Good News

Morgenandacht

Gemeinfrei via Unsplash/ Daniel Sinoca

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Morgenandacht von Anna Weingart
25.05.2023 - 06:35
03.03.2023
Anna Julia Weingart
Sendung zum Nachhören:

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Die Sendung zum Nachlesen: 

In der biblischen Schöpfungserzählung im Alten Testament heißt es: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1, 31)

Die Zahlen sind bekannt: Jedes Jahr gelangen 10 Millionen Tonnen Plastik ins Meer.
Die Bilder sind bekannt: Aufgeschlitzte Fische, verhungert, weil ihre Mägen voll Plastik sind.
Die Schlagzeilen sind bekannt: „Unsere Meere ertrinken in Plastik.“ (1)
Alles längst bekannt.
Es sind die normalen, entsetzlichen Schlagzeilen, mit denen ich aufgewachsen bin. Doch ich weigere mich, sie als normal zu akzeptieren. Wir Menschen sehen das alles, was aus dieser Schöpfung gemacht wurde. „Und siehe“ möchte ich schreien, „das ist überhaupt nicht gut!“

Verschwindend klein war eine andere Überschrift: „Unglaublich vielversprechend: Bubble Barrier fischt Plastik aus niederländischem Fluss.“ (2)
Eine gute Schlagzeile, die jedoch nie wirklich Schlagzeilen gemacht hat. Im Guardian habe ich sie versteckt unter der Rubrik „Umwelt“ gefunden.
In dem Artikel geht es um Folgendes: Plastik gelangt größtenteils über Flüsse ins Meer. Dort angekommen, lässt es sich kaum wieder herausfischen. Es zerfällt über die Jahre in Mikroplastikteilchen. Die bleiben für Jahrhunderte im Meer, da Plastik nur extrem langsam abgebaut wird.

Mit der Bubble Barrier will die Stadt Amsterdam verhindern, dass der Plastikmüll überhaupt erst im Meer landet. Sie setzt dabei auf eine Wand aus Luftblasen im Wasser. The Great Bubble Barrier.
Dafür wird ein Schlauch mit Löchern diagonal im Fluss versenkt. Kontinuierlich wird Luft durch diesen Schlauch geblasen, so dass eine Wand aus Luftblasen im Fluss aufsteigt. Weil Plastik so leicht ist, wird es mit den Luftblasen an die Wasseroberfläche getrieben. Die Strömung des Flusses treibt das Plastik an der Luftblasenwand entlang zum Ufer, wo es dann abgeschöpft werden kann. Und es scheint, als wäre die feine Luftwand sogar in der Lage, Mikroplastikteilchen aus dem Fluss zu filtern. Diesen März wurde das Projekt auf der Wasserkonferenz der Vereinten Nationen vorgestellt.

Drei Bubble Barriers gibt es schon: in Amsterdam, Katwijk und Wervershoof in den Niederlanden. Eine vierte Barriere soll in diesem Jahr in Portugal installiert werden. Das nächste Ziel ist dann, vier große Flüsse in Asien auszustatten. Denn von dort gelangt besonders viel Plastik in die Meere.

„Und siehe,“ möchte ich sagen, „das ist doch gut!“. Eine gute Nachricht. Gute Nachrichten machen selten die großen Schlagzeilen. Natürlich hat Journalismus erst einmal die Aufgabe, Missstände aufzudecken. Aber ab und zu brauche ich auch eine dieser positiven Nachrichten, ein kleines Evangelium im Alltag eben. Evangelium bedeutet ja wortgemäß einfach „gute Nachricht“.
Und gute Nachrichten sind das beste Mittel gegen Angst. Sie reden sie nicht einfach weg, sondern machen neuen Mut. So, wie das Evangelium von Jesus Christus: Es sagt nicht „alles wird gut, habe einfach keine Angst.“ Nein, es sagt mir: „Deine Sorgen sind völlig gerechtfertigt, es gibt Leid und Schmerzen und Hässlichkeit in dieser Welt.“ Es redet nichts weg. Aber es gibt mir Mut. Das Evangelium fordert mich dazu heraus, nie die Hoffnung aufzugeben. Und es zeigt mir, wie ich mit all dem leben kann. In dem Vertrauen nämlich, dass ich nicht allein damit bin.

Auch die Schlagzeile vom Great Bubble Barrier lässt mich weniger allein zurück mit meiner Angst vor der Zerstörung der Umwelt. Weniger allein mit dem verzweifelten Wunsch, dass hier endlich etwas Grundlegendes geschehen muss. Es macht mir Mut zu hören, dass es Menschen gibt, die Lösungen für Probleme suchen, die eigentlich für alle viel zu groß sind. Sie sind mutig genug und verrückt genug und vielleicht auch verzweifelt genug, es trotzdem zu probieren.

„Und siehe“ kann ich mit neuer Hoffnung sagen: „es könnte gut werden.“

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Literatur dieser Sendung:

  1. Vgl. WWF: https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell
  2. https://www.theguardian.com/environment/2022/aug/05/incredibly-promising-bubble-barrier-extracts-plastic-from-netherlands-river.
03.03.2023
Anna Julia Weingart