Eigentlich wollten sie schon vor zehn Jahren kirchlich heiraten. Aber dann wurde er schwer krank, sie war an seiner Seite. Was Glaube, Hoffnung, Liebe bedeuten, wissen die beiden.
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Das Brautpaar zieht bei festlicher Musik in die Kirche ein. Die Bänke sind mit Blumen geschmückt. Viele sind gekommen und sind sichtlich bewegt. Denn die beiden verbindet eine ganz besondere Liebesgeschichte. Sie wollten ihre kirchliche Trauung eigentlich schon vor zehn Jahre feiern. Diese mussten sie verschieben. Wie es dazu kam?
Sie und er – beide Journalisten – sind 2012 zusammengezogen, haben Leben und Beruf geteilt, gemeinsame Filme gedreht, Musik komponiert. Er sagt: "Es war ein Glücksfall, dass wir uns gefunden haben. Wir haben einen emotionalen Gleichklang." Sie sagt von sich selbst lachend: "Ich habe es nicht so mit dem Reden wie er." Aber schreiben kann sie, musizieren, komponieren.
Für ihre kirchliche Trauung haben sie sich ein Lied von Klaus Hoffmann ausgesucht. "Alle Farben dieser Welt" heißt es. Darin eine sehr dunkle Zeile: "Dann kam die Nacht, mein Kind, da hattest du ein Feuer angefacht…" Jene Nacht ist der Grund, warum sie die kirchliche Trauung um ein Jahrzehnt verschoben haben. Er wurde fast über Nacht schwer krank. GBS. Guillain-Barré-Syndrom, eine Nervenerkrankung. Er nennt es auf seiner Seite im Internet "Rendezvous mit einem anderen Leben. Der lange Weg einer Heilung".
Es war kurz nach ihrer Eheschließung auf dem Standesamt. Plötzlich überfielen ihn Querschnittslähmung, Multiorganversagen. Und es folgten sechs Wochen künstliches Koma, 400 Tage in wechselnden Spezialkliniken. Am ersten standesamtlichen Hochzeitstag hätte die Braut schon Witwe sein können.
Aber sie hat um ihren Mann gekämpft. Allein durch ihr Dasein an fast jedem Tag hat sie "kleine Leuchtfeuer" in den Krankenhäusern entzündet zwischen Beatmungsschläuchen, blinkenden Bildschirmen und piependen Maschinen. Und zwischen all ihren eigenen Ängsten.
Der Liedermacher Klaus Hoffmann dichtet: "Zeig mir die Farben dieser Welt, du hast mir so viel davon erzählt, sagtest, selbst im Schatten, der nur fällt, sieht man alle Farben dieser Welt." Schatten und Farben – das haben sie genau so erlebt. Sie: Tagsüber arbeiten, abends ins Krankenhaus, nachts Filmprojekte abschließen - darüber hat sie ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt und einen Job verloren.
Aber genau diesem Einsatz ist zu verdanken, dass er - ihr Mann - nach einem Jahr im Rollstuhl und einem weiteren halben Jahr am Rollator wieder laufen lernte. Farben kehren ins Leben zurück. Er sprudelt vor Ideen und sagt: "Wenn ich wieder tanzen kann, dann holen wir die kirchliche Trauung und die Feier nach." Tanzen kann er bis heute nicht, aber das hat andere Gründe.
Ihr war etwas Anderes wichtig: "Wenn kirchlich heiraten, dann aus Liebe!" Und so eingestimmt ziehen sie dann also in Hannovers Marktkirche ein. Er im dunklen Anzug, sie im Brautkleid.
Ihr Trauspruch aus der Bibel: "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen." Jedes Wort haben sie mit Leben gefüllt:
Einen Glauben, den sie nie verloren haben, auch wenn er sagt, er sei sich seiner Sache manchmal nicht so sicher gewesen.
Hoffnung. Die beiden haben die Hoffnung immer hochgehalten und nie aufgegeben.
Und Liebe. Ihre Liebe hat sich bewährt auch in der Nacht und im Schatten.
Es ist wie in jenem Lied von Klaus Hoffmann, das wir bei ihrer Trauung singen. Da heißt der Refrain: "Zeig mir die Farben dieser Welt. Du hast mir so viel davon erzählt. Sagtest, wenn ein Stern vom Himmel fällt, sieht man alle Farben dieser Welt."
Auf die Frage, warum sie sich zehn Jahre nach der standesamtlichen Eheschließung noch die kirchliche Trauung gewünscht haben, geben sie folgende Antwort: Es fehlte noch etwas. Eine "geistliche Beglaubigung" sei noch nötig gewesen, sagt er. Und sie ergänzt: "Mit der kirchlichen Trauung und einem großen Fest unter Freunden wollten wir ein Zeichen setzen." Und das ist gelungen. Es war ein mächtiges, ein fröhliches Zeichen, das das Leben feiert.
Es gilt das gesprochene Wort.
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