Und wenn das fünfte Lichtlein brennt

Morgenandacht
Und wenn das fünfte Lichtlein brennt
27.12.2018 - 06:35
13.09.2018
Thomas Dörken-Kucharz
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„Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür, und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt.“

 

Weihnachten ist vorbei. Heute brennt das fünfte Lichtlein!

 

Diese Andacht ist für alle, die Weihnachten verpennt haben – oder die Weihnachten am liebsten verpennt hätten. Heute ist Umtauschen oder Gutschein einlösen angesagt. Oder doch nochmal schlafen, weiterschlafen oder endlich schlafen? Mal ganz ehrlich: Weihnachten kann auch megaanstrengend sein: davor, währenddessen und danach! Die Gefühlsduselei, der Familienkrampf, die Besuche, der Geschenkezwang, der Einkaufstrubel, die Bedankerei und, und, und. Da war und ist längst nicht allen zum Jubeln zumute. Mancher mag sich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen, damit ihm oder ihr nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Ganz egal, ob mit seinen himmlischen Chören, mit der eigenen Familie oder einfach mit dem, was das alles an Arbeit macht.

 

Weihnachten verschlafen. Die meisten feiern, aber in vielen steckt auch der Wunsch diesem „Fest der Liebe“ zu entkommen: durch eine Reise ins Ausland oder schlicht durch Verschlafen. Viele sind allein und es war ihnen am Fest der Freude gar nicht feierlich und froh ums Herz. Und viele waren, bis es endlich Weihnachten wurde, so mit ihren Kräften am Ende, dass Schlafen fast zum schönsten Weihnachtserlebnis wurde. Ich denke z. B. an Einzelhändlerinnen und Verkäufer, Paketzusteller und Versandhandelsangestellte. Sie sinken an Heilig Abend oft entkräftet ins Bett. Bei ihnen kann frühestens am zweiten Feiertag ein Hauch von Weihnachtsstimmung aufkommen. Vielleicht wäre es am besten, sie würden zukünftig gleich das orthodoxe Weihnachtsfest feiern. Denn das ist am 6. Januar, und da ist der Geschenketrubel hierzulande endlich vorbei.

 

Doch jetzt die gute Nachricht: Das Weihnachtsgeschehen kann auch denen, die erst das fünfte Licht erblicken, ganz nahe kommen. Tatsächlich gibt es Gott den Seinen im Schlaf (Ps 127,2) – und die Weihnachtsschläfer haben sogar echte Bundesgenossen in den biblischen Weihnachtsgeschichten. Da sind als erstes die Hirten. Sie wurden von den Engeln mitten in der Nacht angesprochen und erschraken. Da sind auch die drei Weisen aus dem Morgenland, die heiligen drei Könige, wie sie auch genannt werden. In Bethlehem angekommen erschien ihnen Gott im Traum und schickte sie auf eine ganz neue Route, vorbei am König Herodes, der Böses im Schilde führte. Damit sie das Kind in der Krippe nicht verraten. Und auch Joseph, Marias Mann oder Verlobtem, erschien Gottes Engel im Traum. Und das gleich zweimal. Zuerst, als Marias Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war, damit er Maria nicht verlässt – denn sie war ja nicht von ihm schwanger. Und dann noch einmal nach Weihnachten, also wenige Tage nach der Geburt Jesu. Da befahl der Engel Joseph, mit Jesus und Maria nach Ägypten zu fliehen und so der Verfolgung durch Herodes zu entgehen. Zum Schutz des Kindes also.

 

Für alle Weihnachtsschläfer sei also festgehalten: Ohne Schlaf kein Weihnachten. Die Geschichte wäre fürchterlich schief gegangen. Ja, schlafen an Weihnachten ist Teil der Botschaft und aus biblischer Perspektive gar nicht verkehrt. Denn die Weihnachtsgeschichten erzählen ja gerade: niemand muss oder kann besonders vorbereitet sein für die Botschaft „Friede auf Erden“. Die Weihnachtsbotschaft kann also ebenso gut im Schlaf überraschen, und es spielt keine Rolle, ob das bei dem vierten oder dem fünften Lichtlein geschieht. Gott kommt zu uns, davon handelt die Weihnachtsgeschichte. Und wenn Gott wirklich zu Ihnen kommt, dann stört es ihn nicht, ob Sie schlafen, beten oder auf Teneriffa am Strand liegen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

13.09.2018
Thomas Dörken-Kucharz