"Außen hart und innen ganz weich". So hat Herbert Grönemeyer die Männer besungen. Und in seinen späteren Liedern viel von der weichen Innenseite gezeigt – seine Trauer und seine Hoffnung.
Sendung lesen:
Für Männer gibt es im November zwei besondere Tage: den "Internationalen Männertag" am 19. November und heute, am 3. November, den Weltmännertag. Ein Aktionstag speziell zum Thema Gesundheit von Männern. Weltmännertag? Mir fällt sofort das Lied "Männer" von Herbert Grönemeyer ein. "Wann ist ein Mann ein Mann?", fragt er und gibt darauf ganz viele Antworten: "Männer stehen ständig unter Strom, Männer baggern wie blöde, Männer lügen am Telefon…" Und ein paar Zeilen weiter: "Männer haben's schwer, nehmen's leicht, außen hart und innen ganz weich." Sein Lied ist ins kulturelle Gedächtnis der deutschen Sprache eingegangen.
Der Liedtext zeichnet den Mann doppeldeutig zwischen coolem Chauvie und liebesbedürftigem Softie. Als der Song vor 40 Jahren herauskam, begann eine Diskussion über die Rollen von Männern und Frauen. Herbert Grönemeyer sagt später: Seine damalige Freundin und spätere Frau habe ihn dazu inspiriert – durch, so wörtlich, "endlose Diskussionen, Vorwürfe und Breitseiten". Sie habe ihm gezeigt, "welche Schwächen Männer eigentlich haben" (1).
Wann ist ein Mann ein Mann? Jahre vergehen – und Grönemeyer schreibt 2002 ein ganz anderes Lied – ebenso passend zum Weltmännertag: "Das Nichts steckt in jedem Detail. Keine Seele in vier Wänden, hundert Jahre Einsamkeit." Ein trauriger Song, eine dunkle Kulisse. In diesem ganz anderen Lied zeigt der Liedermacher eine andere Seite des Mannseins: Nach dem Tod seiner Frau, jener Freundin von einst, die ihn stets inspiriert hatte, notiert er diese Zeilen. Er fasst seine Gefühle und Ängste in Worte.
Vielen hat er aus dem Herzen gesprochen. Denn diese Erfahrung verbindet den Star auf der Bühne mit dem, der ihm zuhört. Immer wieder erleben Menschen, wie ihre Welt "unbewohnt" wird. Weil ein entscheidender Mensch gestorben ist und fehlt. Was tun, wenn das Haus leer ist und die Seele dazu?
Zögerlich und traurig hat Herbert Grönemeyer nach dem Tod seiner Frau begonnen, wieder Lieder zu schreiben. Er hat sich ein Jahr Zeit gelassen, zog sich in ein Londoner Studio zurück. Es war wie ein "Versuch, nach einem Unfall wieder laufen zu lernen", erzählt er. Schritt für Schritt. (2) Er wurde zurückgeworfen auf das Wesentliche. Wohl darum heißt seine CD schlicht "Mensch". In dem Titellied greift der Musiker einen uralten, christlichen Gedanken auf: "Der Mensch heißt Mensch, weil er hofft und liebt ... und glaubt."
Ganz nah dran an einem anderen Liedtext, nämlich aus der Bibel: "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe - diese drei." (1. Korinther 13,13) Das schreibt Paulus in dem sogenannten "Hohelied der Liebe". Auch Paulus hat Leid erlebt. Er wurde angefeindet, vor Gericht gezerrt. Er wurde belacht, ausgepeitscht, verfolgt.
Aber Paulus hält daran fest: Liebe "erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles". Paulus meint auch die Liebe Gottes. Er hat die Erfahrung gemacht: Die Liebe Gottes wirkt immer und überall. Sie trägt durch einen Sturm vor Malta und macht ihm Mut im Gefängnis von Rom.
Sicher: Von der Trauer und dem Leid zur Hoffnung ist ein weiter Weg. So war es auch bei Herbert Grönemeyer. Er leiht sich die Worte "Nun aber Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei" - und formt sie neu: "Der Mensch heißt Mensch, weil er hofft und liebt ... und glaubt." Damit lässt er sich selbst ins Herz blicken und berührt das Herz der anderen.
Die CD "Mensch" wurde eines der meistverkauften Alben in Deutschland. Es wird in allen Generationen und Bevölkerungsgruppen gehört. Ein Lied zur Orientierung in schweren Zeiten: "Und der Mensch heißt Mensch, weil er schwärmt und glaubt, sich anlehnt und vertraut." Dazwischen kommen immer wieder zwei Worte: "Du fehlst!" Manchmal geht beides Hand in Hand: die Trauer und die Hoffnung.
Es gilt das gesprochene Wort.
Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!