Pandora öffnet ihre Büchse, und alle Übel überschwemmen die Erde. So der griechische Mythos. Aber eine entscheidende Sache bleibt in der Büchse.
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Die "Büchse der Pandora" ist ein uraltes Bild für die Übel dieser Welt. Am Ende aber geht es um die Hoffnung im alten griechischen Mythos. Zeus, der Göttervater vom Olymp, hat es Prometheus übelgenommen, dass er den Göttern das Feuer gestohlen und es den Menschen gebracht hat. Sie könnten unabhängig werden von den Göttern. Zur Strafe lässt er Prometheus an einen Felsen ketten, damit die Adler sich auf ihn stürzen.
Damit aber nicht genug. Zeus will sich an der ganzen Menschheit rächen. Und lässt eine besondere Frau erschaffen - Pandora, wörtlich übersetzt die Alles-Schenkende. Er gibt ihr eine Büchse, in die alle Götter ihre Geschenke hineinlegen. Pandora soll die Büchse Epimetheus, dem Bruder des Prometheus überreichen. Prometheus hatte seinen Bruder gewarnt: Er möge nie ein Geschenk von den Göttern annehmen.
Aber Pandora ist eine wunderschöne Frau, unwiderstehlich. Epimetheus ist hin und weg und vergisst die Warnung. Voller Neugier, was die Schöne ihm da überreicht, bittet er sie, die Büchse zu öffnen. Pandora tut es, und plötzlich entweichen Krankheiten, Leiden, Tod, Krieg, Neid, Gier. Alle Übel überschwemmen die Erde. Vor Schreck verschließt Pandora die Büchse wieder, und so bleibt ein Geschenk der Götter im Gefäß drin: die Hoffnung.
Was das bedeuten könnte, darüber haben sich viele den Kopf zerbrochen. Wir erleben es jedes Mal hautnah: ein Erdbeben, ein Attentat, die Diagnose einer unheilbaren Krankheit. Was dann zuerst fehlt, ist die Hoffnung. Aber irgendwann taucht sie wieder auf. Man sagt ja auch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Sie ist eine große Kraft in der menschlichen Seele.
Deshalb leuchtet mir eine andere Deutung des Mythos mehr ein: Die Hoffnung ist und bleibt ein Geschenk der Götter. In der Büchse bleibt sie zurück, weil der Mensch ihr nicht so ausgeliefert ist wie den Übeln. Er kann sie steuern, kontrollieren. Wir haben es in der Hand, worauf wir hoffen. Wie wir hoffen.
Ob wir Katastrophen herunterspielen, die Hände in den Schoß legen und sagen: "Es wird sicher nicht so schlimm." Ob wir uns Illusionen, Wunschvorstellungen hingeben, die keine echten Lösungen sind. Ob wir uns falsche Hoffnungen vorgaukeln lassen, leeren Versprechen auf den Leim gehen. Dann wird die Hoffnung auch zu einem Übel. Und hilft nicht, das Leben zu bewältigen.
"Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid", heißt es in der Bibel (Epheser 1,18) Das hilft mir, sorgfältig umzugehen mit meiner Hoffnung.
Es gilt das gesprochene Wort.
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