Der Kabarettist Hanns-Dieter Hüsch erzählt, dass er mit einer Anlage zum Klumpfuß auf die Welt gekommen ist. Seine Füße standen 90 Grad nach innen. Zwar konnte er dies bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr weitgehend ausgleichen. Doch hat er sehr darunter gelitten. Er wurde von starken Selbstzweifeln heimgesucht, bis er eines Tages ein Lied schrieb – mit dem Titel "Ich bin ja so unmuskulös" und anfing, seine körperliche Beschaffenheit durch den Kakao zu ziehen. Hüsch sagt, die Leute hätten sich kaputt gelacht. Und er sah plötzlich die Chance, seine Behinderung, sein Unvermögen in sein Leben zu integrieren. Später hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel: "Mein Leben verdanke ich meinen Füßen."
Vieles kann den Blick dafür verstellen, dass wir Gaben, Talente haben. Schicksalsschläge können einem den Mut rauben, sich auf seine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu besinnen. Dauernde Arbeitslosigkeit kann die Einsicht verdunkeln, dass man trotzdem zu etwas fähig ist. Die Gefahr ist groß, sein eigenes Talent zu verstecken, zu vergraben.
Jesus wusste das und erzählt darum in einem Gleichnis, dass Gott uns Menschen zu Verwaltern seines Vermögens eingesetzt hat – hier über mehr und dort über weniger. Einem jeden nach seiner Kraft, heißt es. Es kommt nicht darauf an, wie viel einem jeden von uns gegeben ist. Das wird, das mag verschieden sein. Entscheidend ist etwas anderes und daran lässt Jesus keinen Zweifel: Es ist niemand ohne Talent. Jeder hat seine eigene Gabe von Gott, sein eigenes, gerade ihm gegebenes Talent. Komm, bring es zum Leuchten, ermutigt uns das Gleichnis Jesu. Versteck es nicht. Vergrab dich nicht! Gott will dich, braucht dich. Jede Gabe wird gebraucht, nicht zuletzt um der größeren Gemeinschaft willen.
Diese so wichtige, grundlegende Tatsache dürfen wir uns durch nichts verstellen oder verdunkeln lassen. Mit jedem Menschen ist etwas in die Welt gekommen, das zu verwirklichen gerade ihm aufgetragen ist, nur ihm. Hanns-Dieter Hüsch hat es für sich entdeckt. Wir werden dermaleinst nicht danach gefragt, ob wir Abraham oder Mose, Franz von Assisi, Goethe oder Einstein gewesen sind. Sondern danach werden wir gefragt, ob jeder er selbst gewesen ist. Jeder von uns hat seinen besonderen Ort in der Welt mit seinem gerade ihm anvertrauten Talent. Gott schenke, dass wir es entdecken und fruchtbar machen für uns und für andere.