Feiertag
Refugées
Als die Welt nach Baden-Württemberg kam
15.05.2016 07:05

Steinmann:

„Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten. Dort lebte er als Fremder mit wenigen Leuten… Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf… Da schrien wir zum Herrn, dem Gott unserer Väter und der Herr hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit. (Dtn 26, 5)“

So erinnern sich in jeder Generation neu die Juden an den Ursprung ihres Volkes. Jeder einzelne bezieht das auf sich: Ich bin Nachkomme der Flüchtlinge von damals.

 

Panzer:

Wir Christen sind in gewisser Weise auch Teil dieser Geschichte. Das Bekenntnis zu dem heimatlosen Aramäer steht auch in unserer Bibel.

Und bis heute, Jahrtausende später sehen wir: Wie ein roter Faden zieht sich die Erfahrung von Flucht und Heimatlosigkeit durch die Menschheitsgeschichte.

Christen haben Juden verfolgt und vertrieben. Das ist eine schreckliche, beschämende Geschichte.

Aber auch Christen wurden verfolgt – und wurden oft von anderen Christen verfolgt. Hier in Mitteleuropa denken wir an die Hussiten, an die Hugenotten und die Waldenser im 17. Und 18. Jahrhundert.

Vor Missernten und Hunger flüchteten die Menschen im 19. Jahrhundert nach Amerika. Es gab politische Flüchtlinge und Kriegsflüchtlinge in Deutschland und aus Deutschland bis ins 20. Jahrhundert hinein. Der 2. Weltkrieg machte im 20. Jahrhundert Millionen zu Flüchtlingen. Und wieder waren es zuerst Juden, die fliehen mussten vor der mörderischen Barbarei der Nazis.

Und heute kommen Kriegsflüchtlinge und Armutsflüchtlinge zu uns nach Deutschland, viele von ihnen Muslime.

 

Aus „Des Teufels General“:

„Diese alten verpanschten rheinischen Familien.

Stellen Sie sich doch nur mal Ihre mögliche Ahnenreihe vor. Da war ein römischer Feldhauptmann, schwarzer Kerl, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht.

Dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. –

Dann kam ein griechischer Arzt dazu, ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das alles hat am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt.

Und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven, und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und so weiter und so weiter. Es waren die Besten, mein Lieber ! Vom Rhein sein – das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel.“

 

Steinmann:

„Alle sind an den Rhein gekommen, haben gerauft und geliebt,“ sagt Curd Jürgens in der Rolle des Harras im Film „Des Teufels General“. Alle sind an den Rhein gekommen. Von irgendwo. Immer wieder. Viele nicht freiwillig, sondern als Vertriebene. Genauso wie viele nicht wieder wegwollten vom Rhein oder aus Ostpreußen, aus Aleppo oder Mogadischu und doch müssen. Oder weg mussten aus Berlin, wie Bert Brecht es beklagt in seinem Gedicht: „Über die Bezeichnung Emigranten“ von 1937.“

 

„Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab:
Emigranten.
Das heißt doch Auswandrer. Aber wir
Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss
Wählend ein andres Land. Wanderten wir doch auch nicht
Ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer
Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte.
Und kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da
aufnahm
Unruhig sitzen wir so, möglichst nahe den Grenzen
Wartend des Tags der Rückkehr, jede kleinste Veränderung
Jenseits der Grenze beobachtend, jeden Ankömmling
Eifrig befragend, nichts vergessend und nichts aufgebend
Und auch verzeihend nichts, was geschah, nichts verzeihend.
Ach, die Stille der Stunde täuscht uns nicht! Wir hören die
Schreie Aus ihren Lagern bis hierher. Sind wir doch selber
Fast wie Gerüchte von Untaten, die da entkamen
Über die Grenzen. Jeder von uns
Der mit zerrissenen Schuhn durch die Menge geht
Zeugt von der Schande, die jetzt unser Land befleckt.
Aber keiner von uns
Wird hier bleiben. Das letzte Wort
Ist noch nicht gesprochen.“

 

Steinmann:

„Geflohen, verbannt, vertrieben.“ Kaum ein Ort, an dem man nicht Spuren von Menschen findet, die vertrieben worden sind. Auch in Palmbach. Man muss Palmbach nicht kennen. Es ist ein Ortsteil von Karlsruhe.

Ihr Landesherr hatte die Urpalmbacher vertrieben. Und verraten. Zuhause waren sie in den Savoyer Alpen, im Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich. Gehörten mal den einen, mal den anderen. Unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV ging es ihnen besonders schlecht. Er hat die evangelischen Waldenser und Hugenotten verfolgt.

Endlich 1698 nach langen Jahren des Widerstands, teilweise des Lebens im Untergrund, schien alles gut. Ihr Herzog von Piemont schloss Frieden mit dem französischen Sonnenkönig. Und die Waldenser gehörten wieder zu ihm nach Italien. Was sie nicht wussten: In einem geheimen Zusatz zum Vertrag hatte ihr neuer Landesherr der Forderung von Ludwig XIV zugestimmt: Die Evangelischen müssen weg.

 

Panzer:

In Baden-Württemberg gibt es viele Ortsnamen, die auf die waldensischen Vertriebenen aus dem Piemont und Savoyen zurückgehen. Zwischen Stuttgart und Karlsruhe liegen Perouse und Serres, Groß- und Kleinvillars, Pinache, Welschneureut und eben Palmbach. Einen Mann mit französischem Namen haben wir dort getroffen, Roland Jourdan, Nachkomme von Waldensern in der 11. Generation. Er ist Ortschaftsrat in Palmbach. Ein Glaubensflüchtling – das hat ihm sein Großvater eingeprägt.

 

„Wie man erzogen worden ist noch von meinem Opa, der im Prinzip immer darauf Wert gelegt hat, seine Vorfahren wurden vertrieben wegen dem evangelischen Glauben, er geht nicht in eine katholische Kirche, er ist evangelisch.“

 

Steinmann:

1699 sind die ersten Waldenser im Palmbach eingetroffen, mit Ochsengespannen, Tragekörbe auf dem Rücken. Nach dem 30järigen Krieg und dem pfälzischen Erbfolgekrieg waren im deutschen Südwesten viele Dörfer nahezu ausgestorben, viele Gebäude und Gehöfte standen leer, die Felder lagen brach. Eigentlich hätte man froh sein müssen über den Zuzug von Neubürgern. Aber Roland Jourdan hat herausgefunden:

 

„Im Wettersbacher Heimatbuch ist zu lesen, dass die Grünwettersbacher Bürger Einspruch eingelegt haben gegen die Ansiedlung im Ort und die Waldenser hofften eigentlich, wenn der Krieg vorbei ist, auf eine Rückkehr in ihre alte Heimat. Somit wurde dann von Regierungsseite bestimmt, dass Gemarkung abgetrennt wird.“

 

Steinmann:

„Palmbach“ haben sie diese „neue Heimat“ irgendwann genannt. Eingedeutscht aus dem französischen „La Balme“. So hieß das Heimatdorf der Neusiedler in den Savoyer Alpen.

 

Menschen werden vertrieben und müssen fliehen. Sie landen in einem ganz neuen Kulturkreis, bei Menschen anderer Sprache und mit einer anderen Religion oder Konfession. Viele, die damals kamen, konnten weder lesen noch schreiben. Die Bergbauern aus Savoyen landeten in der Rheinebene und im Kraichgau zwischen Karlsruhe und Stuttgart, die reformierten Waldenser bei den lutherischen Württembergern. Da sollten sie nun heimisch werden. Sich integrieren, sagt man heute.

Wie kann Integration gelingen, wenn die Unterschiede in Glaube und Lebensweise so groß sind?

 

Damals, im 17. Jahrhundert, war die Ausgangssituation für Neubürger im Grunde günstig. Im Grunde brauchte man sie, um die Verödung ganzer Landstriche zu stoppen.

Der württembergische Herzog Eberhard Ludwig erkannte die demographische Notwendigkeit.

Sicher ist nicht zu bestreiten, dass ihn auch christliche Nächstenliebe motivierte. Im Vorwort zu dem Gesetzestext ist vom Mitleid die Rede,

 

„… welches der Nothstand und das Elend dieses armen und herumschweiffenden und von allen nothdürfftigen Lebens-Mitteln fast ganz entblösten, auch dahero in den Teutschen Landen Hülf und Unterschläuff suchenden Volcks in uns gewecket hat.“

 

Panzer:

Aber dazu kamen für den Herzog doch auch ganz rationale, wirtschaftliche Gründe. Menschen galten für das kameralistische Denken damals als Arbeitskräfte und Steuerzahler. Und solche Menschen brauchte er.

 

So hat er den Leuten brachliegendes Land zur Verfügung gestellt und um Ihnen die Ansiedlung zu erleichtern, hat er sie mit bestimmten Privilegien ausgestattet. Als erstes werden im sogenannten Privilegienbrief 1699 genannt: Die freie Religionsausübung in deutscher und französischer Sprache und die Wahl der Pfarrer und Schulmeister in eigener Regie. Offensichtlich war damals der Regierung klar, dass man die Religion der Zuwanderer achten musste – sonst würden sie nicht heimisch werden.

 

Dazu kam dann unter anderem die Zusicherung, „sie und ihre Nachkommen mögen nimmermehr zu anderen Bräuchen, als ihre althergebrachten, gezwungen werden.“

 

Aber auch wirtschaftlich wurden sie gefördert und abgesichert: „Die Waldenser, ihre Kinder und Kindeskinder, sollen von aller Sklaverei und Dienstbarkeit als der Leibeigenschaft befreyt seyn.“

 

Und vor allem: Sie erhalten die vakanten Felder um ihre Dörfer herum „franc und frey von allen alten und neuen Schulden und Verschreibungen.“

 

Und die Waldenser bekommen die Erlaubnis „ein Dorf oder Flecken zu bauen in jeder der gemeldeten Gemeinden in den nächsten und gelegensten Ort gedachter Felder, so wir ihnen zueignen werden.“

 

Steinmann:

Sie durften sich also niederlassen und Dörfer bauen und damit das gelingen konnte, erhielten sie gänzliche Befreiung „von allen Anlagen, Lasten und Beschwerden“, also Steuerfreiheit für 15 Jahre. Diese Sonderrechte enthielten vertragliche Elemente: Der Landesherr konnte keine Änderungen vornehmen, ohne vorherige Beratung und Zustimmung durch die Waldenser.

 

Als Gegenleistung verlangte Herzog Eberhard Ludwig von den Waldensern einen Treueeid, den in Palmbach am 26. Juni 1701 alle Männer über 16 Jahre ablegten. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum des Ortes Palmbach.

Bald urteilte der zuständige württembergische Feldmesser über die Waldenser:

„Sie sind fleißig im Anbau ihrer Güter. Sie arbeiten bis in die späte Nacht hinein und öfters auch noch bei Mondenschein.“

 

Panzer:

„Der Abbruch aller alten Lebensgewohnheiten und Lebensbeziehungen“ setzt die Menschen frei für kapitalistisches Handeln, hat der Soziologe und Volkswirtschaftler Werner Sombart geurteilt. Weil es für sie nur noch Zukunft gibt, richtet sich ihr Interesse – nicht gebremst durch persönliche Beziehungen – auf den Erwerb und auf neue Formen des Wirtschaftens.

So, wie im deutschen Südwesten, wo die Waldenser zum Beispiel den Tabakanbau und die Kartoffeln bekannt gemacht haben.

 

„Manchmal, mitten in jenen Nächten,
Die ein jeglicher von uns kennt,
Wartend auf den Schlaf des Gerechten,
Wie man ihn seltsamerweise nennt,
Denke ich an den Rhein und die Elbe,
Und kleiner, aber meiner, die Spree.
Und immer wieder ist es dasselbe:
Das Denken tut verteufelt weh.

Manchmal, mitten im freien Manhatten,
Unterwegs auf der Jagd nach dem Glück,
Hör ich auf einmal das Rasseln der Ketten.
Und das bringt mich wieder auf Preußen zurück.
Ob dort die Vögel zu singen wagen?
Gibt's das noch: Werder im Blütenschnee . . .
Wie mag die Havel das alles ertragen,
Und was sagt der alte Grunewaldsee?

Manchmal, angesichts neuer Bekanntschaft
Mit üppiger Flora, – glad to see –
Sehnt sichs in mir nach magerer Landschaft,
Sandiger Kiefer, weißnichtwie.
Was wissen Primeln und Geranien
Von Rassenkunde und Medizin . . .
Ob Ecke Uhland die Kastanien
Wohl blühn?“

(Mascha Kaleko Sozusagen ein Mailied )
 

 

Steinmann:

Mascha Kaleko hatte es als „Flüchtling“ doch gut getroffen. Manhattan. Warum vermisst Mascha Kaleko die Havel und den Grunewaldsee? Weil Heimat bleibt, wo sie einem in die Kindheit schien? Weil, wer fliehen muss, nie ganz ankommt? Wie die Berliner Jüdin, in den 1940 er Jahren. Und wie die Waldenser. Die sprachen weiter Alpen-Französisch. Sie hatten Land, ihr Palmbach und blieben unter sich. Die „Altdeutschen“ wollten sie nicht, aber die Isolation war auch selbstgewählt, weiß Roland Jourdan:

 

„Die ersten 100 Jahre hat es bei mir keine deutschen Vorfahren gegeben väterlicherseits, erst im Jahr 1810 hat es dann die erste Heirat gegeben mit ‚deutschen Landesleuten‘, sagen wir mal, aus Grünwettersbach.“

 

Steinmann:

Über 100 Jahre sind Roland Jourdans Vorfahren „Französisch“ und „reformiert“ geblieben. Dann hat man ihre Assimilation erzwungen.

 

„Da hat der Lehrer sein Amt niedergelegt, da haben die Einheimischen Protest gemacht. Die wollten also ihre französische Sprache behalten, obwohl die Jüngeren das Französisch, das gepredigt wurde, schon gar nicht mehr verstanden haben.“

 

Panzer:

Schon früher hatte der Staat versucht, die Integration voranzubringen. Aber Identität wurzelt in Kultur: In der Sprache, im Glauben. Sogar die Identität über den Tod hinaus. Ein alter Waldenser hat sich Sorgen gemacht: „was am Jüngsten Tag geschehe, wenn Gott sein „Levez-vous!“ in die Gräber rufe und keines von den Nachkommen verstehe es“ (Bausinger S 69).

 

Der Widerstand der Waldenser ist auch geweckt worden, weil Integration Verlust von Selbstbestimmungsrechten bedeutet hat. So sollte im Fall einer gemischtkonfessionellen Ehe das Kind lutherisch getauft werden, nicht mehr reformiert.

Ab 1806 macht die Obrigkeit dann Ernst. In der Schule wird Deutsch Pflicht, der Staat interessiert sich für die Bildung der Kinder und macht dem liturgischen „Wildwuchs“ ein Ende.

1821, nach vier Generationen, wird Palmbach badisch, also evangelisch-uniert. Die alte Kirchenordnung wird abgeschafft. Französisch verboten. Roland Jourdan scheint schnelleres Ankommen besser.

 

„Wenn man heute die Flüchtlinge in Orten ansiedelt in kleinen Gruppen, passiert das nicht, dass die im Prinzip über mehrere Generationen nur in ihrer Heimatsprache miteinander kommunizieren, sondern sie finden sich dann besser ein.“

 

Steinmann:

Anscheinend ist die Herausforderung für Migranten immer wieder gleich, seit Menschen vertrieben werden und fliehen müssen. Shavgar ist vor 6 Jahren aus dem Irak gekommen. Damals zum Studieren.

 

„Ich war Student. Das war nicht leicht, aber ich konnte aufrecht gehen, bis das Schicksal mein Leben auf den Kopf gestellt hat: Der Krieg in meinem Land, meine Eltern im Gefahr und meine Brüder auf der Flucht.

Nach 2 Jahren harter Arbeit haben wir meine Familie gerettet, aber die Angst ist immer noch da.

Die Blicke, böse Blicke, sagen: Ihr seid hier nicht zu Hause!

Auch ich, denn ich bin jetzt auch Flüchtling. Zurück können wir nicht. Hier sind wir Niemand, bestenfalls Flüchtlinge nur Flüchtlinge.“

 

 

Steinmann:

Ankommen ist kein Kinderspiel. Es ist harte Arbeit. Flüchtlinge und Einheimische müssen gemeinsam dazu beitragen, dass die „Tür des Ankommens“ aufgeht. Dazu ist es wichtig, sich in der Fremde an die eigenen Wurzeln und die Herkunft zu erinnern:

 

„Vor 300 Jahren waren unsere Vorfahren genauso Flüchtlinge wie heute. Eine moralische Verantwortung hat man auf jeden Fall. Durch die Aufarbeitung der Waldensergeschichte hat man gemerkt, dass es doch einige Parallelen gibt.“

 

Panzer:

Wo man das Recht hat, zu leben und zu bleiben – da ist Heimat. Wo man wohnen und arbeiten kann und keine Angst haben muss vertrieben zu werden – da ist Heimat. So hat das die jüdische Philosophin Hannah Ahrend beschrieben.

Hannah Ahrend ist als Jüdin aus Deutschland vertrieben worden und in die USA emigriert. Dort hat sie als Professorin gelebt und unter anderem gelehrt: Heimat ist da, wo mein Recht geschützt wird. Jeder Mensch muss irgendwo das Recht haben zu leben und geschützt zu sein. Das ist ein Menschenrecht.

Damit hat Hannah Arend die Bibel auf ihrer Seite. Da wird Heimat so beschrieben: „Jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum und niemand schreckt sie auf“ (Micha 4,4) Das hat der Prophet Micha den Menschen im Namen Gottes versprochen.

Zugegeben, Micha hat von der Zukunft geredet. Sein wunderbares Bild von der Heimat ohne Angst war und ist bis heute eine Utopie. Leider.

Immer noch begreifen viele das Recht auf Heimat als Recht, unter sich zu bleiben. Aber immerhin: Es hat zwar lange gedauert, aber inzwischen haben die ursprünglich polnischen Kowalskis und Paczkowskis in Deutschland Heimat, nicht nur im Ruhrgebiet. Und die Nachfahren der italienischen Waldenser und der französischen Hugenotten leben nicht nur in Pinache, in Perouse und Palmbach. Sie haben in Deutschland Heimat gefunden. Niemand würde ihnen das bestreiten.

 

Steinmann:

Und den Hayalis, Murads und Tesfayes?

Sollten wir nicht auch den Flüchtlingen, die jetzt in so großer Zahl zu uns kommen, so einen Ort geben, an dem sie zu Recht und mit Recht leben können. Ohne Angst und ohne sich immerzu verteidigen zu müssen. Heimat werden sie dann schon finden bei uns. Möge Gottes menschenfreundlicher Geist dazu helfen.