Morgenandacht
Gemeinfrei via Unsplash/ Nick Fewings
Die Sonnenstrahlen, das seid ihr!
Morgenandacht von Pfarrerin Annette Bassler
04.12.2023 06:35

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Die Sendung zum Nachlesen: 

"Ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten Wintertage!" Sagt die Maus Frederick. In dem berühmten Kinderbuch von Leo Lionni. Meinen Kindern habe ich das mit Wonne vorgelesen. Jetzt im Dezember hole ich den Klassiker für mich selber raus. "Ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten Wintertage", sagt Frederick, hält sein Gesicht in die Spätsommer-Sonne, sitzt einfach so da und macht-nix.

Die anderen Mäuse schleppen Nüsse und Samen in die Höhle als Vorrat für den Winter. Und Frederick? Sammelt Sonnenstrahlen. Und Farben und Worte, sagt er. Für später, wenn es kalt, grau und bleiern still ist.

Jetzt haben wir Winter. Es ist kalt, nicht nur auf dem Thermometer. Mich fröstelt, wenn ich in den Nachrichten höre, was in der Welt und in unserem Land passiert. Je mehr ich mich vertraut mache mit Fakten und Hintergründen, desto ratloser werde ich. Vieles erscheint mir so komplex und undurchschaubar, dass ich mich lieber in meine Höhle verkrieche. Dort mummele ich mich ein, geh ans Eingemachte, knabbere an den Nüssen und denke: Wird schon wieder rumgehen, die kalte Jahreszeit!

Aber wie gut, dass man vom Eingemachten leben kann! Nicht nur von Körnern und Nüssen. Auch von Hoffnung und Lebensfreude, von Freundschaft und tragfähigen Beziehungen. In der Mäusefamilie sind irgendwann alle Körner geknabbert. Die letzte Nuss ist geknackt und die gute Stimmung aufgebraucht.

Da erinnern sie sich an Frederick. "Was ist mit deinen Vorräten? Du wolltest doch Sonnenstrahlen sammeln." Ob er die wohl eingekocht hat im Glas, die Sonne? Natürlich nehmen die Mäuse ihn nicht ernst, aber man kann ja mal fragen. Und? Jetzt aber mal "Butter bei die Fische". Oder "Sonne bei die Mäuse".

Das ist der Moment für Frederick. Mit den Worten, die er gesammelt hat, lässt er seine Mit-Mäuse die Wärme der Sonnenstrahlen spüren. Er beschreibt Farben so lebendig, dass die anderen sie vor ihrem inneren Auge sehen können. Und schon erscheint alles nicht mehr ganz so trüb.

Zurzeit denke ich: Vielleicht ist jetzt der Moment. Vielleicht ist jetzt die Stunde gekommen. Die Stunde der Sonnenstrahlensammler, der Farbentaucherinnen, der Wortverliebten - der Hoffnungsträger.

"Ihr seid das Licht der Welt!", hat Jesus zu seinen Freundinnen und Freunden gesagt. Ihr seid das Licht. Weil ihr das Licht in euch habt. Also lasst euer Licht leuchten. Versteckt es nicht unter einem Scheffel oder in eurer Höhle. Geht raus und zeigt, was in euch steckt. Ganz besonders, wenn ihr in dunklen Zeiten lebt. Seid Licht für euch und für Andere!

Klingt wunderbar und einfach. Ist es aber nicht. Grund zur Hoffnung finden und diese dann auch ausstrahlen, das ist nicht selbstverständlich. Es kostet Mut, sich zu zeigen. Aber was wäre die Alternative? Denen, die Dunkelheit verbreiten, das Feld überlassen? Nein. "Ihr seid das Licht der Welt", sagt Jesus. Ihr – nicht einer allein. Jesus ist ja auch nicht alleine losgezogen. Seine Freunde haben ihn begleitet und ich bin sicher, sie haben ihn auch gestützt und ermutigt. Die Sehnsucht nach Hoffnung war damals groß. Es gab viel Armut. Die Römer haben so hohe Abgaben verlangt, dass viele das nicht mehr zahlen konnten.

Jesus sah, dass seine Stunde gekommen war. Um zu geben, was in ihm war. Sonne, Farben, gute, heilsame Worte. Und so ist er losgezogen. Mit seinen Freunden. Allesamt Farbentaucher, Sonnenstrahlensammler, Wortverliebte. Die Leute haben das gespürt. "Sprich nur ein Wort, hat einer gesagt, so wird meine Seele gesund!"

Ihr seid das Licht in der Welt! Bis heute gibt es diese Fredericks. Die Wärme, Licht und Farben bringen in das Alltagsgrau der verschreckten Mäusecommunity. Ich glaube, jetzt ist die Zeit. Übrigens. Auch eine kleine Leuchte macht den Tag hell.

Es gilt das gesprochene Wort.