Mut zum Vertrauen

Mut zum Vertrauen
mit Pfarrer Benedikt Welter aus Trier
19.08.2023 - 23:45
02.02.2023
Benedikt Welter

Einen guten späten Abend, verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer.

„Courage et confiance“ – „Mut und Vertrauen“. Dieses Wort hat sich tief in mir eingeprägt. Getroffen hat es mich in meiner beruflichen Anfängerzeit - vor immerhin schon dreißig Jahren also; Es war im Trauergespräch mit einem Witwer. Seine französische Ehefrau war gerade viel zu früh und sehr tragisch gestorben. Ihr Mann erzählt mir von ihrem Leben – und auch davon, welche Schwierigkeiten die Familien der beiden Liebenden ihnen von Anfang an gemacht hatten in dieser deutsch–französischen Beziehung. Und er erzählt mir von den Monaten und Wochen des Bangens und Zitterns nach der Krebs-Diagnose bei seiner Frau. Auf dem Sterbebett hat sie ihrem Mann ein Wort mitgegeben, das auch mir wichtig geworden ist: „Courage et confiance“ – „Mut und Vertrauen“. Und immer, wenn wir zwei uns nach der Beerdigung einmal begegnet sind, haben wir uns seither so begrüßt und verabschiedet. „Courage et confiance“.

Vertrauen ist sehr, sehr risikoreich – das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich habe mir schon manche blutige Nase geholt, weil ich anderen vertraut habe; und ich werde vermutlich noch manche Enttäuschung erleben. Auch mein Vertrauen in meine Kirche wird seit einiger Zeit immer wieder erschüttert. Zugleich stehe ich selbst FÜR diese Institution Kirche und bin immer wieder neu davon angefasst, wenn Menschen mir in sensiblen Lebenssituationen Vertrauen entgegenbringen. Wie Blutige Nase hat es sich auch dort schon mal angefühlt, wo ich mit Kolleginnen und Kollegen vertraulich über sensible Personalangelegenheiten gesprochen hatte – und dann wurden mir Inhalte aus so einem Gespräch plötzlich über den Flur zugerufen.

„Courage et confiance.“ Vertrauen braucht Mut. Auch den Mut zu dem Risiko, dass ich enttäuscht werde. Deshalb geht mir zeitgleich zu „Mut und Vertrauen“ auch ein Satz aus DEM Osterpsalm durch den Kopf: „Besser ist es, auf den Herrn zu vertrauen, als auf Menschen zu bauen. Besser ist es, auf den Herrn zu vertrauen, als auf Fürsten zu bauen.“ Klingt wie „Vorsicht vor Vertrauen!“, klingt fast nach einer biblischen Empfehlung zum Misstrauen.

Aber ich höre und bete dieses Psalmwort anders: Gott ist vertrauenswürdig; Gott gegenüber darf ich buchstäblich vertrauensSELIG sein. Und so kann ich es tragen und ertragen, wenn Menschen und Mächtige mich enttäuschen – oder ich mich selbst…

Eingepreiste Distanz zum Scheitern nenne ich das – auch zum eigenen Scheitern.

Der Blick auf Gott, der Blick „nach oben“ hilft mir, mit meinen vielen Unzulänglichkeiten gut umzugehen – und auch mit den nicht vermeidbaren Schwächen oder Fehlern von anderen zu leben, denen ich begegnen und trotz allem immer wieder neu vertrauen darf.

Courage et confiance. Mut und Vertrauen wünsche ich Ihnen und also einen gesegneten Sonntag.

 

02.02.2023
Benedikt Welter