Donald Trump hat eine eigene Bibel verkaufen lassen, die "God Bless the USA Bible". Wer mit der Bibel Wahlkampf macht, muss sich daran messen lassen.
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Es wird sicherlich pompös. Boeing, General Motors, Microsoft und Meta – zahlreiche Unternehmen haben für die Feierlichkeiten zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Geld gegeben. Von Rekordspenden in Höhe von 170 Millionen Dollar ist die Rede.
Es ist schon merkwürdig, was in den vergangenen Tagen und Wochen passiert ist: Der Konzern Meta beendet seine Maßnahmen für Chancengleichheit und Diversität. Faktenchecks bei Facebook und Instagram in den USA sollen abgeschafft werden. Und Konzernchef Mark Zuckerberg kündigt an, er werde mit dem künftigen Präsidenten Trump zusammenarbeiten. Von Elon Musk ganz zu schweigen. Ich wundere mich. Alle Welt scheint Trump nachzulaufen.
Viele richten große Erwartungen und Hoffnungen auf den neuen US-Präsidenten. Andere fürchten sich: Welche Taten wird Trump seinen Worten folgen lassen? Wird er seine Macht zum Guten gebrauchen?
Mit der Bibel in der Hand hat Trump Wahlkampf betrieben. Er verkaufte sogar eine "God Bless the USA Bible", eine "Gott segne die USA Bibel" inklusive amerikanischer Verfassung. In den Vereinigten Staaten haben Religion und Glaube Gewicht in der Politik. Viele rechtskonservative Christinnen und Christen haben Donald Trump ihre Stimme gegeben. Bereits Präsidenten vor ihm bekannten sich zu einem bibeltreuen Christentum.
Ich bin evangelische Christin in einer baptistischen Gemeinde. Ich befürworte Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie die Trennung von Staat und Kirche. Von daher bin ich vorsichtig bis misstrauisch, wenn ein Politiker die Bibel für seine Zwecke gebraucht. Die Bibel lässt sich nicht eins zu eins in Politik ummünzen. Aber sie setzt Maßstäbe für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Wer mit der Bibel Politik macht, muss sich daran messen lassen.
Einer der baptistischen Grundsätze ist, dass die Bibel als Wort Gottes "Regel und Richtschnur für Glauben und Leben" ist. Kein leichter Maßstab! Die Bibel kann vielfältig ausgelegt werden. Ich orientiere mich am Leben von Jesus, am Evangelium. Wie der alte "WWJD"-Slogan auf Armbändchen: "What would Jesus do?", "Was würde Jesus tun?".
Jesus hatte keine Berührungsängste. Er reichte Menschen die Hand und hatte ein Herz für alle, die am Rande der Gesellschaft standen und keine Lobby hatten. Er wendete sich den Menschen zu – unabhängig von finanziellen Mitteln oder Machtinteressen. Jesus setzte in der Bergpredigt herausfordernde Maßstäbe: Frieden stiften, die andere Wange hinhalten, Feinde lieben. Ja, kein Wunder, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist.
Jesus hat gesagt: "Wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen." (Matthäus 20,26) Macht haben, Verantwortung übernehmen, das bedeutet bei Jesus: für andere da sein. Und zwar insbesondere für alle, die Hilfe brauchen, damit sie gut leben können.
Diese Maßstäbe stehen in der Bibel, die Trump im Wahlkampf hat verkaufen lassen. Daran muss er sich messen lassen. Ab Montag ist Trump zurück im Weißen Haus. "Wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen." Bislang lässt Trump von Demut, dem Mut zum Dienen wenig erkennen. Aber vielleicht werde ich mich ja auch noch einmal wundern. Ich würde mich freuen.
Es gilt das gesprochene Wort.
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