gemeinfrei via pixabay / Marcello Rabozzi
Die Nacht zum Tag machen
Johannis- und Petersfeuer
01.07.2025 06:35
Lagerfeuer in einer Sommernacht. Beim Blick in die Glut kommt man ins Erzählen. Wofür war ich Feuer und Flamme, bin aber ausgebrannt? Was gibt mir neue Energie?
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Zuerst haben wir die perfekte Stelle in unserem Garten gesucht – und zwischen zwei Apfelbäumen gefunden. Am Rand bei der Hecke, etwas verwunschen. Da haben wir die Feuerstelle mit Steinen umrandet. Und seitdem immer wieder mit Freundinnen und Freunden am Feuer gesessen, spontan rumgefragt. Wer kann, kommt und bringt was mit. Am Feuer reden wir über Trump und Rhabarber, über Bergsteigen und Trauriges. Manchmal grillen wir Stockbrot und klebrige Marshmallows auf dreckigen Stöcken zum Nachtisch.

Irgendwie haben diese Abende am Feuer meist ein paar magische Momente. Manchmal werden alle ganz still, schauen in die Glut und hängen ihren Gedanken nach. Manchmal sprechen wir unerwartet über das, was wir eigentlich erreichen wollten, oder schmieden Pläne.

In den vergangenen Tagen wurde an vielen Orten Johannis- oder auch Petersfeuer entfacht. Es heißt: Wenn man über die Glut springt, hat man einen Wunsch frei. Das Johannisfeuer markiert die Mitte des Jahres an einem der längsten Tage: am Geburtstag von Johannes, dem Täufer, dieser kauzige Prophet aus der Bibel, der Jesus den Weg bereitet hat – ihn getauft hat.

Auf den Tag genau sechs Monate vor Weihnachten hat man den Johannistag gelegt: auf den 24. Juni. Das war ein geschickter Schachzug des damals noch jungen Christentums. Es hat dadurch die keltischen und germanischen Sonnwendfeuer christianisiert. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Petersfeuer rund um den 29. Juni, dem Gedenktag der Apostel Petrus und Paulus. Beide starben den Märtyrertod für ihren christlichen Glauben. Ihre Gebeine sollen an einem 29. Juni noch in der Zeit der Christenverfolgungen in Rom angekommen sein.

Vor allem in Österreich und Bayern gibt es in dieser Zeit das Petersfeuer. Dabei wird mit dem aufgehäuften Holzstoß auch eine große Strohpuppe mitverbrannt, der sogenannte "Peter". Eine Deutung für diesen Brauch ist: Die Puppe steht für das Negative, das in den ersten sechs Monaten des Jahres passiert ist. Das soll mit dem Feuer vertrieben werden und Platz machen für positives Neues.

Mir ist das zwar als Norddeutsche fremd. Aber dass etwas in Sekundenschnelle lichterloh brennt, kenne ich. Feuer hat Kraft. Es ist voller Energie, in guter Weise oder auch zerstörerisch. Flammen können alles in Schutt und Asche legen. Und wir können Feuer und Flamme für etwas sein. Jan Delay skizziert das großartig in seinem Song: "Feuer": "Denn das Wichtigste ist, dass das Feuer nicht aufhört zu brennen, denn sonst wird es ganz bitterlich kalt. Ja, die Flammen im Herzen, die sind durch nichts zu ersetzen …"

Diesen Song haben neulich ein paar Leute in Hamburg nach der Entwidmung ihrer Kirche gehört und gesungen. Am Lagerfeuer. Um sich zu vergewissern. Das Kirchengebäude konnten sie nicht länger halten. Es war zu groß geworden, zu teuer im Unterhalt. Aber sie brennen weiter für die Sache, für ihre Gemeinde, für die Gemeinschaft, die sie haben. Die Sache mit Jesus geht weiter. Für etwas zu brennen, ist großartig – solange ich dabei nicht ausbrenne.

Vielleicht ist das so mit starken Symbolen. Sie haben zwei Pole, zwei Seiten: die krasse Vernichtende und "die Flammen im Herzen", die durch nichts zu ersetzen sind. Daran denke ich bei den Sommerabenden an der Feuerstelle bei uns im Garten oder wenn ich bei uns am Ostseestrand ein Lagerfeuer sehe. Das Knistern der Holzscheite erzählt von der Energie, die Wärme gibt und einen hellen Schein in die Sommernacht wirft. Es lässt mich daran denken, wofür ich Feuer und Flamme bin. Dass ich hoffe, Gott legt auch einen hellen Schein in mein Herz. Jedes Sommerfeuer zeigt aber auch, wie schnell etwas zu Asche zerfällt, was eben noch geleuchtet hat. Erloschene Träume, Freundschaften und Beziehungen, denen der Funke fehlt.

Die Feuerstellen und Lagerfeuer im Sommer erzählen auch von dem Licht mitten in der Nacht. Auch wenn die Tage jetzt ganz langsam wieder kürzer und die Nächte länger werden, es gibt Gottes Licht, das leuchtet und leuchten lässt.

Es gilt das gesprochene Wort.

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