menschen- und Weltbilder. Gerade deshalb ist es so wichtig, an den gemeinsamen Kern des Menschseins zu erinnern. Wer einen Funken Liebe in sich spürt, redet anders mit anderen und über sie – sei es im Parlament oder wo auch immer. Bewahre den Respekt.
Die letzte Anregung aus der Bibel ist ein Zuspruch: "Lass dir an meiner Gnade genügen." Damit lässt sich Paulus von Gott trösten und Mut machen. Daran fehlt es oft – nicht nur im Politik-Betrieb. Dabei ist die Gnade so wichtig. Denn Verantwortliche kommen an ihre Grenzen. Sie haben Entscheidungen zu treffen, die für andere oft eine Zumutung sind. War die Entscheidung richtig? Das stellt sich meistens erst später heraus. Da bleiben Fehler, Ärger und Kritik nicht aus – bis hin zu Schuld. Gut, wenn man damit nicht alleine bleibt. Wenn man mit seiner Reue bei Gott offene Arme und Erbarmen findet. Etwas davon können auch Menschen füreinander übrighaben. Sei gnädig mit dir und anderen.
Es gilt das gesprochene Wort.
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