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Die Sendung zum Nachlesen:
Aufräumen und Saubermachen ist irgendwann in der Woche dran, in Etappen oder an einem Putztag. Man könnte meinen, es ist eine mehr oder weniger lästige Pflicht. Doch für viele ist Aufräumen inzwischen mehr. Aufräumen ist zur Lebenskunst geworden. Noch nicht gleich zu einer neuen Religion, aber etwas Spirituelles hat es doch, was sich in Ratgeber-Büchern findet und in den Blogs im Internet. Die Thesen lauten so oder so ähnlich: Ein aufgeräumter Haushalt bedeutet auch eine aufgeräumte Seele (1). Was außen ist, wirkt aufs Innere. Und umgekehrt, ein zufriedenes Innen macht auch das Außen schöner. Ist meine Wohnung reinlich und sortiert, sollen sich auch Beziehungen verbessern. Es wird behauptet, damit soll sogar Liebe ins Haus kommen.
Die höheren Weihen, der spirituelle Grund stammt oft von der Lehre des Feng-Shui. Sie kommt aus dem alten China. Es ist eine mystische Harmonie-Lehre. In alten Texten heißt es wörtlich, so sollen „die Geister der Luft und des Wassers geneigt zu machen sein“ (2).
Ich vermute, bei uns kennen nur wenige Nutzerinnen und Zuschauer von Aufräum-Fernsehserien (3) und –büchern diese religiösen Grundlagen. Ich begegne ihnen mit Respekt. Was mich aber stört: Selten wird in der populären Ratgeber-Welt erklärt, woher ihre Regeln kommen und wozu sie gut sein sollen.
Fragt sich, ob auch die christliche Tradition etwas dazu zu sagen hat, also, ob Ordnung und Sauberkeit etwa auch christliche Tugenden sind.
Für Jesus von Nazareth kann das keine entscheidende Rolle gespielt haben. Schon allein, weil er nicht sesshaft war, sondern mit seinen Jüngern und Jüngerinnen von Ort zu Ort gezogen ist. Als Prediger und Heiler unterwegs hatte er keinen Haushalt, den er ordnen musste, sondern kehrte auf seinem Weg in die Häuser anderer ein.
Allerdings hat Jesus viel gesagt zu dem, was für ihn rein ist und was unrein. Zum Beispiel das: Böse Worte und Taten machen den Menschen unrein, wie Habgier, Neid und Diebstahl (4).
Und Jesus sagt in seiner Bergpredigt etwas über das, was Menschen geordnet oder ungeordnet anhäufen; "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel.... Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz (5)."
Diese Worte sind für Christinnen und Christen wichtig, auch wenn sie sesshaft sind und einen Haushalt führen. Sie klären das Verhältnis zu den Dingen. Die Dinge sollen nicht über mich herrschen und mich schon gar nicht behindern. Und mein Herz daran zu hängen - damit würde ich mein Leben verfehlen.
Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das stellt die Tugenden in eine richtige Reihenfolge. Es gibt ihnen unterschiedlichen Wert. Das höchste Gebot ist, der größte Schatz ist: Gott lieben. Den Nächsten lieben. Mich selbst lieben. Oben steht also die Liebe. Damit sie wirklich und praktisch wird, brauche ich Kopf und Hand und auch tägliche Übung.
Damit bekommen nützliche Tugenden wie Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit, Fleiß ihren angemessenen Wert. Wenn ich meinen Nächsten medizinisch helfen will und selbst gesund bleiben will, ist Sauberkeit unerlässlich. Und: Wer sich für eine gute Sache engagiert, macht es besser mit guter Organisation. Und auch: Will ich gastfreundlich sein, sollte ich Raum schaffen und es angenehm machen für den Besuch oder den Fremden. Den Nächsten lieben – wie mich selbst!
Mir hilft das zum richtigen Maß für Putzen und Aufräumen. Es ist kein Selbstzweck. Gott hat am Anfang der Welt das Chaos geordnet, erzählt die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Und ich kann meinen kleinen Beitrag leisten, dass nicht alles drüber und drunter geht. Aber ich muss nicht perfekt sein. Die große Ordnung liegt in der Hand Gottes.
Es gilt das gesprochene Wort.
Literaturangaben:
- Jelena Wegner, Der Aufräum-Kompass 2021, Klappentext – ein Beispiel von vielen
- Zitat: https://de.wikipedia.org/wiki/Feng_Shui
- U.a. Netflix-Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“ 2019
- Markus 7,21
- Matthäus 6,19-21