Menschen, die Missstände aufzeigen, nerven. Man weiß: Eigentlich haben sie recht, aber dann müsste man ja wirklich etwas ändern. Dabei kann es sogar Spaß machen, für ein Ziel in die Pedale zu treten.
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Mahner können anstrengend sein. Sie weisen auf Missstände und Fehlverhalten hin. Das hört in der Regel niemand gern. Sie schauen Regierenden und Regierten auf die Finger. Und das ist mindestens lästig.
Das war auch schon in biblischer Zeit so. Ob Propheten in Jerusalem, die König und Volk kritisierten, oder Johannes der Täufer zur Zeit Jesu, der König Herodes so scharf anging, dass er dafür mit dem Leben bezahlte. Mahner sind anstrengend, damals wie heute. Aber sie sind enorm wichtig.
Eine solche Kontrollinstanz heutzutage ist der Expertenrat für Klimafragen. Er hat seit 2020 den gesetzlichen Auftrag zu überprüfen, ob Deutschland die Klimaziele einhält. Vor einer Woche hat der Klimarat seinen Prüfbericht vorgelegt. Ergebnis: Das Emissionsbudget wird eingehalten. Deutschland steht momentan gar nicht so schlecht da – aber nur wegen Coronakrise und Wirtschaftsflaute. In Zukunft reichen die bislang beschlossenen Maßnahmen nicht aus. Wir werden das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, nicht erreichen, wenn wir nicht deutlich nachbessern. Insbesondere bei Gebäuden und Verkehr.
Solche Instrumente wie der Klimarat sind gut und notwendig. Sie halten den politisch Verantwortlichen und uns allen den Spiegel vor. Es braucht weitergehende Schritte. An erster Stelle ist die Politik gefragt. Aber auch wir als Gesellschaft werden manches an unserem Lebensstil ändern müssen. Klimaschutz kann anstrengend sein. Manchmal mag man den Mahnerinnen und Mahnern gar nicht mehr zuhören. Man weiß, dass sie eigentlich recht haben, aber… dann müsste sich ja wirklich was ändern.
Doch Klimaschutz kann auch Spaß machen. Man kann vieles spielerisch angehen, auch wenn die Lage ernst ist. So sagt mir meine Bahn-App: Ich habe dieses Jahr im Fernverkehr schon über eine Tonne CO2 eingespart, was sieben Inlandsflügen entspricht. Das spornt an.
Ein anderes Beispiel ist die Aktion "Stadtradeln". Daran beteiligen sich zwischen Mai und September auch in diesem Jahr wieder Menschen in tausenden Städten und Kommunen. Die Aufgabe: Drei Wochen lang versuchen, möglichst viele Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen. Und das nicht nur für sich alleine, sondern Teams bilden mit Freunden und Bekannten oder in Firmen, Schulen, Kirchen und Vereinen. Zusammen kann man sich dann über die erreichten Fahrradkilometer freuen.
Stadtradeln ist die weltgrößte Fahrradkampagne. Allein in meiner Stadt Frankfurt am Main haben in den drei Wochen seit dem 1. Mai über 7000 Radelnde mitgemacht. Sie haben fast 1,5 Millionen Kilometer zurückgelegt und so gut 240 Tonnen CO2 eingespart.
Solche Aktionen sichern nicht, dass wir die Klimaziele bis 2045 erreichen. Aber sie führen zum Umdenken und verändern oft auch das Verhalten. Sie loten Möglichkeiten spielerisch aus. Solche Challenges bereiten Wege.
In biblischer Zeit gab es neben den Mahnern auch die Wegbereiter. "Macht eine ebene Bahn, bereitet den Weg!" war ein Aufruf, wenn ein besonderes Ereignis bevorstand, wenn ein König oder gar der Messias erwartet wurde. (Jesaja 40,3) Macht eine ebene Bahn, das war mehr als ein roter Teppich. Es brauchte Wegbereiter, die früh angefangen haben, damit rechtzeitig alle Ziele für das Event erreicht wurden.
Wegbereitung gibt es in der Bibel im religiösen Sinn. Bereitet Gott eine ebene Bahn!, heißt: sich vorbereiten auf eine heilige Zeit, innerlich wie äußerlich. Das praktizieren Gläubige bis heute mit Fasten in den Wochen vor einem besonderen Fest.
Solche spirituellen Challenges vor religiösen Ereignissen sind natürlich nicht 1:1 auf Klimaschutzmaßnahmen übertragbar. Aber wir brauchen neben den Mahner auch immer die Wegbereiterinnen, die schon mal die Strecke spuren und in die Pedale treten.
Apropos "ebene Bahn": Beim "Stadtradeln" gibt es eine App fürs Handy namens "RADar". Mit ihr kann man Schlaglöcher oder Wurzelschäden auf Fahrradwegen melden. Denn ebene Wege gefallen nicht nur Königen, sondern allen, die vorwärts und gut ankommen wollen.
Es gilt das gesprochene Wort.
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