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Sendung zum Nachlesen
Eine der schönsten Beschreibungen fürs Beten stammt vom Mystiker Franz von Sales-.
Wenn dein Herz wandert oder leidet,
bringe es behutsam an seinen Platz zurück
und versetze es sanft
in die Gegenwart Gottes.
Und wenn du in deinem Leben
nichts anderes getan hast
außer dein Herz zurückzubringen
und wieder in die Gegenwart Gottes zu versetzen
obwohl es jedes Mal wieder fortlief,
nachdem du es zurückgeholt hattest
dann hast du
dein Leben erfüllt.
Das Herz zurückbringen – in die Gegenwart Gottes. Darum geht es beim Beten. Nicht um besonders kluge Worte. Nicht um ellenlange Bitten. Auch nicht um To-do-Listen für den lieben Gott. Manchmal können die Fürbittengebete in Gottesdiensten dazu ausarten. Genaue Anweisungen an Gott, was er zu tun, wen er zu belehren, wen er wie zurechtweisen möge.
Das wortlose, stille Gebet hat Kraft. Das finde ich so klug an dieser Beschreibung. Ich werde zu einer, die eher hört als spricht. Das Herz ist wesentlich, weniger mein kognitiver Plan, wie die Welt zu sein hat und was Gott in meinem Auftrag bitteschön dazu beitragen soll. Ich richte mich aus, ich suche Kontakt, mein Herz will das große Du spüren, sich ihm anvertrauen. Und loslassen. Ich will verzichten auf mich selbst, auf meine Wünsche, auf meine Pläne, auf meine Sympathien und Abneigungen, auf meine Schmerzen und meine Freuden. Auf alles, was ich von mir denke und was ich von anderen halte.
Das ist ein Leerwerden. Ein auf den Grund gehen, ein Nicht-Wissen. Nicht-Urteilen. Ein Schweigen. Um dann eine ganz andere Fülle zu empfangen, als ich sie mir geben könnte. Ich will mich lieben lassen, ohne Vorbehalt, bedingungslos. Und ach, wenn es möglich ist, wie in einem großen Strom diese Liebe aus mir fließen lassen. Empfangen, empfänglich sein und ausströmen.
Wenn du in deinem Leben nichts anderes getan hast, als dein Herz, das immer wieder fortlief, zurückzubringen und in die Gegenwart Gottes zu versetzen, hast du dein Leben erfüllt. Ganz schön frech, ganz schön provokant, lieber Franz von Sales. Und was für eine große Entlastung für uns Human doings, für uns Tatmenschen. Human being zu sein ist das Wichtigste. Einfach Mensch sein.
Die tiefste Erfahrung von Lebendig sein ist für mich das schweigende Gebet. Und die tiefste Erfahrung von Verbunden sein mit allem Lebendigen. Vielleicht auch ein Friedensweg des Herzens in dieser zerrissenen Welt. Der Sonntag morgen heißt Rogate. Betet!
Es gilt das gesprochene Wort.