gemeinfrei via unsplash / Jon Tyson
Die Würde der Gepflegten und der Pflegenden
Zum Tag der Pflege
12.05.2025 06:20

Sich nicht nur mit den Krankheiten, sondern mit dem Menschen beschäftigen. Das war eine Devise von Florence Nightingale, eine Pionierin der modernen Pflege. Wie ist es darum heute bestellt?

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Heute ist der Tag der Pflege. Eine der Ersten der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale, soll einmal gesagt haben: "Ärzte beschäftigen sich mit Krankheiten, Schwestern beschäftigen sich mit Menschen." Ihr Geburtstag fällt nicht zufällig mit dem Tag der Pflege zusammen. Vor über 200 Jahren kam sie auf die Welt. Wahrscheinlich steckt in ihrem Ausspruch viel von ihrer Erfahrung als Krankenschwester damals.

Heute arbeiten Ärztinnen und Ärzte im Idealfall Hand in Hand mit denen, die pflegen - nicht nur an den Krankheiten, sondern mit dem ganzen Menschen. Ich sage heute am Tag der Pflege Danke allen, die zur Tages- und Nachtzeit an die Betten der Kranken und Pflegebedürftigen gerufen werden, die auf der Intensivstation Apparaturen überwachen und den Blick auf den Menschen dahinter nicht vergessen.

Es ist eine Kunst und eine Berufung, zu pflegen und zu heilen. Wer sich um Verletzte, Kranke und Gebrechliche kümmert, bringt viel Wissen ein und das eigene Herz. Florence Nightingale hat über ihre Berufung in ihrem Tagebuch geschrieben: "Gott sprach zu mir und rief mich in seinen Dienst." Sie war mathematisch begabt und hat geforscht. Dargestellt wird sie aber nicht mit einer Statistik in der Hand, sondern mit einer Lampe. "The Lady with the Lamp" nannten sie die Verletzten und Sterbenden, zu deren Betten sie kam, Wunden versorgt und getröstet hat. Das war im damaligen Krimkrieg.

Heute machen sich viele Sorgen darum, dass in der Pflege das Licht ausgehen könnte. Die Bedingungen für Pflege sind an vielen Stellen in unserem Land nicht so, dass genügend Zeit ist für den einzelnen Menschen. Es braucht einen starken gemeinsamen Willen zur Veränderung, damit das innere Leuchten des Pflegepersonals nicht ausgeht.

Wohin würde Florence Nightingale heute mit ihrer Lampe leuchten? Vielleicht auf die Atemlosigkeit vieler Pflegender, die unter hohem Erwartungsdruck stehen. Sie tragen oft für zu viele Menschen in einer Schicht allein Verantwortung.

Vielleicht würde Florence Nightingale dahin leuchten, wo Menschen ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Das kann bei aller Liebe eine Familie an ihre Grenzen bringen. Sicherlich wird eines Tages einmal von unserer Zeit erzählt werden, dass wir technisch und digital viel erreicht haben. Aber ich vermute, dass Generationen nach uns auch fragen werden: Wie habt ihr die Kranken versorgt, die Alten, die Hochbetagten? Wie habt ihr die Pflegenden unterstützt?

In der Bibel wird immer wieder von dem Wunder erzählt, dass Menschen gesund werden. Viele, die sich um Kranke und Verletzte kümmern, haben an diesem Wunder täglich ihren Anteil. Die Güte unserer Gesellschaft bemisst sich daran, wie wir für andere in ihren schwächsten Momenten da sind. Mitmenschlichkeit ist das Wunder.

Es gilt das gesprochene Wort.

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