gemeinfrei via pixabay / Philippe Ramakers
Osterwunderluft
Auf dem Weg nach Emmaus
21.04.2025 07:05

Wie riecht Ostern? Nach Zopf und Brot! Das liegt daran, dass in den Ostergeschichten Brot eine wichtige Rolle spielt. Martin Vorländer folgt zwei traurigen Jüngern, die sich von Jerusalem in einen Vorort schleppen. Ein dritter Mann kommt dazu. Erst als er Brot mit ihnen teilt, erkennen sie, wer er ist.

Sendung nachlesen:

Vor Ostern habe ich zum ersten Mal einen Osterfladen selbst gebacken. Ich wollte wissen: Wie riecht und schmeckt Ostern? Bei Weihnachten hat man sofort Erinnerungen in der Nase und auf der Zunge: der Duft von Tannenzweigen, der Geschmack von Zimt, Vanille und Nelken. Aber wie duftet und schmeckt Ostern?

Dafür also das Experiment Osterfladen. Ich bin kein großer Bäcker. Darum habe ich eine Freundin gefragt, die viel bäckt und ausprobiert. Sie hat mir ihr derzeitiges Lieblings-Rezept gegeben: "Easy Hefe-Zopf". Tatsächlich einfach zu machen mit wenigen Zutaten: Weizenmehl, Ei, Milch, Zucker, Butter, Salz, wahlweise Rosinen oder Mandeln für die Füllung - und Hefe. Dazu gab mir die Freundin den Tipp: "Der Clou ist, dass man den Teig über Nacht in den Kühlschrank legt und gehen lässt. Das verlangsamt den Stoffwechselprozess der Hefepilze und macht den Fladen bekömmlicher. Er wird lockerer und saftiger."

Also frisch ans Werk! Die Zutaten vermengen und den glubbeligen Teig in den Händen kneten. Wie riecht Ostern? Ich war überrascht: erstmal säuerlich nach Hefe. Folgsam habe ich den Teig über Nacht im Kühlschrank gehen lassen. Ostern braucht Zeit. Am Morgen habe ich die Masse in drei Stränge geteilt, sie zum Zopf verflochten und in den Ofen geschoben. Jetzt war die Küche erfüllt von Osterfladen-Duft. Das Säuerliche der Hefe mischte sich mit der Süße von Milch, Zucker, Rosinen und Mandeln. Säuerlich-süß. Bitter sweet.

Vielleicht gehört der Hefe-Zopf wegen dieser Duft- und Geschmacks-Kombination zu Ostern. In den biblischen Ostergeschichten stehen die Menschen noch ganz unter dem bitteren Schock von Karfreitag, der Kreuzigung Jesu. Sie können nicht auf Knopfdruck in Jubel ausbrechen, als ihnen der auferstandene Jesus begegnet. Sie brauchen Zeit, bis die süße Botschaft ihre Sinne erreicht und ihr Herz erfüllt: Der Herr ist auferstanden! Er ist wirklich auferstanden.

Bitter sweet, säuerlich-süß. Leben ist eine "Bitter Sweet Symphony", singt die britische Rockband The Verve.

Osterbrot gehört klassisch zum Osterfest – als Hefe-Zopf oder in Form von gebackenen Osterhasen, als Ostersemmel im Sauerland, Aachener Poschweck oder österreichische Osterpinzen. Das kommt daher, dass Brot in den biblischen Ostergeschichten eine wichtige Rolle spielt. Im Lukasevangelium erkennen zwei aus dem Kreis der Jünger den auferstandenen Jesus erst daran, dass er Brot mit ihnen teilt. Aber bis es so weit ist, haben die beiden einen ganzen Weg hinter sich.

Die Geschichte dieser zwei ist ein Inbegriff dafür, dass jede Trauer ihren eigenen Weg hat. Und dass Trauer sich verwandeln kann in neue Lebensenergie.

In der Geschichte ist es Sonntag, nach jüdischem und christlichem Kalender der erste Tag der neuen Woche. Hinter den beiden liegt Schreckliches: der Tod des Menschen, von dem sie gehofft haben, er könne den Himmel auf die Erde bringen. Jesus, den sie geliebt und verehrt haben, wurde wie ein Schwerstverbrecher hingerichtet.

Zu diesem Schock kommt die grausige Nachricht: Sein Leichnam ist weg. Am Morgen sind einige Frauen aus ihrem Kreis zu dem Felsengrab gegangen, in das man ihn gelegt hat. Die Frauen erzählen: Das Grab war leer. Nur die Leichentücher lagen am Boden, und zwei Männer in glänzenden Kleidern tauchten auf, die zu den Frauen sagten: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden." (Lukas 24,5)

Die Freundinnen und Freunde Jesu wissen nicht, was sie damit anfangen sollen. Soll man das glauben? Kann man das glauben? Zwei von ihnen reicht’s. Sie suchen das Weite. Das Lukasevangelium erzählt:

"Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa sechzig Stadien entfernt, dessen Name ist Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten." (Lukas 24,13)

"Wenn nichts mehr geht, dann geh!", heißt eine Empfehlung, wenn die Gedanken und Gefühle zu heftig sind, um sie zu verkraften. Wenn die Seele nicht weiß: Soll sie sich von der Wucht der Emotionen wegreißen lassen oder erstarren? "Wenn nichts mehr geht, dann geh!" Die zwei in der Geschichte gehen.

Die Geschichte lässt offen, wer die zwei sind. Sie gehören nicht zum engsten Kreis um Jesus. Den Namen des einen erfahren wir: Kleopas. Die zweite Person bleibt anonym. Klassisch hat man sich zwei Männer vorgestellt und sie Emmaus-Jünger genannt.

Aber im Wortlaut der biblischen Erzählung ist nicht ausgeschlossen, dass die zweite Person eine Frau gewesen sein könnte. Der Name Kleopas kommt nämlich noch an einer anderen Bibelstelle vor: Da geht es um die Frau des Kleopas. Sie heißt Maria und ist eine Tante von Jesus. Sie steht mit der Mutter von Jesus und einer weiteren Maria bei dem Kreuz Jesu. Sie hält mit aus, bis Jesus gestorben ist. Maria, die Frau des Kleopas. Sie könnte die zweite anonyme Person gewesen sein, die mit ihrem Mann von Jerusalem nach Emmaus geht.

Könnte. Muss nicht. Jedenfalls reden die zwei miteinander, während sie gehen. Sie können nicht aufhören, einander Erinnerungen und Fragen zuzuwerfen. Ich kenne das aus meinen Trauerzeiten und schweren Wegen. Ich wollte erzählen. Von dem Menschen, den ich verloren habe. Immer wieder von dem, wie sie war oder was ich mit ihm erlebt habe. Von seinen letzten Stunden. Hätten wir noch etwas für ihn tun können? Habe ich etwas versäumt, den Moment verpasst, in dem ich ihr noch etwas Wichtiges hätte sagen können? Und immer wieder Worte suchen dafür, wie es mir jetzt geht mit dieser Lücke, dieser entsetzlichen Lücke. Wie finde ich zu mir zurück und was bleibt?

Die zwei in der biblischen Ostergeschichte sind auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus, in Bewegung und gleichzeitig innerlich festgehalten in ihrer Trauer. Da kommt ein Dritter dazu.  

"Und es geschah, als sie so redeten und einander fragten, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten." (Lukas 24,15)

Die Erzählung lebt von der Spannung: Wir als Leser und Hörerinnen wissen von Anfang an, dass der dritte Mann der auferstandene Jesus ist. Aber die zwei auf dem Weg nach Emmaus erkennen ihn nicht. Sie merken nicht, dass sie mit dem reden, über den sie trauern, dass sie dem vermeintlich Fremden dessen eigene Geschichte erzählen.

"Ihre Augen wurden gehalten", so beschreibt das Lukasevangelium ihren Zustand. Wenn ich trauere, sehe ich die Welt anders. Ich habe keinen Blick für das, was mir sonst farbenfroh vorkommt. Es ist, als hätte sich ein grauer Schleier auf alles herabgesenkt.

Jesus hätte den Weg abkürzen können: Schluss mit der Trauer! Ich bin’s! Ich lebe! Das tut Jesus nicht. Er lässt den beiden ihre Zeit und ihren Weg. "Jesus nahte sich und ging mit ihnen", steht in der Erzählung. Es ist ein echter Trost, wenn jemand mir auf einem meiner Trauerwege das schenkt: Nähe. Mitgehen. Zeit lassen. Erzählen lassen. Fragen und zuhören. Das tut hier Jesus. Er fragt die zwei:

"Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist." (Lukas 24,17-21)

"Wir aber hofften…" Dieser Satz in der Geschichte berührt mich besonders. Wir aber hofften… Da schwingt so viel mit: die Vergangenheit und das, was man sich für die Zukunft ausgemalt hat. Die ganz große Hoffnung oder auch nur ein Rest von Hoffnung, so wie Trauernde sagen: "Ich habe gehofft, dass ich noch diesen Sommer mit ihr habe." Oder: "Ich habe gehofft, dass er es doch noch schafft." "Ich habe immer davon geträumt, dass mein Vater mich einmal zum Traualtar führt."

Wir aber hofften… Die Hoffnung ist mit dem Verstorbenen begraben. Das alles ist drei Tage her. Tot ist tot. Erde drauf, Stein davor. Die zwei auf dem Weg nach Emmaus erzählen ihrem unerkannten Wegbegleiter von dem, was mehrere Frauen in der Früh am Grab erlebt haben: keine Leiche da, dafür zwei glänzend aufgelegte Männer, die ihnen sagen: Jesus ist nicht hier, er ist auferstanden.

Die anderen Jünger haben das überprüft: Das Grab ist tatsächlich leer bis auf die Leichentücher. Aber Jesus war nicht zu sehen. Alle Details stimmen, aber das Entscheidende fehlt. Sie können dem nicht trauen, können kaum noch glauben.

Jetzt, erst jetzt unterbricht Jesus die zwei auf dem Weg nach Emmaus. Bislang ist er mit ihnen gegangen und hat zugehört. Jetzt sagt er:

"O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?" (Lukas 24,25-26)

"O ihr Toren, zu trägen Herzens!" Das ist hart. Ich halte bei diesem Satz erst einmal die Luft an. Aber dann denke ich: Manchmal geht es mir ähnlich: Ich kreise so sehr um etwas, das mich bedrückt oder traurig macht, dass ich nicht mehr hinausfinde. Dann hilft es, wenn mir jemand hart, aber beherzt sagt: Komm wieder zu dir!

Menschen können in ihrer Trauer über einen großen Verlust erstarren. Die Trauer wirkt so schwer und fest wie ein Fels, durch den kein Hauch Leben mehr durchkommt. Das eigene Leben wird zum Mausoleum.

"O ihr Toren, zu trägen Herzens!" Jesus hilft dem Denken der beiden auf die Sprünge und weckt ihr träges Herz. Er legt ihnen die Heilige Schrift aus. Wörtlich heißt es: Er öffnet sie ihnen. Ostern bedeutet hier: Mir geht auf, was ich schon kannte. Ein neuer Sinn erschließt sich mir in dem, was mir eigentlich vertraut ist, was ich aber nun mit neuen Augen sehe.

Jesus zeigt ihnen: Der Christus, auf Hebräisch der Messias muss leiden, damit er verherrlicht wird. Er muss bis in die Tiefe hinabsteigen und das aushalten, was das Leben entsetzlich schwer machen kann: Schmerzen, Qualen, schließlich einen hässlichen Tod. Aber er bleibt nicht dort. Was das Ende von allem scheint, erweist sich als Neuanfang.

Während Jesus den zweien auf dem Weg nach Emmaus die Schrift auslegt, merken sie immer noch nicht, wer da zu ihnen spricht. Der Durchbruch lässt auf sich warten. Sie kommen in die Nähe des Dorfes Emmaus. Die zwei sind am Ziel. Jesus tut so, als müsste er noch weiter. Da "nötigten sie ihn", steht in der Bibel. Sie bestehen darauf, dass er mit ihnen kommt, und sagen:

"Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt." (Lukas 24,29)

"Bleib bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt." Eine Bitte vieler, die Angst vor dem Abend und der Nacht haben. Dann kann man sich besonders allein und ausgeliefert fühlen. Als ich Teenager war, war mein bester Schulfreund sterbenskrank. Ich war viel und lange bei ihm. Wenn es spät geworden war und ich gehen wollte, dann nötigte er mich: "Wir schauen uns noch einen Videofilm an. Bleib doch noch!" Diese Video-Sessions dauerten bis weit nach Mitternacht.

"Bleib bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt." Jesus bleibt bei den beiden. Er wird ihr Gast. Aber beim Essen tut er, was sonst die Rolle des Gastgebers ist: Er nimmt das Brot, spricht ein Dankgebet, teilt das Brot und gibt es ihnen.

Jetzt, erst jetzt erkennen die zwei, dass es Jesus ist, dass der Gekreuzigte lebt.

"Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?" Lukas 24,31-32)

Brannte nicht unser Herz in uns? Erst im Nachhinein wird ihnen klar, was sie eigentlich schon auf dem Weg gespürt haben. Mich erinnert das ans Verliebtsein. Das kann manchmal so sein, dass das Herz brennt, wenn man den geliebten Menschen sieht. Aber man merkt es selbst nicht, streitet es vielleicht sogar ab: "Ich verliebt? Nein, nein!" Aber irgendwann wird einem klar, was man schon die ganze Zeit empfunden hat. Brannte nicht mein Herz in mir?

Auf einmal öffnet sich die Welt, und man sieht sie mit neuen Augen. Die Straße, die man täglich entlang geht, sieht auf einmal in der Morgensonne schön aus. Fällt es sonst beim Aufstehen schwer, in die Gänge zu kommen, ist plötzlich eine ungeahnte Energie und Lebenslust da: Hallo, Tag, hier, ich komme!

Den zweien in Emmaus fällt auf einmal leicht, was ihnen vorher trüb und träge vorkam. Der Hinweg von Jerusalem nach Emmaus hat sich endlos gezogen. Jetzt aber:

"Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; (…) Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, da er das Brot brach." (Lukas 24,33.35)

Das Brot brechen ist der älteste Ausdruck für das, was heute evangelisch Abendmahl und katholisch Eucharistie heißt. Es ist ursprünglich ein alltäglicher Vorgang. Jesus hat zu seinen Lebzeiten mit vielen Menschen zu Tisch gesessen und gegessen. Wie es jüdischer Brauch ist, hat er zu Beginn das Brot genommen, ein Dankgebet gesprochen, das Brot geteilt und verteilt.

Brot damals war Fladenbrot meistens aus Gerstenmehl, denn Gerste war billiger als Weizen. Also ein Arme-Leute-Brot. Das Gerstenmehl wird mit Wasser angerührt. Oft kommt Sauerteig dazu, der alles durchwirkt und den Brotfladen luftig macht. Erdiges Gerstenmehl, luftiger Sauerteig. Erdig und luftig. So könnte es geduftet haben, als Jesus das Brot geteilt und den zweien in Emmaus je ein Stück gegeben hat. Eine ganz normale Geste, die sie oft bei Jesus gesehen haben, wird für sie zum Erkennungszeichen.

Der auferstandene Jesus erscheint nicht mit großem Brimborium. Man könnte sich viele Effekte vorstellen: Der Himmel tut sich auf. Gleißendes Licht. Engelgesang in der Höhe und eine staunende Schöpfung auf der Erde. Stattdessen: zwei Hände, die ein Brot nehmen und es teilen. Eine Alltags- und Allerweltsgeste und doch so besonders, dass Jesus an ihr erkannt wird. Das heißt doch: Zeichen für Ostern und Auferstehung gibt es in der kleinen Geste, im Alltäglichen und in aller Welt, wenn ich Sinn dafür habe.

Osterwunderduft verströmt der Osterfladen, den ich zum ersten Mal selbst gebacken habe. Wenn ich ihn in die Hand nehme, danke ich Gott dafür. Im Osterfladen steckt Arbeit, und gleichzeitig ist er eine Gabe Gottes. Hineingeknetet und hineingebacken ist das, was ich selbst tun kann, und das, was unverfügbar ist. Er ist ein Lebensmittel. Ein Mittel zum Leben. Und an Ostern feiere ich das Leben, das sich nicht unterkriegen lässt und auferstanden ist. Allein für mich, wenn ich mir den Osterfladen schmecken lasse. Oder mit anderen, mit denen ich heute am Ostermontag zusammen bin. Brot teilen und essen verbindet.

Ich kenne noch andere Allerwelts-Zeichen, die bei mir die Hoffnung auf Auferstehung wecken. Eines habe ich bei der Beerdigung meiner Mutter erlebt. Wir standen am offenen Grab. Wir hatten eben den Sarg in die Erde herabgelassen. Ich sah auf die Kiste mit den Blumen darauf. Das ist also übrig von meiner Mutter, die mich unter dem Herzen getragen und auf die Welt gebracht hat. Die mir Liebe mitgegeben hat. Da flitzte ein Hase über den Friedhof an den Gräbern vorbei. Auf unserer Höhe blieb er kurz stehen, guckte und lief weiter. Ein Zufall. Aber für mich war es, als hätte sich dieser Hase vergewissert: Macht ihr hier auch alles richtig? Gut. Und übrigens, Leute, es geht weiter. Das war mein persönlicher Osterhase.

Alltags- und Allerwelts-Zeichen für Auferstehung. Das ist, wenn der müde Geist auf einmal klar und das träge Herz wieder wach wird und hüpft. Wenn ich neuen Mut bekomme. Wenn nach einer zähen Phase frische Energie in mich strömt und wieder Freude macht, was ich tue. Ostern ist, wenn ich aus einer Zeit der Einsamkeit herausfinde und wieder die Verbindung mit anderen spüre. Wenn der Weg, den ich gehe, nicht schwer und endlos wirkt und wenn ich erkenne: Ich muss ihn nicht allein bewältigen. Kann sein, dass ich wie die zwei von Emmaus erst im Nachhinein merke: Brannte nicht mein Herz auf dem Weg? Habe ich nicht schon unterwegs gespürt: Ich bin begleitet? Da ist einer, unerkannt, der geht mit.

Es gilt das gesprochene Wort.

Musik dieser Sendung:
1. The Verve, Bitter Sweet Symphony
2. Rosenstolz, Der Moment
3. Herbert Grönemeyer, Der Weg
4. Ben E. King, Stand by Me
5. Jesus Christ Superstar, John Nineteen:Forty-One
6. Joan Baez, I am a Wanderer

Literatur dieser Sendung:
1. 
Schibilsky, Michael, "Trauerwege. Beratung für helfende Berufe", 5. Aufl. 1996, Patmos Verlag Düsseldorf, S. 147-152.
2. Wucherpfennig
, Ansgar, "Wie hat Jesus Eucharistie gewollt? Ein Blick zurück nach vorn", 3. Aufl. 2022, Patmos Verlag Düsseldorf, S. 42 ff.