An der Hand die Demut

Wort zum Tage
An der Hand die Demut
17.07.2019 - 06:20
13.06.2019
Michael Becker
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„Wir schaffen das!“ Mit diesen drei Worten wird Angela Merkel in die Geschichte eingehen. Heute wird die Bundeskanzlerin 65 Jahre alt. „Wir schaffen das!“, sagt sie vor vier Jahren auf einer Pressekonferenz. Niemand weiß bis heute, ob Frau Merkel die Worte eher spontan gesprochen oder geplant hatte. Das ist auch nicht wichtig. Kaum waren die Worte in der Welt, waren sie wie in Stein gemeißelt. Und die Helferinnen und Helfer in Stadt und Land mussten sehen, wie sie mit den vielen Flüchtlingen aus dem Irak, aus Syrien und aus Nordafrika fertig wurden.

„Wir schaffen das!“ Die Worte liegen seitdem auf der Goldwaage. Wie ja überhaupt Menschen an der Spitze unter ständiger Beobachtung stehen. Was trägt sie heute, welche Farbe? Ist ihr Ehemann dabei? Sieht sie frisch aus oder zittert sie wieder? Seit 28 Jahren ist Frau Merkel jetzt in Regierungen, seit 14 Jahren an der Spitze. So lange unter Beobachtung; so lange fast jedes Wort von ihr auf der Goldwaage. Das muss man erstmal aushalten. Sie hält aus. Geboren in Hamburg, Tochter eines evangelischen Pfarrers, der freiwillig in die DDR geht, wo Merkel aufwächst und Physikerin wird. Eher eine stille Arbeit. Die Wende im Land ist auch eine Wende für sie. Es kommt das Rampenlicht.

Auf dem Weg nach oben sollte man Demut an der Hand halten. Das wünsche ich mir von Frauen und Männern in der Politik. Sie müssen nicht an Gott glauben; aber auch nicht nur an sich selbst. Und sollten nicht zu laut sein. Wer im Licht steht, dessen Worte werfen Schatten, lange manchmal. Mancher hat schon bereut, dies oder das eher nebenbei gesagt zu haben. Wir brauchen in der Politik keine Menschen, die sich vor allem um sich kümmern. Wir brauchen Menschen, die sich um das Wohl des Landes sorgen. Die Welt ist aufgeregter geworden als vor zwanzig Jahren. Da hilft Ruhe und Demut. Politiker sind nicht von Gott eingesetzt, wie man früher glaubte. Sie sind Gott aber verantwortlich. Wie wir alle. Wer die Welt und alles Leben geschaffen hat, wird auch fragen, wie wir mit unseren Worten und dem Leben umgegangen sind. Seien wir sorgsam im Reden und Tun. Und dankbar für alle, die für uns arbeiten. Glückwunsch, Frau Bundeskanzlerin.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

13.06.2019
Michael Becker