Faszination Alphabet: Es sind nur 26 Buchstaben. Aber mit ihnen lassen sich Romane ebenso wie Posts schreiben. Im Hebräischen, der Sprache des Alten Testaments, haben die Buchstaben sogar spirituelle Bedeutung.
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A wie anfangen. A wie aufbrechen. A wie Auf los, geht´s los... Am Anfang unseres Alphabets steht das A. Großgeschrieben spitz wie ein Dach, aber als kleines a rund und weich. A ist der erste Buchstabe. Mit A fängt alles an. Auch in der Bibel. "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde."
Dem A folgen in unserem Alphabet 25 weitere Buchstaben. Nicht mehr. Und daraus entfaltet sich der ganze Kosmos unserer Sprache. Auch heute im Informationszeitalter sind es nicht mehr. Zeitungen, Romane, Gedichte, Posts. Liebeserklärungen, Nachrichten, wissenschaftliche Arbeiten – nur 26 Buchstaben stehen zur Verfügung für alle Weisheit auch im 21. Jahrhundert.
Anders ist es im hebräischen Alphabet, dem Aleph Beth, das dem Alten Testament zugrunde liegt. Es beginnt auch mit A wie Aleph, besteht aber nur aus 22 Buchstaben – und doch genügend für den ganzen Reichtum der Heiligen Schriften auf Hebräisch:
Allerdings steht hier ganz am Anfang kein Aleph, um den Beginn allen Beginnens zu erzählen. Die hebräische Bibel beginnt mit dem zweiten Buchstaben ihres Aleph Beth. Mit Beth. Bereshit bara Elohim – am Anfang schuf Gott.
Und das ist kein Zufall, sagen die rabbinischen Theologen. Für sie sind Buchstaben nicht reine Information. Hinter jedem steckt eine ganze Welt – Zahl, Rhythmus, Körpersprache, Lebensweisheit. Spielerisch, mit kindlicher Phantasie wird alles gedeutet. Das Beth etwa sieht aus wie eine Klammer, wie eine offene Klammer.
Im Hebräischen liest man von rechts nach links. Wenn das Beth also ganz am Anfang steht, dann bildet es eine offene Klammer für alles, was danach kommt. Nur nach hinten ist die Klammer geschlossen.
Mit dieser geschlossenen Seite der Klammer beginnt die hebräische Bibel. Wie eine Schranke steht sie da. Oder auch wie ein Bogen, zum Anlehnen. Weil der Mensch niemals bei A beginnen kann. Es ist immer schon etwas da vor seinem Dasein, vor seinem Schaffen, vor seinem Anfang.
Den Anfang setzt Gott. Deshalb gehört im Hebräischen der erste Buchstabe, das Aleph, allein dem Unergründlichen, dem Göttlichen. Vor allem Anfang und in jedem Anfang wirkt Gott selbst. Dahinter kann der Mensch nicht schauen. Aber mit dem Rückenwind des Aleph, mit der Schubkraft Gottes kann er immer wieder beginnen und sprechen, schreiben, handeln, hoffen, in der Welt sein. Und dem lauschen, was kommt.
Das ist doch ein schöner Anfang für einen Montag. Lauschen, was kommt…
Es gilt das gesprochene Wort.
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