Der Dreikönigstag am 6. Januar hat in der evangelischen Kirche einen komplizierten Namen: Epiphanias. Das bedeutet Erscheinung. Wer oder was erscheint da wem.
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Mit "Heilig drei König" verbinden die meisten ja noch etwas. Das waren doch diese Drei, Könige oder Sterndeuter oder was auch immer ihr Beruf war. Die dem Stern gefolgt sind zur Krippe und Gold, Weihrauch und Myrrhe dabei hatten. Aber die evangelische Kirche macht es komplizierter. Da feiert man nicht "Heilig Drei König", sondern: "Epiphanias". Bitte was?!
Epiphanias heißt übersetzt "Erscheinung". Fragt sich, wem hier was erscheint. Der Stern den Königen? Die Könige dem Jesuskind? Das Jesuskind den Königen? Da gibt‘s viele Optionen:
Einerseits erscheint den drei Königen ein Stern. Wobei - genau genommen steht in der Bibel weder etwas von "Königen" noch von "drei". Im Matthäus-Evangelium, aus dem die Geschichte stammt, ist einfach nur die Rede von "Magiern" oder "Sterndeutern" aus dem Osten. Sie entdecken am Himmel eine außergewöhnliche Sternenkonstellation und interpretieren sie als Zeichen: Ein neuer König ist geboren.
Den wollen sie sehen und machen sich auf die Suche nach ihm. Der Stern weist ihnen den Weg. Also könnte die Erscheinung des Sterns Epiphanias seinen Namen geben - Erscheinung. Aber der Stern muss ja schon viele Tage vor Epiphanias erschienen sein, als die Sterndeuter nämlich in ihrer Heimat aufgebrochen sind.
An Epiphanias selbst erscheinen: die Sterndeuter vor dem Jesuskind, das gerade ein paar Wochen alt ist. Kinder in diesem Alter haben noch keine räumliche Wahrnehmung. Sie können noch nicht farbig sehen. Und das, was sie sehen, sehen sie unscharf. Der Geruchssinn ist aber schon entwickelt. Insofern erscheinen vor dem Jesuskind an Epiphanias vor allem Gerüche: vom Weihrauch und der Myrrhe, die die Sterndeuter mitbringen.
Gut, es handelt sich um kein normales Kind. Immerhin liegt da Gott in der Krippe. Und gleichzeitig eben doch ein normales Kind. Denn Jesus Christus ist wahrer Gott, aber auch: wahrer Mensch. Ich glaube, als echtes, neu geborenes Menschenkind versteht Jesus zwar nicht, wer da genau vor ihm steht. Trotzdem haben beide Seiten etwas von dem Besuch: Das Kind in der Krippe ein herzliches Willkommen. Die Sterndeuter Freude über den neugeborenen König.
Die Sterndeuter erscheinen aber nicht nur dem Jesuskind, sondern auch: uns! Und das bis heute: als Figuren vor der Krippe, als Sternsinger an den Haustüren oder als Heilige Drei Könige in den alten Geschichten. Ihre Erscheinung verrät etwas Wichtiges. Nämlich: Das Kind, zu dem sie gehen, ist ein König. Ein Stern ist für ihn aufgegangen. An Epiphanias erscheint uns Gott. Als Kind, als König, sanftmütig und ganz anders als gedacht.
Es gilt das gesprochene Wort.