...damit wir klug werden

...damit wir klug werden
Pfarrer Alfred Buß
06.06.2015 - 23:25

Diese Lastdrahtesel sind ein Symbol für Klugheit. 30 Radfahrer sorgen für Nachschub, wo was fehlt, ganz ohne Abgase. Hier auf dem evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Unschlagbar schnell schaffen sie’s von A nach B. Selbst im größten Gedränge wird ihnen Platz gemacht.

Einfach ist das – und klug. Eine Großveranstaltung mit über 100 000 Menschen fast ohne Klimagase – das strebt der Kirchentag an. Sein Leitwort: ...damit wir klug werden.

 

Solche Klugheit ist gefragt heute. So brutal ging’s lange nicht mehr zu. Die Welt gerät aus den Fugen. Das bewegt die Menschen auf dem Kirchentag. Nur wenige hundert Meter von hier sammelt sich eine Menschenkette gegen Krieg, Gewalt und Waffenschieberei. Gegen die Logik des Dreinschlagens, ob in Syrien, dem Irak oder der Ukraine.

 

Klugheit wird gebraucht. Das Sterben der Flüchtlinge im Mittelmeer, faire Handelsbedingungen weltweit oder die Zeitbombe Klimawandel liegen den  Menschen hier auf der Seele – gerade am Vorabend von Elmau, wo die G7 sich treffen. Es ist ja wahr: Die Handels- und Klimapolitik von heute bestimmt die Flüchtlingsströme von morgen.

 

Richtige Einsichten gibt es reichlich. Ihr Kern: Auf einer endlichen Erde führen unersättliches Denken und Handeln ins Verderben. Alles hat seine Grenzen. Leuchtet eigentlich ein. Doch praktisch läuft diese Einsicht ins Leere. Es fehlt entschlossenes Handeln – weltweit und auch in unserem Alltag.

 

Ja - wir Menschen verstehen uns gut darauf, Gefahren zu verdrängen und auszublenden. Auch die eigene Endlichkeit. Ausblenden und verdrängen. Klug ist das nicht.

 

Lehre uns unsere Tage zählen, auf dass wir klug werden – sagt der 90. Psalm. Aus ihm stammt das Leitwort dieses Kirchentages. Lehre uns, Grenzen anzunehmen.

 

Manche Menschen erfahren das nach schwerer Krankheit. Sie sind an Grenzen gestoßen. Wurden der eigenen Verletzlichkeit und Begrenztheit gewahr. Und empfindsam für das Gewebe der Schöpfung und die Verletzlichkeit unseres blauen Planeten.

 

Lehre uns unsere Tage zählen, auf dass wir klug werden – das ist eine Bitte an Gott.

Ja, die Menschen auf dem Kirchentag nehmen diese Welt ins Gebet –

mit all ihren Schrammen, Wunden und Bedrohungen. Und bitten um Klugheit zum Leben – auch für die Mächtigen der G 7 in Elmau.

 

Wer betet, redet zum lebendigen Gott, liegt ihm in den Ohren, klagt und bittet. Wer betet, ist nicht schicksalsergeben. Wer Gott in den Ohren liegt, vertraut darauf: Nichts muss so bleiben, wie es ist.

 

Die Menschen hier auf dem Kirchentag beten. Und handeln.

Fangen schon einmal damit an, dass es nicht so bleibt, wie es ist. Durch solche Lastfahrräder zum Beispiel, abgasfrei und unschlagbar schnell.

 

Ja -  lehre uns unsere Tage zählen, auf dass wir klug werden.