Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Sendung nachlesen:
In diesem Sommer ist ein lang gehegter Traum wahr geworden:
einmal eine ganze Woche auf der schottischen Insel Iona zu verbringen,
in dem alten Kloster dort zu wohnen und am Leben dieser Gemeinschaft teilzunehmen.
Dieser Traum hatte mich seit einer Rundreise durch Irland vor einigen Jahren begleitet.
Damals waren wir zu Gast im Tal des Columba, in Glencolumcille,
einem kleinen Dorf im äußersten Nordwesten Irlands, im Donegal,
eine raue, gottverlassene Gegend.
Auf den Spuren des keltischen Christentums hatten wir davon gehört,
dass der Ortspfarrer hier ein kleines Museum gestaltet hat.
Es vergegenwärtigt den mühsamen Alltag der Menschen vor Ort
und erinnert zugleich an Columban (1),
den berühmten Namensgeber dieses abgelegenen Ortes.
Columban stammte aus einer mächtigen Familie,
die über große Teile Nordirlands herrschte.
Und diese adlige Abstammung sicherte ihm später die Gastfreundschaft von Königen und Edelleuten, die ihm gleichgesinnt waren und seine Kultur teilten.
Die hohe Wertschätzung seiner theologischen und künstlerischen Begabungen drückt sich denn auch in seinem Namen aus:
Columbanus, Colum Cille im Gälischen: „Kirchentaube“.
Ein Name, den er später angenommen hat.
Sein keltisch geprägtes Verständnis von Christentum unterscheidet sich vom klassischen Katholizismus zum einen durch dezentrale und nicht hierarchische Organisation, andererseits durch tätige Nächstenliebe und durch Lebensfreude.
Nach der erfolgreichen Christianisierung Irlands, die gerade auch keltische Traditionen aufnimmt, kommt es zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten. Columban flieht von Irland nach Schottland, sozusagen als Buße: so weit von Irland weg zu gehen, dass er seine Heimatinsel nicht mehr sehen kann.
Um das Jahr 563 geht er mit 12 Gefährten auf Iona, einer Hebriden-Insel, an Land. Ein „kleines Boot“, coracle genannt (2), hat sie an die schottische Westküste gebracht.
Dort gründet Columban das Kloster und damit die erste Gemeinschaft von Iona, mit der sich diese fruchtbare Insel im Laufe der Zeit zu einem Zentrum des christlichen Glaubens entwickelt, das weit über Schottland ausstrahlt. Die Lage an einem wichtigen Seeweg zwischen Irland und Schottland ist günstig für die weitere Mission. So wird das kleine Iona nicht nur zur Urzelle des Christentums in Schottland, sondern durch das Wirken Columbans und seiner Nachfolger auch zur Keimzelle des Christentums für ganz West- und Nordeuropa.
Als Columban 597 stirbt, entwickelt sich die Insel zu einem Wallfahrtsort, zu einem „schottischen Jerusalem“. Das Kloster wird ein berühmtes religiöses und künstlerisches Zentrum. Viele Menschen machen sich als Pilgernde auf den Weg nach Iona.
Nun war es endlich so weit: Iona erwartet uns, wir werden dort zu Gast sein.
Die Fähre legt am frühen Morgen ab, es geht von Oban an der schottischen Westküste durch eine von Wind und Wellen bewegte See zuerst zur Isle of Mull. Nach einer Stunde Überfahrt steigen wir in den Bus, der uns an das andere Ende der fast menschenleeren Insel nach Fionnphort bringt. Und wieder eine Stunde später ist es mit einer kleinen Fähre nur noch ein Katzensprung nach Iona.
Die kleine Insel ist nicht nur Zentrum der besonderen keltisch geprägten christlichen Spiritualität in Schottland, sondern auch ganz einfach ein heiliger Ort. Durch Jahrhunderte pilgerten Menschen hierher und die ersten schottischen Herrscher, norwegische und irische Könige fanden hier ihre letzte Ruhe, zuletzt der berühmte Macbeth.
Eine Schar von Wildgänsen zieht über unsere Köpfe hinweg, als wir Iona betreten. Ich bin berührt und erinnere mich: Ist nicht die Wildgans ein altes keltisches Symbol für den Heiligen Geist und somit das Zeichen der Gemeinschaft von Iona geworden?
Einen Augenblick später: Jana McLellan begrüßt uns auf Deutsch, mit einer zu Herzen gehenden Fröhlichkeit. Sie ist als Theologiestudentin aus Leipzig vor Jahren hierhergekommen und hiergeblieben. Heute zählt sie mit ihrer Familie zu den hundert Einwohnern, die ständig hier leben, auch in der dunklen Jahreszeit, wenn keine Pilger und Tagestouristen die Insel besuchen.
Sie spricht vom Geheimnis der Gastfreundschaft (4)
wie es in alte keltische Worte gefasst ist:
Wir sahen gestern einen Fremden.
Wir stellten Essen auf den Tisch.
Wir füllten die Gläser
und unser Haus mit Musik.
Und mit dem Heiligen Namen des dreieinigen Gottes
segnete er uns und unser Haus,
unser Vieh und die, die wir lieben.
Wie es die Spatzen von den Dächern pfeifen:
Oft, sehr oft, ist Jesus in der Gestalt des Fremden unter uns.
Da wird die Tradition lebendig,
Fremde als Gäste auf Iona willkommen zu heißen.
Und am Ende einer sogenannten Willkommensliturgie (5) werden sie eingestimmt:
Befreie uns von der Geschäftigkeit, die uns im Griff hat,
hilf uns alle Ängste in deine Hände zu legen.
Öffne uns für das Heilsame, den Humor
und das Hoffnungsvolle der Zeit, die vor uns liegt.
…
So, wie wir uns begegnen
und Zeit und Raum miteinander teilen,
so soll unser Leben in Gemeinschaft
den Tanz der Dreieinigkeit widerspiegeln,
durch den unsere Welt gesegnet ist
Der Segen unseres Gottes,
Schöpfer – Begleiter – Begeisternde,
sei mit uns allen.
Iona – von dieser Insel und von der ökumenischen Iona Community (7) habe ich zuerst auf dem Evangelischen Kirchentag in Frankfurt 1987 erfahren. Dort waren die schottischen Theologen und Liedermacher John Bell und Graham Maule aus der Jugendarbeit in Glasgow mit ihrer Musikgruppe Wild Goose zu Gast.
In Frankfurt begegnen sie Gleichgesinnten – etwa dem deutschen Theologen und Komponisten Dieter Trautwein (+ 2022), der ebenfalls versucht, eine neue Liedsprache zu finden. Das spiegelt sich in den „neuen geistlichen Liedern“ der 70er und 80er Jahre. Die Gäste werden darin bestärkt, den in Glasgow begonnenen Weg weiterzugehen, neue Lieder zu schreiben, die sich etwa an schottische Volkslieder anlehnen. Dieser gegenseitig anregende und befruchtende Kontakt hat sich auf weiteren evangelischen Kirchentagen in den 90er Jahren weiterentwickelt und vertieft (8).
Auf dem Leipziger Kirchentag 1997 entfaltet sich ein weiteres gottesdienstliches Element für dieses fünftägige „Fest des Protestantismus“: Die Tagzeitengebete am Morgen, am Mittag und am Abend oder zur Nacht entwickeln sich weiter - und da helfen die Impulse aus Iona (9), deren Tagzeitengebete nicht auf alten sprachlichen Bahnen daherkommen, sondern mit einem frischen Geist, begleitet von neuen unverbrauchten Liedern und Melodien.
Mir ist besonders im Gedächtnis geblieben der Abschluss der Morgenliturgie (10), an der alle beteiligt sind durch das Sprechen im Wechsel.
Ist es wirklich wahr, dass Gott die Welt liebt?
Amen. Das ist wahr!
Ist es wirklich wahr, dass Gott alle Menschen liebt?
Amen. Das ist wahr!
Ist es wirklich wahr, dass Jesus kam, um alles neu zu machen?
Amen. Das ist wahr!
Dann geht los
als Beauftragte Gottes
und seid Zeugen für die Liebe und die Gerechtigkeit des Himmels,
Dann geht los,
als Leuchtfeuer und Lichtzeichen der Veränderung.
Denn solchen Menschen gehört das Himmelreich.
Dieses Sendungswort am Beginn des Tages markiert ein Verständnis, in dem Gottesdienst und Alltag nicht getrennt werden, in dem das Leben von Tag zu Tag als Gottes-Dienst erscheint. Das unterstreicht das Ende der Morgenliturgie ohne „Amen“ und im Stehen. Damit beginnt die Arbeit. Erst am Ende des Tages, in der Abendliturgie wird das „Amen“ gesprochen (11). Der ganze Tag ist Gott gewidmet, „die ganze Welt gehört Gott“.
Jana McLellan, die deutsche Einwohnerin auf Iona, lädt zu einem ersten Rundgang ein, vorbei an der Ruine eines Nonnenklosters, eines Frauenkonvents der Augustinerinnen, mit dem neben der Benediktinerabtei im 13. Jahrhundert die klösterliche Tradition an diesem Ort wieder belebt werden sollte. Im Laufe der Reformation um 1560 wurde die Abtei aufgegeben und verfiel, auch wenn der Ort weiter als „heilig“ betrachtet wurde.
Vorbei an blühenden Fuchsien-Hecken führt der alte Pilgerpfad zum MacLeans-Kreuz, einer Pilgerstation, wo die „Straße der Toten“ auf die Straße der Lebenden stößt, die vom Hafen herführt. Die „Straße der Toten“ führt zum Friedhof vor der Abtei und dann vorbei an zwei weiteren Hochkreuzen schließlich zum Grab des Columban, Zielort für Generationen von Pilgernden. Aber noch sind wir nicht am Ziel.
Zuerst geht es vorbei an dem Haus des Gründers der Iona Community: George MacLeod, ein Pfarrer der Church of Scotland aus Glasgow (12).
George MacLeod entdeckte 1938 die zum Teil nur notdürftig restaurierten Ruinen der Abtei von Iona als weiteres Projekt für sein Anliegen, die Kirche zu den Menschen zu bringen. Inmitten von Armut und Verzweiflung während der Großen Depression entwickelte er seine visionäre Idee: Arbeitslose Handwerker aus den Werften von Glasgow sollten Seite an Seite mit Theologiestudierenden und anderen Freiwilligen die verfallenen Gebäude der ehemaligen Abtei wieder aufbauen.
Bis zum vorläufigen Abschluss des Wiederaufbaus Mitte der 60er Jahre entsteht eine für ein paar Monate im Jahr zusammengewürfelte Gemeinschaft, eine Werkstatt auf Zeit. Da entwickelt sich durch das gemeinsame Arbeiten etwas Neues in den alten Mauern, an diesem besonderen Ort des keltischen Christentums. Wo Menschen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen, Fragen und Antworten entdecken, machen sie die Erfahrung: gemeinsames Arbeiten und Leben schweißt zusammen.
Das Ganze erinnert stark an das alte benediktinische Motto „Bete und arbeite!“, „zwei Seiten derselben Münze“. Und diese Erfahrung strahlt an viele Orte aus, ein Netzwerk entsteht, dann auch mit neuen Gottesdienstformen. Dieser „Gottesdienst im Alltag der Welt“ entwickelt ein ganz eigenes Gemeinschaftsprofil, wird zu einer Bewegung, die „nach neuen Wegen sucht, um die Herzen aller zu berühren“.
So geht es weiter darum, „das gemeinschaftliche Leben aufzubauen“, das heißt, sich für soziale und politische Veränderungen einzusetzen.
Und im Kontext der Ökumene bedeutet es, für die Feier des gemeinsamen Abendmahls zu sorgen, in der nicht eine Konfession, sondern eben Jesus selbst Menschen an seinem Tisch willkommen heißt.
Eine Einladung zum Abendmahl in Iona bringt das zum Ausdruck (13):
Dies ist der Tisch des Herrn,
es ist Christus, der uns einlädt,
zu seinem Tisch zu kommen.
So kommt:
Ihr, die ihr fest im Glauben steht,
und ihr, die ihr wenig Glauben habt
und voller Zweifel seid.
Ihr, die ihr oft hier gewesen seid,
und ihr, die ihr schon lange nicht mehr hier wart.
Ihr, die ihr versucht habt, Christus zu folgen,
und ihr, denen es nicht gelungen ist.
Und im Segensgebet über Brot und Kelch heißt es:
Lass sie uns zur Kraft werden,
dass wir dein Leib auf Erden sind,
voll Liebe und Sorge in der Welt.
In der Iona Community kommen Woche für Woche rund 100 Gäste aus aller Welt jeweils für eine Woche zusammen – in einer Gemeinschaft auf Zeit, um in diesem „Labor“ der Gastfreundschaft Spiritualität und tägliches Leben zu verbinden, um teilzunehmen an Tagzeitengebeten und anderen Formen der Gemeinschaftsbildung. Das heißt, sich zu beteiligen an der Hausarbeit und an den Gottesdiensten, dem Miteinander-Reden und Schweigen, dem Zubereiten der Mahlzeiten und den gemeinsamen Zeiten der Entspannung oder auch mal für sich oder gemeinsam mit anderen auf der Insel pilgernd, meditierend unterwegs zu sein.
Die Mitglieder der Iona-Gemeinschaft verpflichten sich,
fünf „offene“ Regeln für ihr geistliches Leben einzuhalten:
- täglich zu beten und die Bibel zu studieren,
- mit Geld verantwortlich umzugehen und Rechenschaft darüber abzulegen,
- mit Zeit verantwortlich umzugehen und Rechenschaft darüber anzulegen,
- sich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen
- (und) regelmäßig zusammenzukommen.
Auf dieser Grundlage ist ein internationales Netzwerk entstanden, in dem sich die Mitglieder nach Möglichkeit jährlich in Schottland treffen oder regional in den sogenannten Familien-Gruppen sich bei ihren jeweiligen Projekten für eine bessere Welt bestärken nach dem Motto: „work and worship - prayer and politics – sacred and secular“ - Arbeit und Gottesdienst – Gebet und Politik – geistlich (heilig) und weltlich.
Das gemeinsam durch die Zeiten entwickelte Bewußtsein spiegelt auch das tägliche Gebet der Mitglieder (15):
Gott, unser Vater, der Du deinen Diener Columba
mit Mut, Vertrauen und Fröhlichkeit begabt hast
und Menschen von Iona ausgesandt hast,
jeder Kreatur Deine gute Nachricht zu bringen.
Wir bitten Dich:
Erfülle deine Kirche auch heute mit einem solchen Geist.
Fördere den Grund unserer Gemeinschaft,
damit Verborgenes ans Licht kommen möge
und wir neue Wege finden,
die Herzen aller zu berühren.
Mögen wir untereinander – aufrichtig und nachhaltig –
in Fürsorge und Frieden verbunden sein.
Und wenn es Dein Wille ist, gewähre,
dass ein Ort Deiner erfahrbaren Gegenwart weiterleben wird,
eine Zuflucht, ein Licht.
Unser Rundgang auf Iona führt uns weiter zu der alten, wieder auferstandenen Abtei.
An ihre Mauern lehnt sich eine kleine unscheinbare Kapelle, da liegt Columban begraben. In der Kirche werden wir mit hineingenommen in das Mittagsgebet (16) für die Welt und ihre Menschen, für Gerechtigkeit und Frieden, das sich während der Sommermonate besonders an die Tagesgäste richtet. Diese gottesdienstliche Feier zur Mittagsstunde steht an jedem Tag der Woche unter einem anderen Thema. An diesem Mittwoch geht es um die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang: Die Mitglieder der Gemeinschaft haben sich verpflichtet, von ihrem verfügbaren Einkommen 10 % abzugeben, um mit diesem biblisch begründeten „Zehnten“ dem gemeinsamen Leben und Arbeiten zu dienen.
Am Ende des Mittagsgebets bewegt mich der Abschluss der Fürbitte (17):
„Gott, in deiner Freundlichkeit
höre unser Gebet.
An diesem Ort voller Geschichte
hat Gott durch die Jahrhunderte zugehört
und Gebete beantwortet.
Wenn es etwas gibt,
was wir mit unserem Schöpfer teilen wollen,
lasst uns dies in der Stille tun,
im Wissen, dass Gott uns zuhört.“
Nach dieser Zeit der Stille rundet sich das Gebet mit einem Lobpreis
und das Mittagsgebet mündet in einen Segen, der in mir nachklingt:
„Nun gehe weiter
Und Gott wird mit dir gehen.
Christus wird dich begleiten,
die Geistkraft dich beleben
und du wirst Gottes Gegenwart auf deinem Weg erkennen,
heute und jeden Tag.“
Von Montag bis Samstag wiederholen sich wöchentlich die Themen: Friede auf Erden, Bewahrung der Schöpfung, Wirtschaftliche Gerechtigkeit, Gender und Sexualität, Recht und Gesetz, Interkulturelle Beziehungen. Jedes dieser Themen wird mit Worten der Bibel verbunden, in denen es sich widerspiegelt. Dabei wird Gottes Wort verstanden als „Segen, Inspiration, Trost und Störung“.
Wie die Mittagsgebete haben auch die Abendgottesdienste wiederkehrend ein festes Thema: Samstag: Willkommen, Sonntag: Schweigezeit, Montag: Friede und Gerechtigkeit, Dienstag: Heilung und Segnung, Mittwoch: Bekenntnis und Verpflichtung, Donnerstag: Abendmahl, Freitag: Abendliturgie. So gestalten sich die Tage der Woche in einem festen Rhythmus.
Zwischen Willkommen und Abschied spannen sich die Tage dieser Woche auf Iona - zwischen den schützenden Mauern, zwischen Küche, Kirche und Kreuzgang.
Alle Wege auf der Insel atmen etwas von dem besonderen Geist,
Wind und Wellen führen mit Macht vor Augen, da ist viel in Bewegung; und
da soll sich etwas in uns Menschen bewegen. Und das tut es.
Wie nah und stark ist der Wunsch, etwas zu verändern,
neue Erfahrungen und Aufgaben mit in das eigene Leben zu nehmen
und zuhause möglichst viel davon umzusetzen.
Dann schließt sich in der Feier zum Abschied in der alten Kirche
symbolisch der Kreis,
man bringt eine große Weltkugel zum Altar,
ein Geschirrtuch und eine Bibel,
eine Handvoll Steine und eine brennende Kerze.
Das Ganze wird begleitet von den Worten (18):
Die Welt gehört zu Gott,
die Erde und alle Menschen auf ihr.
Es ist gut, in Gemeinschaft zu leben,
miteinander zu arbeiten und zu reden.
Liebe und Glaube treffen sich.
Gerechtigkeit und Frieden reichen sich die Hand.
Wenn es den Freundinnen und Freunden von Jesus die Sprache verschlägt,
fangen die Steine an, von Gott zu reden.
Wir sind froh, in Gottes Haus zu sein,
um zu hören, zu singen und zu beten.
Und am Ende geht man nicht auseinander,
ohne sich gegenseitig zu entschuldigen, einander zu vergeben, was zu vergeben ist,
und sich an die gemeinsame Verpflichtung zu erinnern (19):
Weil Gott sich um uns kümmert,
werden wir uns um andere kümmern.
Weil wir ein Teil von Gottes Schöpfung sind,
werden wir uns um die Erde kümmern.
Weil wir von Gott geliebt sind,
teilen wir Gottes Liebe mit allem, was lebt.
Die Zeit auf Iona ist viel zu schnell vergangen.
In dieser letzten Stunde dort in den alten, bergenden Mauern
steigt schon Wehmut auf, gepaart mit vorauseilender Sehnsucht:
Ich muss wiederkommen, zurückkommen an diesen heiligen Ort.
Die Bitte um Segen zum Abschied klingt nach und wirkt weiter (20):
Wir bitten dich, Gott, um deinen Segen,
für unser Leben, für unser Zuhause, für unsere Reisen.
Wo wir auch Pause machen, wohin immer wir auch unterwegs sind.
Segne uns mit Liebe und Erstaunen
an jedem Tag. Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Anmerkungen
Eine gute Einführung in den Hintergrund der Sendung bietet jetzt Tom Damm: Im Herzen bleibt ein Klang. Eine Entdeckungsreise in die keltisch-christliche Spiritualität. Adeo/ SCM Asslar 2022.
Für die Liturgien aus Iona vgl. zuletzt Karin Schmid/ Frank Schulte (Hgg): Die ganze Welt gehört Gott. Gottesdienste und Liturgien aus der Iona Community. gemeinsam gottesdienst gestalten 33, Leipzig 2022 (= GGG 33);
- Columban der Ältere (521-597) - nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls in Irland geborenen jüngeren Columban von Luxeuil (540-615), dessen strengere Mönchsregel sich deutlich von der des Benedikt unterscheidet. Der Biograph Columbans d.Ä. war Adomnan; 25 Jahre lang Abt auf Iona. Er verfaßte um 690 die Vita Sancti Columbae (Das Leben des heiligen Columban).
- Coracle, so heißt heute die Zeitschrift der Iona Community.
- Aus dem gälischen Volks- und Weihnachtslied (Child in a manger/ Kind in der Krippe, vor 1900) wird durch Eleanor Farjeon vor 1993 das durch Cat Stevens bekannt gewordene Morgenlied „Morning has broken“ (vgl. EG 455 - deutsche Fassung von Jürgen Henkys 1990).
- GGG 33: „Das Geheimnis der Gastfreundschaft“, 22.
- Vgl. GGG 33: Willkommensliturgie 1, 17ff. (hier: 19f, bearbeitet)
- Das Lied „Lord of the Dance“ ist mit englischem und deutschem Text abgedruckt im Kirchentag-Liederbuch: Lautstärke, Dortmund 2019, 87.
- http://www.ionacommunity.de/
- Inzwischen sind viele Lieder ins Deutsche übersetzt bzw. übertragen. Zuletzt: Freut euch und singt. Wild Goose Lieder aus der Iona Community. John L. Bell, Graham Maule & andere. (Glasgow & Iona, Scotland). Im Auftrag des Chorverbandes in der Ev. Kirche im Rheinland hg. von Mark S. Burrows. Strube Verlag München 2015. Vgl. auch Hier und überall. Liturgien und Lieder der Iona-Kommunität, Schottland/ Wild Goose Resource Group. Missionsakademie, Hamburg/ Beratungsstelle für Gestaltung, Frankfurt/ M. (2000) ²2004 (H. 13) (dt.-engl.). Leider gibt es bisher keine Aufnahmen dieser deutschen Fassungen.
- So hat die Frankfurter Beratungsstelle für Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen auch zuerst die liturgische Arbeit der Iona Community in Deutschland bekannt gemacht: Das kleine Gottesdienstbuch. Liturgien der Iona-Kommunität in Schottland. Beratungsstelle für Gestaltung. H. 3 Frankfurt/Main (1993/ 1995²) ³1997 (überarbeitet). Als Fortsetzung versteht sich das o.g. Heft 13: Hier und überall (siehe Anm. 8).
- GGG 33: Morgenliturgie 1, 40 (bearbeitet).
- Vgl. GGG 33, 35.
- Zu George MacLeod siehe Damm, Kap. 3. MacLeod wird als von den Mitgliedern gewählter Leiter der Gemeinschaft wegen seines „autokratischen“ Stils nach Abschluss der Restaurierung der Abtei abgewählt, versöhnt sich aber später wieder mit der Gemeinschaft.
- GGG 33, 91.
- Eine deutsche Übertragung dieses Liedes (mit Noten) von John L. Bell findet sich in: Freut euch und singt. Wild Goose Lieder aus der Iona Community, 2015, Nr. 32 Wir sind ein Leib/ One is the body.
- Bearbeitet nach der Vorlage von Damm, 71f, vgl. auch Rolf Bielefeld: Die Iona Community – Gott mitten im Leben. Aus: Kommunitäten. In Gemeinschaft leben, Jahrbuch Mission 2007,131-138 (hier: 138).
- Vgl. GGG 33: Mittagsgebet für Gerechtigkeit und Frieden, 45-47/ Mittagsgebet für die Welt und die Menschen, 48-50.
- GGG 33, 49f.
- GGG 33: Abschiedsliturgie 1, 24.
- Dito, 26.
- Dito, 28.
Musik dieser Sendung:
- Andreas Vollenweider u.a., Child in a manger (4:18) (= Morning has broken) (Gaelic folk song), CD-Titel: Andreas Vollenweider, Midnight clear.
- The Celtic Orchestra (R. Hardiman), Lord of the Dance (Shaker-Melodie 19.Jh. (USA) / Sydney B. Carter 1963), CD-Titel: Musical Gatherings & Homecomings Ireland 2013.
- Wild Goose Worship Group, Heaven and Earth (John L. Bell), CD-Titel: Come all you people. Shorter songs for worship.
- Wild Goose Worship Group, One is the body (John L. Bell), CD-Titel: One is the body.
- Wild Goose Worship Group, Send your light (John L. Bell), CD-Titel: Come all you people. Shorter songs for worship.
- Wild Goose Worship Group, Pour out, I will pour out (John L. Bell), CD-Titel: Come all you people. Shorter songs for worship.
- Margie Butler u.a., Lea Rig/ Kind Robin (Traditional, arranged by Margie Butler), CD-Titel: Margie Butler, Celtic Lullaby. Keltische Wiegenlieder.
Literaturangaben:
- Karin Schmid/ Frank Schulte (Hgg.), Die ganze Welt gehört Gott, Zu Anm. 4: Das Geheimnis der Gastfreundschaft, S. 19-20, 22, 24, 26, 28, 40, 49, 50, 91
- Tom Damm, Im Herzen bleibt ein Klang, S. 71-72