Morgenandacht
Gemeinfrei via unsplash/ Prchi Palwe
Januar-Blues, Ade!
Morgenandacht von Vikarin Anna Julia Weingart
31.01.2024 05:35

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Der Januar ist nicht gerade mein Lieblingsmonat. Meist weder dunkel noch hell, sondern grau. Die kalten Wintersonnentage haben gutgetan. Aber ansonsten zieht sich eine etwas fahle Stimmung durch den ganzen Monat. „Januar-Blues“ nennt sich das. Nach den Feiertagen um Weihnachten und Silvester kommt im Januar die Ernüchterung. Die zweite Hälfte des Winters lässt mich ganz schön allein. Keine Adventskalender, keine Tannenzweige, keine Glitzerengel. Einfach nur kalter, dunkler Winter. 

Heute ist der 31. Januar. Vielleicht sind Sie über den Januar-Blues gut hinweggekommen. Wenn nicht, dann kann ich fürs nächste Jahr ein Mittel empfehlen, das dagegen hilft. Und das ist: Weihnachten feiern. Kein Witz, keine Spinnerei: rein theoretisch ist im Januar noch immer Weihnachtszeit. Sie beginnt mit dem 24. Dezember und endet erst mit dem letzten Sonntag der Epiphaniaszeit. Das war vergangenen Sonntag. Kaum jemand feiert so lange Weihnachten. Der Tannenbaum nadelt schon längst, die Plätzchen sind aufgegessen. Das Jesuskind ist gerade einmal 38 Tage alt - doch die meisten haben die Krippe längst wieder in die Weihnachtskisten verpackt.

Ich habe dieses Jahr ein Experiment gestartet. Die Idee: Die Adventszeit hilft durch den dunklen Dezember, warum dann nicht die Weihnachtszeit durch den Januar-Blues?

Sicher, die Mittel müssen gut gewählt werden. Lebkuchen und Weihnachtslieder, da haben Ende Januar die meisten genug von. Etwas anderes muss her. Etwas, das für den Anbruch von etwas Neuem stehen. Dafür, dass das, worauf ich den ganzen Advent gewartet habe, jetzt da ist. Hell soll es sein und Licht bringen. Bunte Farben wären hilfreich. Gut sollte es schmecken und am besten Pastinaken und Kohl enthalten - rein saisonal gedacht.

Klingt gut, aber was heißt das konkret? Ich bin es pragmatisch angegangen: Dass der Tannenbaum irgendwann nadelt, dass die Plätzchendosen leer werden und dass Last Christmas einem zu den Ohren raushängt, daran lässt sich nichts ändern. Warum dann aber nicht genau das zum Ritual machen?

Ich habe mich dieses Jahr feierlich, Schritt für Schritt von der Weihnachtszeit verabschiedet. In der ersten Januarwoche blieb alles noch so, wie es war. In katholischer Tradition besuchen die heiligen drei Könige das Jesuskind am 6. Januar. Bis dahin muss die Krippe also noch stehen, sonst haben die Drei die Reise umsonst gemacht.

Aber dann darf abgeräumt werden. Nur bitte genussvoll. Woche für Woche ein weihnachtlich-feierliches Abräumen.

In der ersten Woche nach dem 6. Januar habe ich die Weihnachtsdeko aufgeräumt. Strohsterne und Kugeln. Die Krippe und der kleine Tannenbaum. Alles kam in Kisten und dazu gab es Lebkuchen und Weihnachtsmusik. Zuerst fühlte sich das gezwungen an, aber dann wurde es richtig gemütlich. Wo mein Baum stand, habe ich eine große goldene Kerze angezündet. Als Zeichen dafür, dass die Weihnachtszeit zu Ende geht und die Epiphaniaszeit beginnt. Das ist im Kirchenjahr die Zeit des Lichts.

In der Woche Mitte Januar war der Süßkram dran. Meine Plätzchen waren zwar schon weg, aber die Supermärkte warfen mir die Lebkuchen zum halben Preis hinterher. Am Wochenende habe ich also mit zwei Freundinnen feierlich den letzten Glühwein der Saison getrunken mit Lebkuchen, Schokokringeln und Weihnachtsmusik. Zu der goldenen Kerze habe ich eine zweite gestellt. Dick und rot. Und am Abend, als uns Dreien schon etwas schlecht war, haben wir Kohlrouladen gekocht.

Zum Schluss war die Weihnachtsmusik an der Reihe. Ich habe in dieser Woche meine Weihnachts-Playlists noch einmal durchgehört. Beim Abspülen die mit kitschiger Weihnachtsmusik aus Filmen. Von Forrest Gump bis Harry Potter. Die feierliche Playlist mit dem Weihnachtsoratorium durfte sogar an zwei Abendessen laufen. Und die Weihnachtsmorgen-Playlist mit Frank Sinatra und Zithermusik gab es zum Frühstück am Samstag. Am Sonntag im Gottesdienst habe ich noch einmal motiviert „O du fröhliche“ mitgeschmettert. Aber: zum letzten Mal. Adé Weihnachtslieder, Adé Weihnachtszeit!

Es gilt das gesprochene Wort.