Morgenandacht
Entscheidungen
13.01.2015 05:35

„Ja oder Nein? Entscheide Dich!“ Die Eltern diskutieren mit ihrem kleinen Sohn vor der Anprobe, es geht um eine Jeans  Der Junge guckt unschlüssig und die Eltern drängen. Sich entscheiden ist manchmal gar nicht so einfach. Ich kenne das. Man gebe mir eine Speisekarte und ich bin verloren. Alle andern wissen schon, was sie nehmen wollen, nur ich blättere noch hin und her. Manchmal nehme ich einfach die Nummer 42, egal was das ist. Führt zu überraschenden Ergebnissen, aber immerhin ist eine Wahl getroffen.

 

„Nun entscheide dich endlich“ – oft ist es auch eine innere Stimme, die drängelt, wenn wir auf der Stelle treten. Sie meldet sich bei eher unwichtigen Dingen wie: Keks oder Schokolade, helles Sakko oder doch lieber das dunkle, das Handy mit Vertrag oder ohne? Und sie quält uns erst recht bei den großen Fragen, wenn es wirklich um etwas geht: Die Bewerbung tatsächlich abschicken? Den etwas teuren Urlaub trotzdem buchen? Die Eigentumswohnung kaufen oder doch weiter mieten?

 

Sich entscheiden, eine Wahl treffen, das ist heute in vielen Fragen schwieriger als in früheren Jahren. Früher mussten Menschen viel weniger überlegen, welches Leben sie führen wollten und was für sie richtig war. Vieles war vorgegeben. Schule, Ausbildung, Beruf, Heiraten und Kinder haben. So machte man das eben. Herkunft, Geschlecht und Bildung haben vieles vorgeprägt.  Heute ist das anders. Zum Glück. Es gibt unzählige Möglichkeiten, das eigene Leben zu führen. Menschen können viel freier entscheiden. Das Problem: Wir müssen uns auch entscheiden. Das Leben ist komplizierter geworden. Und sich entscheiden müssen, heißt, es kann auch richtig schief gehen. Denn mit den Gewohnheiten sind auch die Sicherheiten verloren gegangen. Menschen in der zweiten Lebenshälfte haben oft schon den dritten Beruf, mindestens aber die dritte Stelle. Vielleicht sind sie auch nach einer langen Bindung wieder allein und müssen sich neu orientieren. Die neue Freiheit bringt auch Risiken.

 

Eigentlich müssten wir das tief in uns drin haben: die Fähigkeit, kluge Entscheidungen zu treffen. Beim Fernsehen oder im Internet können wir das auf den ersten Blick: bleiben oder weiterzappen. Anklicken oder weiterscrollen. Ein kurzer erster Eindruck und schon entscheiden wir. Aber da steht nicht viel auf dem Spiel.

 

Bei den großen Entscheidungen ist es eher so, als ob man eine Tür öffnet und einen neuen Raum betritt. Sei es mit der neuen Stelle, die einen Umzug nötig macht, sei es mit diesem besonderen Menschen, mit dem zu leben vielleicht sogar auf Dauer schön sein könnte. Das Problem: Wer die Tür öffnet und den Raum betritt, lässt auch etwas hinter sich.  Will ich umziehen, muss ich bereit sein, meine gewohnte Umgebung aufzugeben und Freunde zurückzulassen. Sich entscheiden heißt, mit Verlusten leben. Kann ich das? Hab ich das schon öfter mal gut geschafft? Wenn ja, kann die Entscheidung fallen.

 

Manchen hilft, sich die Zukunft genau auszumalen. Wie  wird sich die Entscheidung anfühlen in fünf Minuten, in fünf Monaten oder in fünf Jahren? Den neuen Kollegen zum Geschäftspartner machen? Kurzfristig eine gute Idee, es würde die Stimmung merklich heben. Und wie wäre die Zusammenarbeit in fünf Monaten? Oh je, es wäre mühsam, bestimmte Auseinandersetzungen kämen immer wieder. In fünf Jahren? Jetzt wird klar: keine gute Entscheidung. Bei jemand  anderem ist vielleicht die Frage, ob ein Wechsel ins Altenheim jetzt angezeigt wäre. Das sorgt in den nächsten fünf Minuten nicht gerade für Begeisterung, könnte sich aber in fünf Monaten schon bewährt haben und ist fünf Jahre weitergedacht sicher schon heute eine gute Entscheidung.

 

Die Psychologie sagt, man soll  Nicht nur Argumente abwägen, sondern auch das eigene Gefühl befragen. Ein guter Ratgeber. Denn Dieses „Bauchgefühl“ sammelt gleichsam die ganze bisherige Lebenserfahrung. Ist da auch der Glaube zuhause, das Gottvertrauen?

 

Manche Menschen beten und sagen: „Gott, du weißt, was gut für mich ist. Führe mich den richtigen Weg.“ Auch bekannte Menschen der Bibel standen  vor großen Entscheidungen.  Josef zum Beispiel. Seine Verlobte Maria war schwanger - und  er selbst ziemlich durcheinander. Er wollte sie  verlassen.  Josef war ein frommer Mann, eigentlich hatte er keine andere Wahl. Aber er liebte  Maria. Nachts erschien ihm ein Engel. Er sagte: Bleib bei ihr. Und Josef hörte auf diese Stimme und blieb an ihrer Seite. Eine gute Entscheidung! Aus Gottvertrauen.