Man nannte sie die Eiserne Lady. Sie galt als hart und herzlos und polarisiert über ihren Tod hinaus. Einen der prägnanten Sätze von Margaret Thatcher denkt unsere Autorin weiter.
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Helmut Kohl fürchtete sie "wie der Teufel das Weihwasser". Sie polarisiert über ihren Tod hinaus. Die einen verehren, die anderen verachten sie. Heute wäre Margaret Thatcher 100 Jahre alt geworden. Ich muss zugeben: Ich komme nicht mit ihr klar. Sie passt in keine Schublade.
Zum einen bewundere ich sie dafür, dass sie sich als Frau durchgesetzt hat. Sie stand unerbittlich für das ein, was sie für richtig hielt. "Eiserne Lady" wurde sie genannt. Es zeugt von ihrem großen Selbstbewusstsein, dass sie diesen Titel gerne trug.
Sie hat sich für Umweltschutz eingesetzt und die Verringerung der Treibhausgase gefordert zu einer Zeit, als kaum jemand dieses Thema auf dem Schirm hatte. Das finde ich faszinierend.
Andere Seiten der Politik von Margaret Thatcher kommen mir herzlos vor. Eisern eben. Sie hat die Gewerkschaften bekämpft und den Sozialstaat in Großbritannien massiv zurückgebaut. Sie war leidenschaftliche Neoliberalistin und skeptisch gegenüber der EU. Besonders bekannt ist ihre Aussage: "So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht."
In meinen Ohren klingt das nach Egoismus und dem Recht des Stärkeren. Aber wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auf: Ganz unrecht hat sie nicht. Denn eine Gesellschaft an sich gibt es nicht, sondern einzelne Menschen, die sich als Teil einer Gesellschaft verstehen.
Margaret Thatcher ging es darum: Jede und jeder soll die Verantwortung für das eigene Leben alleine tragen. Kein Nanny-Staat. Jeder kämpft für sich allein. Ich fürchte, dabei bleiben die Schwächeren zurück. Mich überzeugt, wie in der Bibel Gemeinschaft beschrieben wird: als ein Körper mit vielen Gliedern. (1. Korinther 12) Wenn ein Körperteil leidet, dann leiden die anderen mit.
"So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht." Ich ziehe aus diesem Satz von Maggie Thatcher die Erkenntnis: Gesellschaft gibt es nicht ohne mich. Jeder einzelne Mensch trägt dazu bei und hat Verantwortung, nicht nur für sich selbst, sondern für die Gemeinschaft, zu der er und sie gehört. Und zu der die gehören, die Unterstützung brauchen. Leidet ein Körperteil, dann leiden die anderen mit.
Mich hat überrascht, was Margaret Thatcher bei ihrer Antrittsrede gesagt hat. Sie hat Worte aus dem Friedensgebet des Heiligen Franziskus von Assisi zitiert: "Wo es Streit gibt, mögen wir Harmonie bringen. Wo Irrtum ist, mögen wir Wahrheit bringen. Wo Zweifel quält, Glaube. Und wo Verzweiflung herrscht, wollen wir Hoffnung bringen." In diesem Sinn will auch ich die Gemeinschaft mitgestalten, in der ich lebe. Danke für diesen Gedanken, Margaret Thatcher!
Es gilt das gesprochene Wort.
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