Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Die Sendung zum Nachlesen:
Klaus Eberl, Pfarrer im Ruhestand, ist an Parkinson erkrankt.
Klaus Eberl:
Ich sage immer, der Herr Parkinson läuft immer hinter mir her. Aber ich lasse nicht zu, dass mein Leben ganz davon bestimmt wird.
Klaus Eberl war zuletzt Oberkirchenrat für Erziehung und Bildung in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Zeit seines Lebens hat er sich in der Behindertenarbeit engagiert, also da, wo Menschen mit körperlichen oder geistigen Grenzen leben.
Klaus Eberl:
Also ich glaube, durch diese Erfahrung fällt es mir leichter, diese Grenzen zu akzeptieren. Ich habe mir zum Beispiel nie die Frage gestellt Warum gerade ich? Weil ich kenne so viele Menschen, die alle möglichen Einschränkungen haben und damit gut und fröhlich leben.
Viel wichtiger als jede Frage nach dem Warum? ist der Umgang mit Krankheit, Leid und Grenzen. Und da ist, meint Klaus Eberl, etwas ganz anderes entscheidend:
Klaus Eberl:
Die Liebe beurteilt jemanden nicht danach, was er kann. Eltern lieben ihre Kleinkinder als Säuglinge und sie können doch gar nichts machen. Und so ist es mit Menschen mit Behinderungen. Und so ist es eigentlich mit jedem, der in seiner Lebenssituation immer wieder an Grenzen stößt.
Das ist seine Erfahrung und Überzeugung. Und doch stellen sich bestimmte Fragen noch einmal neu, wenn man selbst mit Grenzen leben muss:
Klaus Eberl:
Wie kommen wir mit unserem Alltag zurecht? Wir schaffen wir es, mit unseren Freunden, mit unserer Familie, mit den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, zurechtzukommen?
Für den Oberkirchenrat im Ruhestand ist wichtig, dass Defizite auch benannt werden dürfen.
Klaus Eberl:
Das war mir zum Beispiel sehr, sehr wichtig im Blick auf meine eigene Erkrankung. Sehr frühzeitig zu sagen, was ich jetzt kann und was ich nicht kann oder dass der Tremor eben eine Folge der Erkrankung ist.
Die unsicheren Schritte und der Tremor, das Zittern der Hand, sie gehören zu den auffälligsten Zeichen für die Parkinsonerkrankung.
Klaus Eberl:
Vor kurzem war unser Enkelkind zu Besuch und dem ist es natürlich aufgefallen, dass meine Hand zittert. Und dann nahm er die Hand und gab auf jeden zitternden Finger einen Kuss. Da dachte ich: ja! Er nimmt mich so wie ich bin, weil ich eben sein geliebter Opa bin.
Statt vieler Worte Berührung und Nähe. Was Klaus Eberl mir vom Besuch seines Enkelkinds erzählt, ist ein schönes Bild für die Liebe. Wo Liebe ist, spielen Grenzen meist keine Rolle mehr.
Klaus Eberl:
Ich bin auch in Krankheit ein sehr glücklicher Mensch und das liegt daran, dass ich mich aufgehoben fühle. Aufgehoben in meinem Glauben, dass Gott mich so sieht, wie ich bin und ich so geliebt bin. Aber das Gleiche spüre ich auch durch meine Familie. … Das ist ein wunderbares Geschenk. Aber dadurch fällt es mir leichter, all diese Veränderungen auch in meinen Alltag zu integrieren und zu sagen Ja, das ist jetzt mein Leben.
Trotzdem schwingt auch eine gewisse Angst mit, wenn er an seine Zukunft denkt.
Klaus Eberl:
... insbesondere die Angst, intellektuell eingeschränkt zu werden, dement zu werden, das kann bei der Parkinson-Erkrankung passieren und dann tun sich andere Grenzen auf.
Und was dann?
Klaus Eberl:
...die Hoffnung zu bewahren und zu sagen, wenn es denn passieren sollte, dann sind erstens noch Menschen für mich da und ich falle auch dann nicht in dieser Extremsituation aus der Liebe Gottes heraus, und mein Leben ist auch dann noch sinnvoll, auch wenn ich nichts mehr vorzuweisen habe. Das ist die große Herausforderung, diesen Gedanken mit zu integrieren in das eigene Leben. Und zu wissen, das ist eine Möglichkeit.
Ganz gleich, was kommt, Klaus Eberl hat einen Weg gefunden, mit der Krankheit zu leben.
Klaus Eberl:
Also nicht nur ich habe Grenzen durch die Krankheit, sondern die Krankheit hat auch ihre Grenzen. Mein Leben ist immer noch wunderbar. Ich genieße jeden Tag.
Es gilt das gesprochene Wort.