Licht und Leben gehören in der Bibel zusammen. Die Schöpfung braucht die Balance zwischen Hell und Dunkel. Darum darf Licht kein Privileg der einen sein, während die anderen im Finstern sitzen.
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Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie sich Lichtteilchen durch Glasfasern bewegen. Dass man etwa Daten im Umfang vollständiger Bibliotheken in nur wenigen Sekunden herunterladen kann, weil das Licht so rast, wie es rast. Das fasziniert mich. Auch wenn sich die Forschung in den Lichtwissenschaften noch längst nicht erschöpft hat, die Menschheit ist dem Geheimnis der Lichtgeschwindigkeit auf der Spur. Die Wissenschaften rund um das Licht machen rasante Fortschritte.
Heute ist der Tag des Lichts. Damit wird durch internationale Initiative der UNESCO an das denkwürdige Datum erinnert, als 1960 ein Laser das erste Mal erfolgreich eingesetzt wurde. Licht lässt ebenso in weiteste Fernen blicken wie in das Innere einer winzigen Körperzelle. Ich staune darüber, dass einige wenige Lebewesen durch bestimmte chemische Reaktionen Licht erzeugen können.
Wer vom Licht spricht, muss auch über den Schatten reden. Brot für die Welt, ein Werk der Evangelischen Kirche, geht davon aus: 1,3 Milliarden Menschen haben auf diesem Planeten keinen Zugang zu Strom. Darunter sind auch Millionen von Menschen, die nach wie vor ohne elektrisches Licht leben. Sie verwenden Petroleumlampen, die die Gesundheit schädigen. Elektrisches Licht sollte nicht das Privileg der einen bleiben, während die anderen im Dunkeln sitzen. Mit Sonnenenergie lassen sich seit Jahren Brücken raus aus der Armut bauen.
Zum Tag des Lichtes gehört auch die Sorge um ein Zu-Viel an Licht, weil zur falschen Zeit, mitten in der Nacht. Die nächtliche Lichtverschmutzung macht vielen Lebewesen zu schaffen. Sie werden abgelenkt, geblendet, irritiert, verdrängt.
Die Bibel öffnet die Fenster in die Kulturgeschichte des Lichtes. Es beginnt mit der Einsicht: Licht und Leben gehören zusammen. Die Schöpfung braucht die Balance zwischen Hell und Dunkel, Tag und Nacht. Das beschreibt poetisch die Schöpfungserzählung ganz am Anfang der Bibel. An anderer Stelle wird Gott selbst als Licht des Lebens bezeichnet. Gott ist wie ein heller Lebensgrund, mit dem ich verbunden bin. Ich muss nicht aus mir selbst heraus die hellste Leuchte sein. Aber durch Gottes Licht kann ich auch mein Licht leuchten lassen.
Dauerhafte Dunkelheit legt Schatten auf die Seele und macht krank. Dietrich Bonhoeffer, der über zwei Jahre im Gefängnis war, bevor die Nazis ihn in den letzten Kriegstagen hingerichtet haben, schrieb einmal in seiner Zelle. "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht." Mich berührt an diesen Zeilen, dass Bonhoeffer die entsetzliche Finsternis nicht schönreden wollte. Er fühlte sich trotzdem verbunden mit Gott, der das Licht des Lebens versprochen hat.
Das hat Ausstrahlung bis heute. Mit Vertrauen auf Gottes Licht gehe ich in meinen Tag hinein.
Es gilt das gesprochene Wort.
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