Wort zum Tage
Sommerimpressionen
Moonwalk (60. Geburtstag Michael Jackson)
29.08.2018 06:20
Sendung zum Nachlesen

Wir machen Urlaub im Heidi-Land. Mitten in den Bergen in einer Almhütte. Die Kinder spielen zwischen weidenden Kühen auf der Wiese, es wird viel gewandert und wunderbar gegessen und getrunken. Abends fallen wir müde und glücklich in unsere Betten. Ein perfekter Urlaub, der am letzten Tag gekrönt wird mit einer totalen Mondfinsternis: Rot scheint er am sternenklaren Nachthimmel, im Gefolge Planet Mars als roter Punkt daneben.

„Ich will rauf zum Mond,“ flüstert unsere Jüngste beeindruckt. Und mir fällt angesichts dieses beeindruckenden Schauspiels der legendäre „Moonwalk“ ein, mit dem Michael Jackson in meiner Schulzeit die Charts stürmte. Erfunden hat er ihn nicht: „Ein Häuschen im Himmel“ heißt der Film aus dem Jahr 1943, in dem bereits für ein paar Minuten der legendäre Tanzschritt gezeigt wurde. Und Jean-Louis Barrault präsentierte ihn zwei Jahre später in „Kinder des Olymp.“ Michael Jackson hat das Ganze dann perfektioniert. Zum illusionistischen Gang der Breakdanceszene kam die Rückwärtsbewegung hinzu: aus dem „Moonwalk“ wurde der sogenannte Backslide – der Rückwärtsschritt. So tanzte Michael Jackson zum legendären Pophit „Billy Jean“ damals vor Millionen auf der Bühne und die Fans waren begeistert von dieser perfekten Illusion.

Das wohl berühmteste Mondlied findet sich im Evangelischen Gesangbuch. Matthias Claudius dichtete 1779: „Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.“ Ein Lied von der Illusion. Vieles lässt sich heute anders als noch bei unseren Vorfahren erklären: Warum der Mond plötzlich rot ist und wie es gehen kann, dass einer nach vorn zu laufen scheint, in Wahrheit aber rückwärtsgeht. Zu biblischen Zeiten färbte sich der Mond ebenfalls blutrot, was aber nicht als Eintritt in den Kernschatten der Erde, sondern als Zeichen des Gottesgerichts und nahenden Weltuntergangs gedeutet wurde. Heute sind wir schlauer. Es gibt immer weniger Dinge, die unsre Augen nicht sehen. Immer weniger, was wir nicht fassen und begreifen können. Auch der Mond gehört dazu. Und so bestaunte man an diesem Abend mit ein wenig Glück nicht nur eine totale Mondfinsternis und den Planeten Mars, sondern auch die Internationale Raumstation ISS mit einem deutschen Astronauten an Bord am Himmel. Alles vorhersagbar. Alles erklärbar. Der Zauber und die Sehnsucht aber bleibt: ob Blutmond oder Moonwalk – wir lassen uns immer noch gern verzaubern, weil wir dabei eine Ahnung dessen bekommen, was so unendlich viel größer ist als wir selber. Blutmond und Moonwalk – beides ein kleiner Vorgeschmack auf die Ewigkeit. Heute wäre Michael Jackson 60 Jahre alt geworden.

Es gilt das gesprochene Wort.