Gemeinfrei via Unsplash/ Vitaly Gariev
Für Außenstehende wirken Gamer süchtig. Aber darin steckt eine Energie, die unsere Autorin auch von ihrem Glauben kennt.
Silksong
Was ich aus meiner Passion für Videospiele lerne
16.10.2025 06:20

Für Außenstehende wirken Gamer süchtig. Aber darin steckt eine Energie, die unsere Autorin auch von ihrem Glauben kennt.

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Schon wieder tot. Mein Herz hämmert in meiner Brust. Ich lasse den Controller fallen und schlage die Hände vors Gesicht. Auf dem Sofa neben mir sitzt mein Vater. Er kann sein Unverständnis kaum verbergen. Er ist als spontaner Übernachtungsgast gekommen. Natürlich würden wir eigentlich bei einem Tee zusammensitzen und uns unterhalten. Aber diesmal meinte er: Was würdest du denn machen, wenn ich nicht gekommen wäre? Wenn ich nicht gerade noch arbeiten muss, ist die Antwort im Moment klar: Silksong spielen!

Silksong ist ein Videospiel. Viele Gamer wie ich haben seit mehr als sechs Jahren darauf gewartet. Als das Spiel endlich herauskam, brachen mehrere Spieleserver zusammen, weil der Ansturm so groß war.

Wenn ich etwas Zeit habe, stürze ich mich hinein. Eigentlich ist das für meinem Vater nichts Neues. Er kennt mich schließlich schon lange genug und weiß: Videospiele entspannen mich.

Aber Silksong ist anders. Auch Minuten nach "Game over" kann ich mich nicht beruhigen. Schon zum zehnten Mal ist das kleine Insekt, das ich steuere, gestorben. Das Spiel ist verdammt schwer. Man muss schnell und präzise reagieren, die Angriffsmuster der Gegner analysieren oder den sichersten Pfad durch eine feindselige Umgebung finden.

Was ist daran entspannend?, fragt mein Vater. Deine kostbare Freizeit mit einer derart frustrierenden Tätigkeit zu verbringen. Immer wieder scheitern. Ich gebe zu: Manchmal frage ich mich das selbst.

Zur Erklärung verbinde ich mal zwei meiner Leidenschaften miteinander: meine Passion für Videospiele und meinen Glauben. Den Grund, warum ich und so viele Menschen trotzdem weiterspielen, kannte schon Jesus. Er erzählt in einem seiner Gleichnisse von einer Frau, die einen Silbergroschen verliert. Sie sucht das ganze Haus danach ab, stellt alles auf den Kopf. Und als sie ihn dann findet, freut sie sich über die Maßen und erzählt all ihren Freunden davon. So groß, sagt Jesus, ist auch die Freude bei Gott, wenn ein Mensch zu ihm findet.

So eine Hingabe setzt viele Energien frei. Und Gefühle. Ich jubele, als es mir gelingt, den Gegner zu besiegen. Auch mein Vater atmet erleichtert auf. Ich lege das Spiel für heute beiseite. Wir unterhalten uns. Mein Herz klopft noch immer, vor Freude über den kleinen Erfolg.

Wäre Jesus heute unterwegs, hätte er Silksong vielleicht für eines seiner Gleichnisse verwendet: Gottes Wort versucht immer wieder, einen Menschen zu bewegen. Gott lässt sich nicht davon abbringen, auch wenn er immer wieder scheitert. Gott gibt nicht auf, was verloren scheint, sondern bleibt dran. Und erreicht dann endlich das Herz eines Menschen. Dann ist die Freude im Himmel noch viel größer als der Jubel aller Silksong-Spielenden zusammen.

 Es gilt das gesprochene Wort.

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