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Leicht sein und einfach Leben
Lyrik und Leben von Eva Strittmatter
13.05.2025 06:20

Der christliche Glaube hatte in ihrem Leben keinen Platz. Aber dieses Prinzip aus der Bibel nahm die Schriftstellerin Eva Strittmatter ernst: "Habt den anderen Menschen lieb. Er ist wie ihr."

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"Mir gefällt Schlichtheit", soll die Schriftstellerin Eva Strittmatter einmal gesagt haben. Schlichtheit ist alles andere als harmlos. Mit schlichten Worten Wesentliches sagen, ist eine Kunst. Die Lyrikerin Eva Strittmatter kannte sich damit aus. Etwa in ihrem Gedicht mit dem einfachen Titel "Bitte":

"Sei sanft, wenn du kannst, das Leben ist sowieso hart und schwer. Vielleicht hat es das früher gegeben, jetzt gibt es das nicht mehr: Leicht sein und einfach leben ohne Nutzungs- und Musterungsschein. Wenn wir uns nicht Liebe geben, uns umfangen und uns erheben, betonieren sie uns ein."

In diesem Jahr wäre Eva Strittmatter 95 Jahre alt geworden. Die Sehnsucht nach einem "Leicht sein und einfach leben" wird in ihrem Leben oft eine Rolle gespielt haben. Geboren ist sie 1930 in Brandenburg in der Stadt Neuruppin. Dort war ihre Kindheit in Kriegsjahren, dort auch die erste Liebe.

Dann folgte der Mangel der Nachkriegszeit. Die meisten Jahre ihres Lebens war die spätere Lektorin und Kinderbuchautorin verbunden mit dem Schriftsteller Erwin Strittmatter. Eine Ehe auch mit Zumutungen. Es war oft hart für sie, bestehen zu können und so frei wie möglich zu bleiben. Das schimmert in ihrem Gedicht durch: "Sei sanft, wenn du kannst; das Leben ist sowieso hart und schwer."

Viele Menschen, nicht nur Frauen, haben sich im Osten des geteilten Landes in Strittmatters Zeilen wiedergefunden. Drei Dinge brauche sie, um zu schreiben, meinte Strittmatter einmal – ein Gewissen, das nicht käuflich ist; sagen können, was ist, ohne sich zu verstellen, und: "Das Dritte wäre Liebe, damit ich leben bliebe."

Liebe hat viele Namen. Ein Name für die Liebe ist für mich: Gott. Oder: Ewiger. Oder: Lebensquelle. Ein Leben ohne diese Quelle, ohne diese Liebe kann ich mir nicht vorstellen. Der christliche Glaube passte nicht in Eva Strittmatters Leben. Aber, so schrieb sie einmal, das Prinzip "Nehmt voneinander eure Bürde und: habt den anderen Menschen lieb, er ist wie ihr...", dieses Prinzip war ihr voller Ernst.

Dieser Ernst beginnt dort, wo es mich etwas kostet, wenn ich die Last eines anderen mittrage. "Nehmt voneinander eure Bürde." Da ist das Liebhaben keine lächerliche Naivität. Es begrenzt [mein Kreisen um meine Wünsche,] meine Ich-Bezogenheit, meine ständige Sorge um mich selbst.

"Nehmt voneinander eure Bürde." Das mag sich nur im Kleinen zeigen, ab und an. Aber als Christin glaube ich: Es kommt von etwas her, das weiter reicht. Von einem Gebot, das die Menschheit zum Guten verändert. Das Gebot steht in der Tora der Jüdinnen und Juden. Jesus hat es zitiert und gelebt: "Liebe deinen Nächsten. Er ist wie du." Das bewahrt davor zu verhärten und hilft, sanft zu sein.

Es gilt das gesprochene Wort.
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