Dürre

Dürre

Heike Lyding / epd-Bild

Die Gedanken zur Woche am 24.08.

Dürre
Was lässt sich tun für mehr Klimagerechtigkeit
24.08.2018 - 06:35
19.06.2018
Martin Vorländer
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Die Gedanken zur Woche im DLF.

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Steppe ist der neue Rasen. Kein grüner Grashalm zu sehen, wenn ich morgens mit meinem Hund am Mainufer in Frankfurt spazieren gehe. Alles braun und verbrannt. Im Garten sieht es nicht besser aus. Dieser Sommer ist extrem: lange Hitze und vor allem wenig Regen.

Die Dürre hat bei vielen Bauern großen Schaden angerichtet. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat am Mittwoch zugesagt: Der Bund und die Länder sollen den Betroffenen insgesamt 340 Millionen Euro Nothilfe zahlen. Ich rufe an beim Biobauernhof Etzel im Taunus bei Frankfurt und frage: „Wie sieht es bei Ihnen in diesem Sommer aus?“ „Dürr!“, ist die erste Antwort.
Senior-Chef Paul Etzel erzählt: „So eine Ernte habe ich seit 65 Jahren noch nicht erlebt. Wegen der Hitze und Dürre mussten wir die Wintergerste schon im Juni ernten.“ Die Kartoffeln sind viel kleiner als sonst. Alle Weiden sind braun.
Biobauer Etzel schätzt seinen Ernteausfall auf zwanzig bis dreißig Prozent. Das kann er verkraften. Er sagt: „Aber andere Betriebe, die sowieso knapp dran sind, für die ist das existenzbedrohlich.“

Das Wort Dürre löst bei Paul Etzel noch viel mehr aus. „Wissen Sie“, sagt er, „als ich 1954 den Hof übernommen habe, da haben die Menschen richtig gehungert. Ich bin Bauer geworden, weil ich Menschen satt machen will.“
Er regt sich über Leute auf, die behaupten, alles sei nicht so schlimm. Er sagt: „Wir können nicht einfach so weitermachen.“

Die hohen Temperaturen, die Dürre – sie machen nicht nur Bauer Etzel bewusst, wie sich der Klimawandel in Zukunft anfühlen könnte. Joachim Curtius forscht zu Atmosphäre und Umwelt an der Universität in Frankfurt am Main. Er sagt: „Dieser Sommer ist der fünfte extreme Sommer in Europa in den vergangenen 15 Jahren. Das deutet auf den Klimawandel hin. Und der ist menschengemacht. Dafür ist das CO2 verantwortlich, das unsere Schornsteine und Autos ausstoßen.“

In der Bibel schreibt der Apostel Paulus: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ (Galater 6,7)
Wie ich mich verhalte, das hat Folgen und dafür bin ich verantwortlich. Wie wir uns als Gesellschaft verhalten, dafür sind wir verantwortlich. Es hilft nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen – auf andere Leute, die noch schlimmere Umweltsünder sind, oder auf andere Länder, die sich von den weltweiten Klimaschutzzielen verabschieden.
Am besten fange ich bei mir selber an. Dafür hat Klimaforscher Curtius praktische Tipps: „Sie können so viel wie möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Sie können Wasser aus der Leitung statt Mineralwasser aus dem Supermarkt trinken. Das Mineralwasser verbraucht nämlich für die Herstellung und den Transport viel mehr Energie. Sie können überlegen, ob Sie jeden Tag Fleisch auf dem Tisch brauchen. Fleisch hat eine schlechte Energiebilanz. Und beim Autokauf: Klar sind Drei-Liter-Auto oder Elektroauto nicht emissionsfrei. Aber insgesamt verbrauchen sie deutlich weniger Energie als herkömmliche Autos.“

Was der Mensch sät, das wird er ernten. Ich kann als Einzelner nicht den Klimawandel aufhalten. Deshalb also die Hände in den Schoß legen?
Der Apostel Paulus würde dagegen halten. Natürlich war für ihn Umweltschutz noch kein Thema. Aber er hat generell motiviert, das zu tun, was man tun kann. Paulus schreibt: „Solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun.“
Ich bin lieber ein Optimist, der etwas tut, als ein Pessimist, der resigniert. Politiker und Konzerne reagieren auf das, was viele Leute wollen. Je mehr Menschen nicht auf Kosten des Klimas leben wollen, desto mehr kümmern sich Politik und Wirtschaft um Umweltschutz. Im September macht sich dafür eine ökumenische Gruppe zu Fuß auf den Weg nach Katowice in Polen – sie klima-pilgern, denn in Katowice findet die nächste UN-Klimakonferenz statt.
Was lässt sich tun für mehr Klimagerechtigkeit - diskutieren Sie mit auf Facebook unter „Evangelisch im Deutschlandradio“.

Es gilt das gesprochene Wort.
Info zum Klimapilgern hier: https://www.klimapilgern.de 


 

 

 

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Martin Vorländer