Einen guten späten Abend, verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer.
"Wer nicht hören will, muss fühlen": das ist ein Klassiker, wenn das Kind etwa in die Brennnesseln gepackt hat – die Eltern hatten ja davor gewarnt... Nächste Eskalations-Stufe: "Wenn du jetzt nicht hörst, dann aber…". Ob so eine Erziehung Erfolg haben kann, sei jetzt mal dahingestellt. Wichtig finde ich, dass beide Sprüche vom Hören reden. Hören hilft, Gefahren zu vermeiden; genau Hinhören und sich danach richten bringt Beziehungen wieder in Ordnung… Hören eben.
Das ist insofern bemerkenswert, weil ja eigentlich die Augen und das Sehen als der wichtigere Sinn gelten. Weil wir schon als Kinder gesehen und abgeschaut und nachgeahmt haben, was die Großen uns vormachten – egal ob Eltern oder große Geschwister.
Und doch ist das Gehör der erste und vornehmste Sinn in der Bibel und dann in der ganzen jüdisch-christlichen Tradition. "Schema Jisrael", Höre Israel steht am Anfang des jüdischen Glaubensbekenntnisses. Mit "Höre, mein Sohn, und neige das Ohr deines Herzens", beginnt die Regel des Heiligen Benedikt für seine Ordensbrüder. Die Bibel verlässt sich mehr auf das Gehör als auf das Auge. Und das tut sie, weil sie den Menschen sehr gut kennt. Weil sie weiß: das Gehör ist weniger verführbar als das Auge. Die Augen kann ich zumachen, sie vor etwas verschließen. Die Ohren müsste ich mir sehr fest zuhalten oder verstopfen –– und selbst dann dringen Laute in mich herein. Sogar schon im Mutterleib hört der kleine Mensch, der noch unterwegs ist in die Welt. Alles um das kleine Wesen dringt schon mit Klängen und Geräuschen zum Kind vor, lange bevor das Licht seine Augen fluten wird.
"Auf ihn sollt ihr hören", lädt Gott die drei Männer ein, die mit Jesus auf einen Berg gestiegen sind. Morgen wird diese Geschichte in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen. Auf dem Berg Tabor erleben die Freunde etwas total Ungewöhnliches. Sie sehen Jesus plötzlich in einem ganz neuen Licht. "Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht." So beschreibt es die Bibel. Aber dann – und das ist noch wichtiger: dann hören sie Gottes Stimme sagen "Auf ihn sollt ihr hören" "Auf ihn sollt ihr hören. Sie werfen sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchten sich sehr. Schon, was sie sehen, hat sie erschreckt. Was sie hören aber wohl noch mehr.
Es erschreckt; und das ist auch klar: vieles von dem, was Jesus zu sagen hat, geht nur schwer ins Ohr. Deshalb finde ich den Anfang der Regel des Heiligen Benedikt so passend: "Höre,– und neige das Ohr deines Herzens."
Auf Jesus hören. Ich verstehe es so: wenn ich auf Jesus hören will, dann bin ich bereit, überhaupt zuzuhören und hinzuhören. Und zwar richtig! Auf Jesus hören heißt dann für mich: hab keine Angst. Stell dich dem Menschen, der vor dir steht und zu dir spricht. Auf Jesus hören heißt dann für mich: sei wach mit allen Sinnen nimm wahr, was in der Welt geschieht. Auf Jesus hören heißt dann für mich: ich kann sogar mit einem Menschen mitfühlen, den oder die ich gar nicht persönlich kenne; aber von seinem Schicksal höre ich ja. Oder – um es noch mal mit der pädagogischen Binsenweisheit des Anfangs zu sagen: Wer auf IHN hören will, wird fühlen. Mitfühlen mit den Menschen.
Einen gesegneten Sonntag wünsche ich Ihnen.
Saarländischer Rundfunk (SR)
Redaktion: Barbara Lessel-Waschbüsch
Katholischer Senderbeauftragter für Das Wort zum Sonntag für den SR
Wolfgang Drießen, Bistum Trier
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