Einen Engel kann ich gut gebrauchen
Gedanken am Michaelistag
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29.09.2024 08:35

Wer einen Engel zu Hause hat im Regal oder auf einem Bild – der 29. September ist sein Tag: der Tag aller Engel oder Michaelistag. Wofür stehen Engel?

Sendung nachlesen:

Haben Sie einen Engel zu Hause? 
Vielleicht im Regal - oder auf einem Bild? 
Wenn ja, dann ist das heute sein Tag. 
Denn heute ist ein Engelgedenktag. 
Er hat im Kirchenkalender einen majestätischen Namen: 
"Tag des Erzengels Michael und aller Engel". 
Landläufig heißt er "Michaelistag". 
Ich habe viele Jahre im evangelischen Michaeliskloster in Hildesheim gearbeitet -
die Michaeliskirche gehört dazu. 
1000 Jahre ist sie alt.
Ein wunderbares Gotteshaus.
In ihr wird der Himmel irdisch
und die Erde himmlisch.
Es ist eine wahre Engelsburg.
In ihr wimmelt es von Engeln - wie in der Bibel.
Wenn ich die Engelsfiguren in der Kirche sehe oder in der Bibel von ihnen lese, frage ich mich unwillkürlich: 
Wo bin ich in meinem Leben schon einmal einem Engel begegnet?
Wo hat so jemand wie ein Engel mich begleitet, mir geholfen, 
mir Schutz gegeben, mir den Weg gewiesen?
Was denken Menschen, die in die Michaeliskirche in Hildesheim kommen, über Engel?
Konfirmandinnen haben nachgefragt.

Haben Sie schon mal bemerkt, dass ein Engel Sie begleitet hat?

Nicht direkt ein Engel, aber irgendwie so ein Schutzengel hat man schon mal.
Ein Schutzengel, der soll immer bei uns sein, das stimmt.
Ja, das habe ich schon gemerkt, schon öfters hatte ich ein Schutzengel und meine Kinder.
Ja, ist mir durchaus, also ich glaube an Engel, ich finde das schön.
Engel? Ja, ganz viele, ich habe tolle Schutzengel, 
der tollste ist meine Ehefrau, die heißt Anneliese.
Also wir haben schon das Gefühl, ganz im Ernst, dass Engel um uns herum sind.
Ja, Schutzengel, die gibt es. Ja.
Ne. Ich muss sagen, dass ich auch Atheist bin und von daher nicht so an Engel glaube.
Ja, doch, also ich wär schon bald mal überfahren worden und so, also da habe ich wohl ge-dacht, also, da muss wohl mein Schutzengel dabei gewesen sein.
Also, ich hatte früher als Kind so eine Erinnerung: 
Ich meine, ich bin mal nachts aufgewacht und bei mir saß ein Engel auf dem Bett - und ich glaub da auch noch dran.

Musik "Du bist ein Engel", Strophe 1:
Du bringst mir eine gute Nachricht. 
Du machst mein Leben froh. 
Wenn du da bist, wird mein Leben leicht. 
Du öffnest eine Tür zu einer and'ren Wirklichkeit, 
die übersteigt Raum und Zeit. 
In deiner Nähe habe ich den Himmel erblickt. 
Du bist ein Engel, ein Engel, von Gott geschickt.
Du bist ein Engel, ein Engel, von Gott geschickt.

November 2001. 
Vier Engel-Bilder werden in der Kirche in Arnum bei Hannover für eine Ausstellung installiert:
Ein Bote, ein Lichtbringer, ein Schutzengel – und ein Todesengel.
Ein Hannoverscher Künstler, F.P. Kelm, hat sie geschaffen.
Die ausdruckstarken, aber sehr reduzierten Engeldarstellungen 
passen mit ihren leuchtenden Farben gut in die schlichte, moderne Friedenskirche. 

Ich sitze in der Kirche, schaue mir die Bilder an.
So entsteht das Lied, das mich nun schon seit mehr als 20 Jahren begleitet.

Musik "Du bist ein Engel", Strophe 3:
Du gibst mir Schutz vor den Gefahren. 
Du lässt mich nicht allein. 
Wenn du da bist, wird mein Leben leicht. 
Du öffnest eine Tür zu einer and'ren Wirklichkeit, 
die übersteigt Raum und Zeit. 
In deiner Nähe habe ich den Himmel erblickt. 
Du bist ein Engel, ein Engel, von Gott geschickt.
Du bist ein Engel, ein Engel, von Gott geschickt.

Zwei Jahre nach Entstehung des Liedes erzählte mir jemand:
In der Nähe der Kirche gab es einen Autounfall.
Die Mutter hatte nur ein paar Blessuren.
Ihre kleine Tochter Marie kam auf die Intensivstation.

Eine Pastorin begleitete die Mutter. 

Die Pastorin hat einen kleinen Engel dabei – 
Sie fragt die Mutter, ob sie den Engel vielleicht haben möchte, 
um sich an etwas festzuhalten. 
Aber die stößt die Hand der Pastorin weg.
"Der nützt nun auch nichts mehr", sagt sie bitter. 
"Er hätte doch was tun können, wenn es ihn denn gäbe." 
Sie hat bei dem Unfall niemanden gespürt. Nichts. Keinen Gott. Keinen Engel. 
Am nächsten Tag stirbt Marie. 
Ein paar Tage nach Maries Tod gehen die Mutter und die Pastorin zum Unfallort.
Auf dem Weg bittet die Mutter:
"Kann ich den Engel vielleicht doch wiederhaben?"

Sie setzen ein Holzkreuz an die Stelle, wo es passiert ist.
Der Großvater hat es geschnitzt.
Autos rasen vorbei.
Sie sprechen ein Gebet.
Und singen dieses Lied: Du bist ein Engel.

Die Mutter streicht mit ihrer Hand die Balken des Kreuzes nach.
"Marie – du Engel." Dann gehen sie zurück.

Der Engel ist seitdem bei ihr. Sagt die Mutter.    

Musik "Du bist ein Engel, 4. Strophe:
Du nimmst mich an die Hand am Ende 
und führst mich in das Licht. 
Wenn du da bist, wird mein Leben leicht. 
Du öffnest deine Tür zu einer neuen Wirklichkeit, 
die übersteigt Raum und Zeit. 
In deiner Nähe habe ich den Himmel erblickt. 
Du bist ein Engel, ein Engel, von Gott geschickt.
Du bist ein Engel, ein Engel, von Gott geschickt.


In der Erfahrung mit Engeln geht es oft um Leben und Tod.
Das zeigt auch die Geschichte von Michael in der Bibel.
In der Engelhierachie steht Michael ganz oben, 
es gibt nur noch drei weitere Erzengel neben ihm.
In der Bibel wird erzählt (Offenbarung 12):
Es war einmal ein Drache.
Er war riesig groß. Und sah furchtbar aus.
Und er machte sich breit auf der ganzen Erde.

Die Menschen hatten wahnsinnige Angst vor dem Drachen.
Sie sagten: "Der bringt hier alles durcheinander.
Der macht hier alles kaputt. Der ist so ein richtiger Teufel."

Und der Drache brachte tatsächlich alles durcheinander.


Da sieht Gott, was auf der Erde los ist.
Er sieht den Drachen. Und sagt: "So geht das nicht weiter."

Gott geht zu einem seiner liebenswertesten und wunderbarsten und tapfersten Engel:
"Michael", sagt er.  - Michael heißt aus dem Hebräischen übersetzt: Wer ist wie Gott? -
"Michael. Geh auf die Erde und kämpfe gegen diesen furchtbaren Drachen.
Der bringt da alles durcheinander. Der ist so ein richtiger Teufel."

Michael ist liebenswert und wunderbar und tapfer.
Aber so schrecklich wie die Bibel den Drachen schildert, stelle ich mir vor: 
Auch ein Michael wird Angst haben, gegen ihn zu kämpfen. 
Und er fragt Gott: "Sag mal, Gott, muss das wirklich sein?" 

"Ja", sagt Gott, "das muss sein. 
Aber hab keine Angst. Ich bin mit dir. Du wirst es schaffen."

Da zieht Michael los. Und er kämpft gegen den Drachen.
Das ist richtig schwer. Denn der Drache ist riesig. Und furchtbar. Und mächtig.
Aber Michael ist tapfer und mutig - und klug.
Schließlich ist er ein Engel.

Es ist ein furchtbarer Kampf. Aber – ja – er schafft es.
Denn er hat haufenweise Engel mitgenommen.
Und er wirft den Drachen hinaus. 
So steht es in der Bibel.

Und schön wär, wenn der Drache nur ab und zu noch von weitem guckt, 
ob er nicht doch wieder mächtig sein und hier alles durcheinanderbringen kann. 
Aber ich nehme wahr: 
Viel zu oft wagt er sich in vielerlei Gestalt wieder mitten unter uns Menschen -
ob es nun die Trumps sind, die Putins – oder die Rechtsradikalen in Deutschland.
Oder die Förderer des Klimawandels.
Und dann wird es düster.

Ich wünsche mir, dass Michael und seine Engel aufpassen.
Und die guten Kräfte stärken, die, die nicht durcheinander-, sondern zusammenbringen.
Manchmal merke ich es auch. Und dann denke ich und wünsche mir:
Das ist unsere Zukunft.

Auf jeden Fall ist Michael so ein richtiges Vorbild, wie der gegen das Böse kämpft.
So einen Engel kann ich gut gebrauchen. 
Und deshalb sagen Menschen seit Tausenden von Jahren: 
"So möchte ich auch sein – wie Michael."
Ich reihe mich da ein.
Und manche benennen sogar ihre Kirche nach diesem Michael. Und manche sogar ihr Kind: Michael. Michaela.

Musik "Jeder Mensch braucht einen Engel":
Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht. 
Jeder Mensch braucht einen Engel, der zu ihm steht. 

Und er leiht dir seine Flügel, wenn dich Leid am Boden hält. 
Du kannst fliegen – du kannst träumen. 
Mensch, entdeck mit ihm die Welt. 


Engel begegnen mir
in Freiräumen.
Sie sind nie ganz eindeutig.
Immer sind sie "durchsichtig" -
jedenfalls so durchsichtig,
dass ich durch sie hindurch 
Gott sehe und erfahre.

Engel schließen mir
die Tür zu der Welt Gottes auf –
und keiner kann sie schließen. 
Ihr Lichtstrahl 
aus der offenen Tür 
fällt direkt in mein Herz.

Engel begegnen mir zwischen Himmel und Erde –
begegnen mir,     
wo es brenzlig wird 
in meinem Leben,
wo es um Leben 
und Tod geht...

Immer ziehen Engel mich 
auf die Seite des Lebens,
manchmal jäh und "gewaltig" -
manchmal zeigen sie mir
behutsam den Weg,
begleiten, 
schützen,
leiten mich zu dem,
was vor mir liegt.

Gott sagt mir zu:
Ein Engel wird mit dir gehen. 
Ein Engel, der dich begleitet.
Der sagt: "Du - ich seh dich. Ich bin da. Für dich."

Musik "Jeder Mensch braucht einen Engel":
Ihn schickt Gott – und er bleibt bei dir, 
will dich in die Weite führ’n. 
Du kannst fliegen – du kannst träumen, 
kannst den Himmel leicht berühr’n. 

Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht. 
Jeder Mensch braucht einen Engel, der zu ihm steht.


Es gilt das gesprochene Wort.


Musik dieser Sendung:
1.-3. Du bist ein Engel, Strophen 1, 3-4
4.-5. Jeder Mensch braucht einen Engel
 

Am Sonntagmorgen