Der Erfinder der Elektrizität

Wort zum Tage
Der Erfinder der Elektrizität
03.06.2021 - 06:20
27.05.2021
Hannes Langbein
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„Christus ist der Erfinder der Elektrizität“. Wie bitte? 
„Christus ist der Erfinder der Elektrizität“! – Ja, so steht das da: Auf einem kleinen Herz-Jesu-Bildchen in der Berliner St. Matthäus-Kirche. Viele kennen sie: Diese kleinen, etwas süß-lichen Jesusbildchen mit brennendem Herz, die man in katholischen Devotionaliengeschäften findet. Auf dem einen steht – handschriftlich mit etwas krakeliger Schrift – „Der Erfinder der Elektrizität“, auf einem anderen „Der Erfinder der Dampfmaschine“, auf einem weiteren „Der Erfinder der Stickstoffsynthese“…

Es ist die Handschrift des Künstlers Joseph Beuys, der in diesem Jahr einhundert Jahre alt geworden wäre.  Der Künstler hat die Bildchen 1972 in Neapel erstanden und dann mit Blei-stift beschriftet. Für Joseph Beuys war Jesus Christus eine Erfindergestalt. Denn für ihn hat die Menschwerdung Gottes einen solchen Erneuerungsschub in unsere Welt gebracht, dass man Christus mit Fug und Recht unter die großen Erfinder der Zivilisationsgeschichte rechnen kann. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Für Joseph Beuys geschieht mit der Men-schwerdung Gottes ein bislang nicht dagewesener „Kurzschluss“ zwischen Geist und Materie. Der hat derart kreative Funken geschlagen, dass sich seine Erneuerungskraft, der sogenannte „Christusimpuls“, bis heute fortsetzt.

Nicht umsonst lässt sich die berühmte „Capri-Batterie“ des Künstlers, eine mit einem Stecker und Glühbirne verkoppelte Zitrone, als eine Art Christusbild bezeichnen, weil es den Kurz-schluss zwischen Geist und Materie, zwischen Erfindergeist und Natur, in einem Nu in ein Bild fasst. Christus ist der Erfinder der Elektrizität, weil sich in ihm der Zusammenstoß der Span-nungspole Geist und Materie, Gott und Mensch, ereignet hat; und weil sich aus diesem Zu-sammenstoß eine Form der Christusenergie entwickelt hat, die sich bis heute fortsetzt.
Im Prolog des Johannesevangeliums ist dieser Kurzschluss der Pole wie in einer Christus-Batterie literarisch konserviert: „Das Wort ward Fleisch.“ Oder anders, in den Worten des Christus: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
 

Es gilt das gesprochene Wort.

27.05.2021
Hannes Langbein