Pluto – ein Planet mit Herz

Gedanken zur Woche
Pluto – ein Planet mit Herz
17.07.2015 - 06:35
18.06.2015
Pfarrerin Heidrun Dörken

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2015. Dies sind die Abenteuer der Raumsonde New Horizons, die seit neuneinhalb Jahren unterwegs ist, um unsere Galaxie zu erforschen. Mehr als vier Lichtstunden von der Erde entfernt dringt die Raumsonde zu Pluto vor, den nie ein Mensch zuvor so gesehen hat.

 

Natürlich ist die Raumsonde New Horizons nicht das Raumschiff Enterprise. Aber sie erobert neue Horizonte, wie die Enterprise in der berühmten Fernsehserie. Als sie am Dienstag an Pluto vorbeigeflogen ist, waren zwar nicht Captain Kirk und Mister Spock an Bord; denn sie ist unbemannt. Aber sie hat auch so bahnbrechendes geleistet. New Horizons hat als erste unser Sonnensystem ganz durchflogen.

 

Da stehe ich und staune: Was für eine Welt! Als Glaubende sage ich auch: Was für eine Schöpfung! Was für ein Gott steht hinter dem Universum!

 

Der Himmel hat Menschen schon immer fasziniert. In der Antike haben viele Völker die Sterne selbst als Götter verehrt. Die biblischen Propheten waren anderer Meinung. Sie nannten die göttlichen Sterne spöttisch „Lampen“. Natürlich haben aber auch sie über die vielen Sterne gestaunt. Aber sie glaubten: Gott hat sie geschaffen. Ihn verehrten sie, nicht die Himmelskörper.

 

Diese alten Geschichten klingen heute noch nach. Auch wir nennen die Planeten mit Götternamen aus der griechisch-römischen Mythologie. Auch Pluto. Ich hab‘ noch gelernt: Pluto ist der neunte und letzte Planet. Das ist er nicht mehr. Er wurde herabgestuft zum Zwergplaneten. Trotzdem ist er außergewöhnlich, wie die Bilder zeigen, die New Horizons zur Erde schickt: Ganz deutlich ist ein weißes Herz zu erkennen, auf der rötlichen Oberfläche.

 

Ein Zwergplanet mit Herz! Ist doch typisch Mensch. Wir wollen auch am Ende unseres Sonnensystems ein Herz sehen. Mir gefällt das. Ein Herz sogar bei Pluto, der nach dem griechischen und römischen Gott der Unterwelt benannt ist. Weil er wie die Unterwelt weit von der Sonne entfernt ist und damit lebensfeindlich und kalt. Und wir sehen in Pluto ein Herz! Darin steckt für mich die uralte Sehnsucht: Der Mensch will weit gehen, Grenzen überschreiten und das Unendliche suchen. Und hofft zugleich: Er ist irgendwie gehalten und nicht allein. Diese uralte Hoffnung finde ich schon in den Psalmen. Da heißt es, „wenn ich zum Himmel fahren würde, so bist du Gott, da. Und selbst in der Unterwelt, bei den Toten, bist du da. Selbst an den äußersten Grenzen finde ich ein Herz, weil Gott mich hält.“ So beten die Menschen in den Psalmen.

 

Auch ich hoffe das: Dass ich gehalten bin und ein Herz finde, auch wenn ich mich einmal von Sonne und Licht ganz weit entfernt haben sollte. Das hoffe ich auch für andere. Für die, die sich wie in der Unterwelt fühlen. Zum Beispiel die Flüchtlinge, die Grenzen überschritten haben und keinen Platz auf unserem Planeten finden. Ich denke an die, die sich vom Leben abgeschnitten fühlen, einsam auf ihrem Planeten, vielleicht durch eine Krankheit oder eine Trennung. Wie gut, wenn dann jemand da ist, der aus dem Schwarzen Loch heraus hilft. Gott sei Dank gibt es solche Menschen. Sie scheuen keine Mühen, dabei einen weiten Weg mitzugehen.

 

Ich bin überzeugt: Der Drang, die Welt zu erforschen, richtet sich nicht nur auf den Weltraum. Er steckt in jedem von uns. Wo ich gehe und stehe, gibt es Unendliches zu entdecken. Am Himmel – und in meiner Nähe. Denn auch jeder Mensch ist ein Universum.

 

Was es in Gottes Schöpfung zu entdecken gilt, darüber können Sie mit mir sprechen, bis 8.00 Uhr unter 030 und dann: 325 321 344. Oder Sie reden mit auf Facebook unter „deutschlandradio.evangelisch“.

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18.06.2015
Pfarrerin Heidrun Dörken