Ich bekomme, was ich brauche: Manna

Morgenandacht

Unsplash / Ales Krivec

Ich bekomme, was ich brauche: Manna
29.09.2021 - 06:35
15.09.2021
Heidrun Dörken
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Vorratshaltung ist wieder in. In den vergangenen anderthalb Jahren war nicht immer alles gleich verfügbar, auch so scheinbar simple Dinge wie Mehl, Hefe oder Klopapier nicht. Der alte Spruch kam mir in den Sinn: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Verantwortungslos, das nicht zu tun, wo man es kann - und wenn man es kann. Die Meisten hierzulande können wenigstens etwas tun. Während woanders auf der Erde Menschen nur davon träumen können, irgendwelche Vorräte anzulegen.

 

Es gibt aber Lebens-Mittel, die ich nicht bevorraten kann. Nirgendwo auf der Welt. Gute Gaben, ohne die niemand auf die Dauer leben kann. Über die keiner verfügen kann. Ich kann sie noch nicht einmal für viel Geld versichern. Das sind Hoffnung, Friede und Freundschaft. Das sind Liebe und Vertrauen.

 

Davon erzählt die biblische Geschichte vom Manna. Sie schildert, wie die Israeliten durch schwere Zeiten und Wüsten kommen. Die Botschaft: Wo immer wir keine Vorräte anlegen können, wir sind nicht verloren. Ja, mehr noch: In Hinsicht auf etwas wie Hoffnung oder Vertrauen ist es falsch, es zu versuchen. Ich lebe fröhlicher und gelassener, wenn ich mir klarmache: Ich bin immer wieder neu auf Gutes angewiesen. Ich kann darum bitten.

 

In der Manna-Geschichte entkamen die Israeliten unter der Führung von Mose der ägyptischen Sklaverei. Aber sie waren kaum auf die harten Lebensbedingungen vorbereitet. Die mit­genommenen Vorräte hatten sie bald verbraucht. Und nun? Sie murren. Wenn man sich ohnmächtig fühlt, gibt Schimpfen das beruhigende Gefühl, man würde wenigstens etwas unternehmen. Was ist das für eine Freiheit und ein Leben hier? Da war es in Ägypten besser, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und Brot hatten! (Ex.16,3).  

 

Dieses Murren wird Jesus später als Kleinglaube bezeichnen. Mose konnte noch so oft sagen: Gott selbst hat uns doch auf den Weg in die Freiheit geführt. Selbstverständlich wird Gott auch das Überleben sichern. Sonst wäre die Befreiung in der Tat absurd. Aber was helfen Worte, wenn man Hunger hat? Bertolt Brecht hat es bündig gesagt: Erst kommt das Fressen, und dann die Moral.

 

Damals in der Wüste bedeckt am nächsten Morgen etwas Seltsames die Erde: kleine Körner, wie Raureif. Man hu, fragen die Leute. Auf Deutsch: Was ist das denn? Der wüstenerfahrene Mose weiß Bescheid: Das ist das Brot, das euch Gott zu essen gibt: Man hu – Manna (Ex.16,15).

 

Was es war, darüber streiten die Gelehrten. Manche sagen: Ein essbares Sekret der zä­hen Wüstenbäume, der Tamarisken. Doch es geht nicht um eine wissenschaftlich erklärbare Wundernahrung. Es geht um die Erfahrung: Gott gibt das, was durch den Tag bringt. Nur durch einen Tag. Nicht auf Vorrat. Im heißen Klima, so wird erzählt, verdirbt das Manna schnell. Vorräte anlegen ist also sinnlos.

 

Jesus wird später im Vaterunser sagen: Unser tägliches Brot gib uns heute. Eine Bitte nur für den heutigen Tag. Denn, sagt Jesus, Gott weiß doch, dass ihr zu essen und zu trinken braucht. Sorgt also nicht für den morgigen Tag. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage habe (Mt.6,32+34).

 

In der Manna-Geschichte ist das Überleben erst einmal gesichert und das Gottvertrauen gestärkt. Für den Moment. Die Zukunft wird neue Zweifel und Gefahren bereithalten.

 

Für mich heißt das: Wenn es so kommt, sage nicht zu früh: Mir fehlen die Mittel. Dem bin ich nicht gewachsen. Wenn es so kommt, versuche nicht, deine Ohnmacht mit murren und schimpfen zu überspielen. Oder vergeblich nach einer Versicherung zu suchen, die es für die entscheidenden Dinge im Leben nicht gibt. Vertraue lieber wie Mose: Gott wird Manna geben! Wo immer wir keine Vorräte anlegen können, sind wir nicht verloren. Gott schenkt, was ich brauche. Gottes Güte ist jeden Morgen neu.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

15.09.2021
Heidrun Dörken