Das Wort zum Sonntag: "Kinder haben Rechte"

Das Wort zum Sonntag: "Kinder haben Rechte"
Pfarrer i.R. Alfred Buß
20.09.2014 - 22:05

Ein Vater wollte seinen dreijährigen Sohn überraschen. Zum ersten Mal sollte der einen Elefanten sehen. Bestimmt würde der Kleine begeistert sein. Kaum im Zoo, rannte der Junge auch schon los – mitten in einen Pulk von Tauben. „Süß, der Bub“, dachte der Vater. Aber nach einiger Zeit: „Jetzt gehen wir zum Elefanten“. „Nein, Taubi gucken“. „Komm jetzt.“„Taubi gucken“. Als der Vater ihn forttrug, brüllte der Kleine diesen Satz durch den halben Zoo. Für das riesige Tier mit dem Rüssel hatte er keinen Blick. An diesem Abend wollte der Vater gar nichts mehr mit seinem Sohn unternehmen.

 

Tja. Kinder sind selten so, wie Eltern sie sich wünschen. Schon ein Dreijähriger hat seinen eigenen Kopf. Pubertierende suchen ihre eigene Spur. Und Heranwachsende wollen sich in Freiheit selbst ausprobieren. Kenn’ ich als Vater und Großvater.

 

Heute ist Weltkindertag. Sein Motto: Jedes Kind hat Rechte. Jugendliche auch. Die Kinderrechtskonvention gilt für alle unter 18 - beschlossen von der UNO vor genau 25 Jahren. Und danach auch vom Bundestag. Klar brauchen Kinder und Jugendliche das Recht auf Schutz. Zu viele erleiden Gewalt. Und sie brauchen das Recht auf Förderung ihrer Gaben und Fähigkeiten. Viel zu viele werden hängengelassen in sozialer Herkunft und Armut. Kinder und Jugendliche sind nicht mehr Bittsteller, sondern Inhaber von Rechten, die einforderbar sind.

 

Sie haben auch das Recht auf eigene Meinung. Sagt die Kinderrechtskonvention. Doch – ist das nicht übertrieben? Mütter überfordern Kinder schon beim Einkauf mit der Entscheidung, welcher Joghurt genehm ist. Kein Wunder: Reichlich verwöhnte Jugendliche kommen daher wie Graf Koks. Meinen, nur ihre Meinung gilt.

 

Und doch brauchen junge Leute Gehör. Sie müssen gefragt sein, wenn es um die Gestaltung ihres Lebens geht - und ihrer Zukunft. Von den schrecklichen Folgen der Erderwärmung werden vor allem unsere Kinder und Kindeskinder betroffen sein. Die UNO hat jetzt die Staatenlenker zusammengerufen. Dringlich. Nächste Woche in New York. Was wird sein, wenn die Politiker sich weiter blockieren - sie nur auf Macht und eigenen Vorteil aus sind? Und nichts passiert.

 

Als seine Jünger sich stritten, wer von ihnen der Größte sei in Gottes künftiger Welt, stellte Jesus ein Kind in die Mitte. Und sagte: Werdet wie die Kinder. Kehrt eure Maßstäbe um.

 

Unsere Welt verändert sich rasant. Für junge Leute gibt’s keine vorgespurten Wege. Schnelles Reagieren ist angesagt. Darin sind sie so viel besser als wir Ältere. Vielsprachig sind sie und weltweit vernetzt. Im Internet erfinden sie die pfiffigsten Lösungen. Spielerisch und ernsthaft zugleich.

Suchen Wege, die Zukunft haben.

 

Dabei verändern die Maßstäbe der Kinder den Blick auf die Welt.

Nicht der gigantische Elefant beeindruckt – Nein, Taubi gucken. Junge Leute fragen: Was macht glücklich und gibt Sinn? Sie brauchen Gehör. Und haben ein Recht darauf. Schon seit 25 Jahren.

 

Den Kindern gehört die Zukunft. Oft gehört. Aber richtig! Doch darf das keine Sonntagsrede bleiben.