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Die Sendung zum Nachlesen:
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Den Satz kann man sich auf der Zunge zergehen lassen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Genau so ging es mir letztes Jahr im Advent. Da hatte ich Corona und musste in Quarantäne. Und dort hatte ich genug Brot, sogar Plätzchen, Schokolade und Rotwein. Ganz zu schweigen von Nudeln und Klopapier.
Aber das Andere! Was hat es mir gefehlt. Dicht gedrängt über den erleuchteten Weihnachtsmarkt schlendern, Plätzchen backen mit Freundinnen oder "Macht hoch die Tür" singen in der vollen Kirche. Sogar Heiligabend war ohne Familie. Mit jedem Bissen, jedem Schluck konnte ich schmecken: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Die Theologin Dorothee Sölle sagte mal: Der Mensch stirbt sogar am Brot allein. Und zwar den "Tod am Brot allein". Dieser Entzug von echtem, analogen Sich-treffen, dieses "Begegnungs-Fasten" hat mir wieder bewusst gemacht, wie sehr ich doch von Begegnungen lebe.
Ja, der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Diesen Satz zitiert Jesus aus dem Alten Testament (Matthäus 4,4 / 5. Mose 8,3). Da hat er sehr lange gefastet. Kein Brot, nichts. Nur Wasser. Ansonsten Leere, Wüste. Diese Fastenaktion ist übrigens die erste Geschichte, die die Bibel vom erwachsenen Jesus erzählt. Jesus wollte herausfinden, was ihn wirklich im Innersten zusammenhält. Und ob er dem gewachsen ist, ein Leben als Heiler und Wanderprediger zu führen. Da kann man schon Zweifel haben, auch wenn man Gottes Sohn ist.
Und diese Zweifel sind ihm in Gestalt des Teufels gekommen. "Warum quälst du dich hier ab? Du kannst doch alles haben, könntest die Steine hier in Brot verwandeln. Du könntest steinreich werden! Du kannst alles, wenn du nur willst!"
Aber Jesus weist die Gedanken zurück. Finanzielle Sicherheit, da kommt er ja her. Die hätte er haben können, hätte er den Betrieb seines Vaters übernommen. Aber Sicherheit und Wohlstand und dass man alles kaufen kann, sogar seine Freunde, davon kannst du nicht leben.
Sondern du brauchst auch- das Wort, das durch den Mund Gottes geht.
Wenn Jesus von "Wort Gottes" spricht, dann hat er die Geschichte von der Erschaffung der Welt vor Augen. Ganz am Anfang der Bibel heißt es: Und Gott sprach: Es werde! Und dann wird es auch. Himmel und Erde, Tiere, Pflanzen und der Mensch.
Gott spricht und es geschieht. Und siehe, es ist sehr gut. (1. Mose 1)
Für mich ist das bis heute so. Wenn ich in den Wald gehe oder in den Garten. Mit all den Farben und Düften. Oder jetzt mit den kahlen Ästen, an denen schon die Knospen für den nächsten Frühling wachsen. Dieses Werden und Vergehen und Wiederkommen. Das tröstet mich und schenkt mir innere Ruhe. Das ist perfekt. Das ist sehr gut.
Das Wort Gottes ist aber auch in den Worten enthalten, die wir einander sagen. Ein freundliches Wort - davon kann man den ganzen Tag leben. Meine Freundin, eine leidenschaftliche Lehrerin, sagt immer: Schüler wollen vor allem eins: Sie wollen genährt werden. Sie wollen nicht abgespeist werden mit Zahlen und Fakten. Sie wollen, dass ihnen das alles was sagt, dass es ihnen Antwort gibt auf ihre Lebensfragen.
Gottes Wort ist immer dann mit dabei, wenn es uns nährt. Wenn es uns lebendiger macht, liebenswürdiger oder auch liebesfähiger. Gottes Wort ist die schöpferische Kraft, die Lebensenergie, die in unseren Worten und Gesten steckt. In unserer Musik, im Tanz, in der Kunst.
Im vergangenen Advent musste ich Begegnungs-fasten. Wegen Corona. In diesem Jahr erleben wir einen Advent, in dem viele Sicherheiten weggebrochen sind. Wie geht es weiter im Nahen Osten oder in der Ukraine? Wird der Krieg sich ausweiten? Wie sicher ist der Friede in unserem Land? Unsere Demokratie, unser Rechtsstaat? Der Hunger nach Frieden ist groß.
Aber wir leben nicht allein von dem, was uns Sicherheit gibt. Es gibt da auch das Wort, das lebendig macht, die Lebensenergie, die man geschenkt bekommt. Auf der Türschwelle, im Vorübergehen. All die wunderbaren Worte, die durch den Mund Gottes gegangen sind.
Es gilt das gesprochene Wort.