„Mein Herz ist in meinem Leibe wie geschmolzenes Wachs. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe und meine Zunge klebt mir am Gaumen und Du Gott legst mich in des Todes Staub.“ (Psalm 22)
So oder so ähnlich empfinden viele diese Tage. Sie sind noch längst nicht fertig mit dem Flugzeugabsturz. Sie stellen sich im Geist dazu wenn Menschen darüber trauern – seien es die Schüler in Haltern, die um ihre 16 Mitschüler trauern, seien es die Angestellten von Germanwings, die ihrer Kollegen gedenken.
Wo immer getrauert wird, da steht ein Wort mit dabei – oft von Hand geschrieben auf einem Stück Pappe, manchmal nur im Kopf gedacht – das Wörtchen: Warum.
Warum ist das passiert? Alles wird noch schlimmer, wenn man darauf keine Antwort findet. Einen Grund zu kennen ist schon ein kleiner erster Schritt zur Heilung.
Aber das Wort „Warum“ verlangt nicht nur nach einer technischen Antwort. Es schreit auch nach einem tieferen Sinn.
Dabei ist dieses „Warum!“ zunächst einmal gar keine Frage, sondern ein Ausrufezeichen. Es ist Wut, ein Aufbegehren gegen die Ereignisse. Und eine Anklage, die heimlich den Verdacht äußert, alles könnte sinnlos sein.
Aber dieses Warum trägt auch ein Fragezeichen. Es drückt die Sehnsucht aus, dass alles doch einen Sinn haben muss. So fragt es: Warum müssen Menschen auf solch schreckliche Weise sterben – 150 in diesem Flugzeug, ungezählte weitere in Unfällen, Kriegen und Anschlägen?
Diese Frage stellt auch der Beter von Psalm 22 – und zwar an Gott:
„Mein Gott, mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“
Auch so kann sich Trauer anfühlen – wütend sein auf Gott. Der aber schweigt, er macht sich rar, genau dann, wenn man ihn so dringend braucht. Und wofür? Zum Klagen. Zum Anklagen. Zum Hoffen – auch auf eine Antwort, wo es keine gibt.
Warum, Gott, hast du mich verlassen? Damit beginnt der Psalm. Der Beter klagt eben jenem Gott sein Leid, von dem er sich verlassen fühlt. Das ist eine merkwürdige Situation, widersprüchlich, wie es die Trauer auch ist. Für den Beter macht das allerdings Sinn. Seine Klage geht nicht ins Leere. Sein „Warum!“ trifft jemanden.
Aber was stimmt nun? Ist Gott in den Momenten der Not womöglich gar nicht da? Oder saß er mit im Flugzeug als es minutenlang abstürzte? Ich weiß es nicht. Und doch hoffe ich darauf. Dass Gott mitfühlt, erzählt die Bibel. Gott ist in seinem Sohn Jesus Christus sogar selbst Mensch geworden, weil er das Schicksal der Menschen teilen will, mit allem, was dazugehört, bis hin zu jenem Moment, in dem man sich von Gott verlassen fühlt. So ruft Jesus, der am Kreuz sterbende Gottessohn genau diesen Satz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dann lässt er sich in die Arme eben dieses Gottes fallen. Die Menschen sollen es wissen: Gott ist ihnen auch in diesem Moment nahe.
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