„Dieser Tag – ein Leben!“

Astrid Lindgrens Grab

Gemeinfrei via pixabay.com (Hermann Traub)

„Dieser Tag – ein Leben!“
Astrid Lindgren und der Tod
05.11.2017 - 07:05
01.11.2017
Anne Bezzel
Über die Sendung:

In ihren Geschichten und in ihrer eigenen Lebensgeschichte hat sich die weltberühmte Autorin auch dem großen Thema Tod und Sterben ausgesetzt. Sie erzählt von Wegen aus der Angst, von unbedingtem Vertrauen und von der Leidenschaft für das Leben.

 
Sendung nachhören
Sendung nachlesen:

Erstaunlich viele Menschen in meinem Umfeld können mir eine Antwort geben auf die Frage: Wo warst du, als du hörtest, daß Astrid Lindgren gestorben ist, damals, 2002?

Ich selbst stand an jenem Januartag vor 15 Jahren vor einer Bibliothek. Ich war Mitte zwanzig. Soeben hatte ich die Todesnachricht in der Zeitung gelesen. Über mir rauschte der Wind in den kahlen Bäumen und mich beschlich ein durch und durch irrationales Gefühl: Verwaist zu sein.

So sehr hatte die Autorin offenbar zu meinem Leben gehört.

 

Astrid Lindgren – viele verbinden damit Idylle und heile Welt. Und manchmal ist da kritisch die Rede von einer falschen Heimeligkeit, von einer „Bullerbüisierung“.

Ich lese ihre Geschichten aus einem anderen Grund, immer wieder: Weil sie mir Raum geben, dem schwersten Thema des Lebens zu begegnen: Dem Tod.

 

Astrid Lindgren – und der Tod? Als 1974 ihr Roman „Die Brüder Löwenherz“ veröffentlicht wird, schlagen die Wellen der Entrüstung hoch. Zwei Brüder, die am Ende gemeinsam in den Tod gehen? Auch wenn dies in der Hoffnung auf ein neues Leben geschieht – verharmlost die Autorin damit nicht dennoch leichtfertig das Thema des Freitods? Nein, es soll keine Ermutigung zum Selbstmord sein. Daß die Liebe stärker ist als der Tod – diesen Trost will Lindgren ihren kindlichen Lesern mit auf ihren Lebensweg geben.

Ein Trostbuch zu schreiben war ihre Absicht, ein Trostbuch für ihren achtjährigen Enkel, der Angst vor dem Tod hatte.

 

Ich las dem Jungen, der so ängstlich war, die Geschichte der Brüder Löwenherz vor, und als ich geendet hatte, lächelte er ein wenig und sagte: „Ja, wir wissen ja nicht, wie es ist, also kann es ja auch so sein.“

 

Astrid Lindgren vermag andere zu trösten. Aber sie tut dies nie im Tonfall der Belehrenden. „Ja, Jonathan, ich sehe das Licht! Ich sehe das Licht!“- die letzten Worte des kleinen Karl Löwenherz – Sehnsuchtsworte aus der Feder einer Frau, die selbst die Dunkelheit kennt. Und sie beim Namen nennt. Wie bewusst, zeigt eine Anekdote aus ihrer Biographie:

 

„Vormittags telefonierte Astrid mit der einen und abends mit der anderen Schwester, und jedes Mal wurde das Gespräch mit der gemeinsamen schwesterlichen Beschwörungsformel eingeleitet: ‚Der Tod, der Tod. Der Tod.‘“

 

In Astrid Lindgrens Leben ist er gegenwärtig. Sie ist Mitte vierzig, als ihr Mann Sture stirbt. Es ist eine bittere Todesursache: Alkoholismus. Und es ist kein sanftes Sterben. An einem Junitag 1952 platzt als Folge einer Leberzirrhose ein Aderknoten in der Speiseröhre – zwei Tage später stirbt er. Astrid Lindgren schreibt kurz danach in ihr Tagebuch:

 

„… Ich war allein mit Sture, als er fortging. Ich schrieb ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, als ich neben meinem bewusstlosen Jungen saß. Ich schrieb: 15. Juni 1952: ‚while strolling out an afternoon in June.‘ Das sang er früher einmal, mein Geliebter. Und genau das tut er jetzt – strolling out an afternoon in June. Er liegt da und stirbt vor meinen Augen.“

 

 

 

Wenige Monate nach dem Tod ihres Mannes schreibt Astrid Lindgren an ihre Mutter:

 

„Wir zündeten eine Kerze auf Stures Grab an, weil Allerseelen war. Es brannten auf fast allen Gräbern Kerzen, und sie leuchteten so hübsch in der Dunkelheit. Ja, Du kannst sicher sein, daß ich mir ALLE Todesanzeigen anschaue, um zu sehen, wie alt der Betreffende geworden ist. Ich will mich geradezu selbst überzeugen, daß es mehr Leben als Stures gibt, die zur Unzeit unterbrochen werden – und es sind wirklich viele, viele!“

 

Der größte Kummer ihres Lebens war jedoch der Verlust ihres Sohnes Lasse. Als Kleinkind hatte sie ihn schmerzlich vermisst, hatte immer wieder Abschied nehmen müssen nach den mühsam ersparten Reisen zu Lasses Pflegemutter nach Dänemark, bei der sie ihn als alleinerziehende Mutter untergebracht hatte. Später, 1986, dann der letzte Abschied von ihrem Sohn, der knapp 60-jährig an Krebs stirbt. Im Angesicht des Todes nach dem Sinn des Lebens zu fragen – das hat Astrid Lindgren immer wieder getan:

 

„Was der Sinn des Lebens nicht ist, das weiß ich: Geld zusammenzukratzen, auf den entsprechenden Seiten der Frauenzeitschriften zu posieren und solch eine Angst vor Einsamkeit und Stille zu haben, dass man nie in Ruhe und Frieden über die Frage nachdenken kann: Was mache ich mit meiner kurzen Zeit auf Erden?“

 

Die Kürze des Lebens, – davor möchte ich selbst oft gerne weglaufen. Astrid Lindgren flieht nicht. Sie setzt sich aus. Sie nimmt mich an die Hand, dasselbe zu tun. Vielleicht ist es das, wonach ich in ihren Büchern suche. Und was ich dort finde: Dass alles da sein darf. Ich muss keine falsche Heldin sein. Ich kann alle Regungen da sein lassen: Aufbegehren und anklagen. Hoffen. Akzeptieren. Trauern.

 

So lese ich in dem Roman „Madita“ gemeinsam mit dem fast sieben Jahre alten Mädchen die Zeilen, die ihr Nachbar E.P. Nilson an sie schickt, als er um das Leben seines einzigen Sohnes Abbe bangt:

 

„Ich bin ein Heide, Madita, das war ich schon immer, darum habe ich keinen Gott, zu dem ich beten kann. Aber vielleicht hast du einen, bete darum für Abbe. Frage ihn nur, was aus E.P. Nilsson werden soll, wenn Er ihm Abbe nimmt. Wie soll es denn weitergehen ohne Abbe, frage ihn das! Und es ist dringend.

Dein im Voraus dankbarer E.P. Nilsson

 

P.S. Wenn Abbe stirbt, hänge ich mich auf, aber das brauchst du Ihm nicht zu erzählen. Doch, tu es ruhig!“

 

Gott anklagen – und nicht mehr leben wollen, wenn das geliebte Kind stirbt – der alkoholkranke, arbeitslose Nachbar der wohlbehüteten Madita darf all dies, ohne dafür verurteilt zu werden. Madita erschrickt nicht vor seinen Worten. Aber sie tut stellvertretend das, was Nilsson verloren gegangen ist: Im Wandschrank ihres Kinderzimmers betet sie für ihren Nachbarsfreund. Und fügt hinzu: Damit Onkel Nilsson sich nicht aufzuhängen braucht.

Aufbegehren gegen den Tod – mit Worten. Auch mit Worten des Gebets.

 

 

 

Aufbegehren gegen den Tod – auch der unerschrockene Michel aus Lönneberga tut dies. Gegen alle Vernunft wagt sich Michel mit Pferd und Wagen in einen Schneesturm, um den todkranken Knecht Alfred zum Doktor zu bringen.

 

„Du sollst da nicht in deinem Bett liegen und sterben, Alfred, nein, das sollst du nicht!“

 

Er muss es wagen, das ist Michel klar – „und wenn sie beide, er und Alfred, dabei draufgehen sollten“. Er tut es, weil er Alfred liebt, nicht aus falscher Tollkühnheit. „Man wird stark, wenn man muß“ – so erklärt es Michel seinem Pferd, das sich mit ihm gemeinsam durch den Schneesturm kämpft.

 

„‚Lebst du noch, Alfred?‘ fragte er ängstlich. ‚Nein, jetzt bin ich sicher tot‘, sagte Alfred mit einer seltsam heiseren, schrecklichen Stimme.“

 

‚Nein, jetzt bin ich sicher tot‘ – darüber konnte ich als Kind befreit lachen inmitten aller Angst und Bangigkeit. Und darüber, dass hier dem Tod ein Schnippchen geschlagen wird.

Michel, stark durch die Liebe, trotzt dem Tod.

In der Geschichte der kleinen Malin hingegen gibt es nichts, das sie lieben könnte und das sie stark macht. Trostlos ist ihr Leben im Armenspital. Nichts Schönes gibt es dort. Nur das Lebensnotwendige. Doch Malin ist gewiss, dass es zum Leben mehr braucht als ein paar Kartoffeln im Bauch. „Klingt meine Linde? Singt meine Nachtigall?“ – in jenen Worten aus einem Märchenbuch findet sie ihre Sehnsucht nach Lebendigkeit und Schönheit wieder. So pflanzt sie eine Linde – aus einer verlorenen Erbse.

 

„‘Vielleicht ließ Gott in seiner Güte dieses Mal eine Linde aus einer Erbse sprießen. Mit Glauben und Sehnen wird es gelingen,‘ sagte Malin.“

 

Und wirklich wächst eine Linde. Doch der Baum klingt nicht. Glauben und Sehnen scheinen umsonst gewesen zu sein. Aber damit will sich Malin nicht abfinden. Ihr Glauben, ihr Sehnen geht weiter.

 

„Und es kam Malin in den Sinn, dem toten Baum ihre Seele zu schenken. Doch dann dachte sie: ‚Aber ich bin dann nicht mehr da, denn ohne Seele kann niemand leben auf Erden. Doch in der Linde lebe ich dann, bis zum Ende der Zeit wohne ich dann in meinem kühlen, grünen Haus, und die Nachtigall singt für mich. Und alles wird froh.‘„

 

Vielleicht kann nur das Kind in mir glauben, dass „alles froh wird“. Wenn ich jedoch werde wie ein Kind, begreife ich jene Geschichte von der Unsterblichkeit der Seele und der Macht des Wortes, dann vertraue ich wie der Apostel Paulus : „Wir werden alle verwandelt werden“.

 

 

 

Dass der Tod nicht das letzte Wort behält – diese trotzige Hoffnung und den Trost, der darin liegt, finde ich bei Astrid Lindgren – nicht jedoch die Berechtigung, sie als Glaubenszeugin zu vereinnahmen. Offen hat sie über ihre Zweifel und Fragen gesprochen. „Es ist alles eitel und ein Haschen nach Wind“ – immer wieder findet sich dieser Satz des Predigers Salomo in ihren Briefen und Aufzeichnungen. Aber gegen Ende ihres Lebens zieht sie den eigenen Zweifel in Zweifel:

 

„Woher wissen die Blumen, daß sie im Frühjahr blühen müssen, woher wissen die Vögel, daß sie singen sollen? Wissenschaftler glauben die gesamte Schöpfung erklären zu können. Aber ich frage mich: Wie kann alles so planmäßig sein? Und wie kann es sein, daß wir Menschen uns so viel mit religiösen Gedanken beschäftigen? Was treibt den Menschen dazu? Also zweifle ich an meinem eigenen Zweifel. Oft.“

 

 

 

Ich war etwa 7 Jahre alt, als mich Lindgrens furchtlose Räubertochter mit dem Tod konfrontierte – und mit der Lebendigkeit, denn im Mattiswald sind Todesgefahr und Lebensüberschwang oft nur eine Handbreit voneinander entfernt. Immer wieder sieht die Räubertochter Ronja dem Tod ins Antlitz – und bleibt am Leben. Der greise Räuber Glatzen-Per ist es, der am Ende stirbt – auch wenn Ronjas Vater Mattis den Gedanken daran gar nicht ertragen kann:

 

„‚Das Sterben lässt du schön bleiben! Noch habe ich keinen einzigen Tag meines Erdenlebens ohne dich verbracht, du alter Narr! Du darfst dich nicht einfach heimlich hinlegen und mir wegsterben!‘ ‚Na, mein Jung, wir wollen‘s abwarten,‘ meinte Glatzen-Per und schmunzelte vergnügt.“

 

Als Glatzen-Per schließlich das Bett nicht mehr verlassen will, wird Mattis unruhig und bestürmt seine Frau Lovis, aber Glatzen-Per ist die Ruhe selbst.

 

‚So will ich es haben, während ich warte', sagte er. ‚Worauf wartest du denn?‘ fragte Mattis. ‚Ja, was meinst Du wohl?‘ fragte Glatzen-Per. Mattis konnte es nicht erraten. Aber er sah mit Sorge, daß Glatzen-Per immer mehr abmagerte, und er fragte Lovis: ‚Was fehlt ihm bloß, was meinst Du?‘ ‚Es ist das Alter‘ , sagte Lovis.... ‚Aber daran stirbt er doch hoffentlich nicht?‘ ‚Doch, das tut er‘, sagte Lovis. Da brach Mattis in Tränen aus. ‚Nein, scher dich zum Donnerdrummel‘, schrie er. „Das erlaub ich nicht!‘ ‚Über vieles bestimmst du, Mattis, aber darüber nicht!‘“

 

Über den Tod bestimmst du nicht. Mattis‘ Erschrecken darüber ist mein eigenes. Glatzen-Per selbst teilt es nicht. Als er am Ende stirbt, tut er dies ohne Furcht. So getrost und heiter wie Astrid Lindgrens hochbetagter Vater, der es bis zum Schluß „wundervoll fand zu leben“ – in der unerschütterlichen Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.

 

„‘Er ist tot!‘ Da öffnete Glatzen-Per ein Auge und sah ihn vorwurfsvoll an. ‚Das bin ich ganz gewiß nicht! Glaubst Du, ich hab nicht so viel Anstand, daß ich Abschied nehme, bevor ich mich davon mache?‘ Dann lag er wieder lange mit geschlossenen Augen da... ‚Aber jetzt‘, sagte Glatzen-Per und schlug die Augen auf. ‚Jetzt, meine Freunde, nehm‘ ich Abschied von euch allen! Denn jetzt sterbe ich!‘ Und dann starb er. Ronja hatte noch nie jemand sterben sehen, und sie weinte eine Weile. Aber in letzter Zeit ist er ja schon müde gewesen, dachte sie. Vielleicht ruht er sich jetzt irgendwo anders aus, wo, daß weiß ich nicht.

Mattis aber ging laut weinend in der Steinhalle auf und ab und schrie: ‚Er ist immer dagewesen! Und jetzt ist er nicht mehr da!‘ Da sagte Lovis: ‚Mattis, du weißt, daß keiner immer da sein kann. Wir werden geboren, und wir sterben, so ist es seit eh und je. Was jammerst du da?‘ ‚Aber er fehlt mir!‘ schrie Mattis. ‚Er fehlt mir so sehr, daß es mir ins Herz schneidet!‘ Und dann saß er bald an Lovis und bald an Ronja gelehnt und weinte sich aus, weinte seine Trauer über Glatzen-Per hinaus, der in seinem Leben immer dagewesen war und jetzt nicht mehr da war.“

 

 

 

Zusammen mit Mattis, Ronja und Lovis kann ich schreien und weinen; mich besänftigen lassen und ruhig werden. Das Vermächtnis, das Glatzen-Per Ronja hinterlässt, lautet: Lebe ohne Angst! Und sei gut! So wie es Lindgren für sich selbst notiert hat:

 

„Lebe nicht, als hättest du tausend Jahre vor Dir! Solange du noch lebst, solange du es noch kannst – sei gütig!“

 

Lebe nicht, als hättest Du tausend Jahre vor Dir. Als 18-Jährige entdeckt Astrid Lindgren einen wunderbaren Ausspruch des Dichters Thomas Thorild: „Dieser Tag – ein Leben!“ Viele Jahrzehnte später legt sie diesen ihrem alter ego Melcher in der Erzählung „Ferien auf Saltkrokan“ in den Mund:

 

„‘Dieser Tag ein Leben‘, murmelte Melcher. ‚Ja, aber das ist ja ganz ausgezeichnet.‘ 'Was ist denn da so Ausgezeichnetes dran?‘ fragte Johann. ‚Das steht hier im Buch‘, sagte Melcher begeistert. Hier steht ‚Dieser Tag ein Leben‘ – das bedeutet, man soll gerade an diesem Tag so leben, als hätte man nur diesen einen. Man soll auf jeden einzigen Augenblick achtgeben und spüren, daß man wirklich lebt.‘“

 

Die Kostbarkeit des Lebens kennt offenbar keine Ausnahmen. Als Melcher sein Philosophieren kurz unterbricht, um eine zudringliche Wespe totzuschlagen, schreitet sein siebenjähriger Sohn Pelle ein:

 

„‘Laß das!‘ schrie er, ‚laß meine Wespen in Ruhe! Die möchten doch auch so leben, so, wie du sagst.‘ ‚Was hab ich gesagt?‘, fragte Melcher. Er konnte sich nicht erinnern, daß er etwas über Wespen geäußert hätte. ‚Dieser Tag ein Leben oder wie es gleich war,‘ sagte Pelle.“

 

In Pelle, der „soviel Gerenne in den Beinen hat“ finde ich einen, der unbedingt befreundet ist mit dem Leben. Der alles liebt, was lebt. Den Regen, der aufs Dach trommelt, seine Geschwister, die Insel Saltkrokan, zuäußerst im Meer. Wespen inbegriffen. Wer so leidenschaftlich befreundet ist mit dem Leben, wer jeden Tag so auskostet, als sei er der einzige, der empfindet zugleich in besonderer Weise die Bitterkeit des Todes. Kann dann der Tod je etwas anderes sein als der Neinsager, als der Feind, den man fürchtet? Die Biographin Margarete Strömstedt beschreibt ein Interview mit Astrid Lindgren, ein paar Wochen nach dem Tod ihres Sohnes.

 

„In der Fernsehsendung, die wir in jenem Sommer aufnahmen, sagte sie mit leicht gebrochener Stimme: ‚Man muss leben, damit man sich mit dem Tod anfreundet.‘ Pause. Dann leise, fast unhörbar: ‚Glaube ich, tra, la, la.‘“

 

Dieser Tag, ein Leben! Sei gütig! Jetzt! Das fällt mir schwer genug. Doch die Vorzeichen umkehren – und sich mit dem Tod anfreunden? Wie könnte mir das je gelingen? Mit Lebendig sein – mit Hoffen und Sehnen, so wie Michel, Madita, Ronja und die Brüder Löwenherz. Und im Vertrauen, dass Gott es ist, der der Feindschaft ein Ende macht, so wie es der Apostel Paulus schreibt: Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.‘ ‚Wir werden verwandelt werden.‘ Das ist meine Sehnsucht. Dass Gott mich lebendig macht an jedem Tag meines Lebens. Und mich lebendig machen wird am Ende meiner Tage.

 

 

 

 

Musik dieser Sendung:     
(1) När som elden, Plommon, Plommon: Sah!

(2) Vallat fran Jämtland, Jan Johansson / Georg Riedel, Jazz pa svenska. Swedish folk songs

(3) Nur är det synd om de döda, Kraja, Brusand Hav

(4) Leksands skänklat, Jan Johansson / Georg Riedel, Jazz pa svenska. Swedish folk songs

(5) Danza, Tom Daun, Blue Strings. Musik für keltische Harfe

(6) Visa fran Utanmyra, Jan Johansson / Georg Riedel, Jazz pa svenska. Swedish folk songs

 

När som elden din icke mera brinner,

och bergena de blevo vax.

Och när floden din icke mera rinner,

och i skogarne man fangar lax.

När som höken har blivit en duva,

och bromsarne de bliva bi.

Och när storken har blivit en fluga,

ja, da först kan jag övergiva dig.

 

Wenn Dein Feuer nicht mehr brennt

Und die Berge sich in Wachs verwandeln

Und Dein Fluß nicht länger fließt

und man die Lachse im Wald fangen muss

Wenn der Habicht sich in eine Taube verwandelt

Und die Bremsen in Bienen

Und der Storch eine Fliege wird

- nur dann kann ich Dich verlassen.

 

(Musik: Trad. Skane / Frida Rosén)

 

Nu är det synd om de döda

som ej fa sitta i varens tid

och värma sig i solen

pa ljus och ljuvlig blomsterlid

Men kanske viskade de döda

da ord till vivan och violen

som inga levande förstar

De döda veta mer än andra

och kanske skulle de när solen gar

da med en glädje djupare än var

bland kvällens skuggor ännu vandra

I tankar pa den hemlighet

som bara graven vet

 

Es ist traurig um die Toten

die den Frühling nicht erleben

und sich nicht zwischen hellen, lieblichen Blumen

von der Sonne wärmen lassen können.

Aber vielleicht flüstern die Toten

der Schlüsselblume und dem Veilchen

etwas zu, was kein Lebender versteht.

Die Toten wissen mehr als andere

und vielleicht werden sie, wenn die Sonne untergeht

trotzdem mit tieferer als unserer Freude

zwischen den Schatten des Abends wandeln

in Gedanken an das Geheimnis

das nur das Grab kennt.

 

(Musik: Eva Lestander / Text: Verner von Heidenstam / Arr.: Lisa Lestander)

 

01.11.2017
Anne Bezzel