Regentropfen, die ans Fenster klopfen. Unsere Autorin liebt das Geräusch. Aber es wird immer weniger selbstverständlich.
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Regnet es? Am Fensterrahmen rüttelt der Sturm. Eben hat es auch geblitzt und gedonnert. Oder habe ich das geträumt? Jetzt pladdert der Regen oben auf das Dachfenster. Ich kuschle mich wieder in die Decke und höre zu. Ein wunderbares Gefühl, gemütlich im Warmen zu liegen, während es draußen prasselt.
Das Zelt bei der Jugendfreizeit fällt mir ein, das uns eine Weile trocken hielt, bis einer das Dach berührte und der Regen ins Innere lief. Kalt den Rücken runter. Und das Gartenhäuschen, in dem mein Mann als Kind saß und spielte, wenn sein Vater im Sommer die Gartenarbeit unterbrechen musste, weil es regnete. Das waren die schönsten Stunden. Regentage allein mit dem Vater. Zeit für Geschichten. Oder zum Vorlesen. Vaters Stimme und der Regen - sie bleiben für immer verbunden.
"Regen fällt vom Himmel und kehrt nicht dahin zurück, ohne die Erde zu befeuchten. So lässt er die Pflanzen keimen und wachsen", steht in der Bibel im Prophetenbuch Jesaja. Gott spricht: "So ist es auch mit dem Wort, das von mir ausgeht: Es kehrt nicht wirkungslos zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will."
Gottes Wort kann unser Leben verändern und unsere Arbeit fruchtbar machen. Ich glaube: Die Energie, die wir dabei spüren, kommt vom Himmel und kehrt im Gebet zu Gott zurück. Wie im immerwährenden Kreislauf des Wassers, das unsere Erde feuchtet.
Wie entscheidend der Regen ist, merken wir von Jahr zu Jahr mehr. Das Frühjahr war in Deutschland so trocken wie seit Jahren nicht. Gerade erst haben wir eine frühe Sommer-Hitzewelle hinter uns. Dürre und Starkregen wechseln einander ab. In beiden Fällen wächst und reift nichts mehr.
Kein Wunder, dass in manchen Gegenden wieder Bitt-Prozessionen stattgefunden haben. Regen-Gebete. Das Wetter berührt unser Vertrauen in die Welt, ja auch unser Gottvertrauen.
Am brasilianischen Regenwald kann man beobachten, wie alles zusammenhängt. Ein gesunder Regenwald produziert selbst Regen. Damit kühlt er die Atmosphäre und beeinflusst die notwendigen Niederschläge in ganz Südamerika. Aber durch den Klimawandel fehlt den Bäumen jetzt das Wasser. Und im Regenwald entsteht weniger Regen. Der Kreislauf funktioniert nicht mehr. Wenn das so weitergeht, könnte der Regenwald sich in eine Savanne verwandeln.
Die Rodungen für Weideland und Tierfutter verstärken den Klimawandel noch – genauso wie die Brände. Unsere Volkswirtschaften, unsere Kommunen, unsere Gesundheit - nichts davon kann ohne Wälder überleben, sagt Elisabeth Cook, Vizechefin des Welt-Ressourcen-Institut. Sie spricht von Alarmstufe Rot.
Und jetzt? Noch mehr Prozessionen – Regen-Gebete? Jedenfalls Innehalten und denen zuhören, die uns erklären, was da gerade geschieht. Die uns Mut machen, Neues auszuprobieren., wenn alles hoffnungslos scheint.
Als Kind liebte ich es, am Flussufer zu spielen. Und mit Gummistiefeln durch die nassen Wiesen zu stapfen. Wer Wasser und Regen liebt, kennt dieses Glück und sehnt sich danach. Vielleicht ist das der Grund, warum ich so gern zuhöre, wie der Regen auf Fensterscheiben tropft.
Inzwischen gibt es immer mehr Engagierte, die den verlorenen Wasserströmen nachgehen und schauen, wo alte Staumauern sie aufhalten, wo sie unter der Erde verschwinden. Sie testen die Wasserqualität, registrieren Insekten, Fische und Vögel. Über das Internet entsteht eine Karte der Wasserläufe, die vor Dürre und Starkregen schützen kann. Und auch andern Mut macht, sich zu engagieren.
"Regentropfen, die an dein Fenster klopfen" sangen die Comedian Harmonists. "Das merke dir: ist ein Gruß von mir." Könnte von Gott sein, wenn ich an die Worte des Propheten Jesaja denke: "Wie der Regen vom Himmel fällt, so auch mein Wort…" Jeder Regentropfen ein Liebesgruß. Mich motiviert das zu tun, was ich kann, den Kreislauf des Wassers zu bewahren.
Es gilt das gesprochene Wort.
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