Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt. So sagt es der Schauspieler Tom Hanks in dem bekannten Spielfilm „Forrest Gump“. Pralinen sind eine bunte Mischung. Nicht alle mag man. Manche sind bitter, andere liegen süß auf der Zunge. Aber aussortieren oder wieder zurück in die Schachtel legen – das geht nicht. Das Leben hat nun einmal bittere, dunkle Seiten. Wenn Du eine Praline erwischt hast, die nicht deinem eigenen Geschmack entspricht, musst Du sie dennoch herunterschlucken. „Forrest Gump“ erzählt davon, wie das Leben eines jungen Mannes trotz manchem Fehlgriff in die Pralinenschachtel, am Ende gelingt.
In der Bibel wird eine ähnliche Geschichte vom Propheten Jona erzählt. Jona hat von Gott ein reichlich zähes Stück aus der Pralinenschachtel bekommen. Er soll in die große Stadt Ninive im Osten gehen. Ein schwieriger Auftrag. Jona! Steh auf! Erhebe die Stimme und rede gegen das Böse in der Stadt! Du musst etwas tun! Bringe die Menschen zurück auf den richtigen Weg! Jona denkt, er hört nicht richtig. Überfordert fühlt er sich von diesem Ruf, mag er auch vom Himmel selbst kommen. Fremde Menschen zurechtweisen? An ihr Gewissen appellieren? Anderen vorlegen, was richtig und falsch ist? Für Jona ist das zu harte Kost. So macht Jona genau das Gegenteil vom dem, was Gott ihm befohlen hat. Er ist nicht der Erste, der so reagiert. Jona geht nach Westen, in die entgegengesetzte Richtung. Er nimmt das nächste Schiff, das ihn weit weg von Ninive bringen soll.
Jona rebelliert. Einfach abtauchen, woanders hin. Jona spürt: Ich kann das nicht. Ich will nicht das tun, was Gott von mir verlangt. Dieser Brocken ist ihm zu unverdaulich. Seine Flucht ist eine ganz menschliche Reaktion: Davonlaufen. Wenn ein Auftrag nicht schmeckt. Wenn eine Herausforderung mehr als nur üblichen Einsatz erfordert. Wenn die Angst haben zu scheitern und zu versagen zu groß ist. Am liebsten würde Jona die bittere Praline zurückgeben: Immer bin ich der Mann für die unangenehmen Botschaften! Sollen die anderen doch ihren Kopf hinhalten! In Ninive werde ich bestimmt ausgepfiffen. Nein, Gott, du täuscht dich in mir! Ich bin kein Prophet. Ich bin dann mal weg.
Schön, dass die Bibel nicht nur von glaubensstarken Helden erzählt, die von Sieg zu Sieg eilen. Sondern auch von einem normalen Menschen wie Jona, der vor dem Leben und seinen Aufgaben flüchtet.
Aber vor einem kann man nicht davonlaufen. Vor Gott. Das wird Jona am eigenen Leib erfahren. Das Schiff, mit dem er flieht, gerät in einen Sturm. Jona wird über Bord geworfen und sinkt in die Tiefe. Ein Wal verschluckt ihn und rettet ihm das Leben. Nach drei Tagen spült der Wal den Propheten wieder ans Land. Das Leben kann noch einmal neu beginnen. Kaum ist Jona nach diesen dramatischen Ereignissen wieder auf den Beinen, meldet sich Gottes Stimme erneut bei ihm: Jona! Mach dich auf! Erhebe die Stimme und rede gegen das Böse! Was Jona auch anstellt, er kann Gott nicht entkommen. Gott lässt die Seinen nicht los, auch wenn er ihnen manchmal bittere Pillen zumutet. Aber Gott sorgt auch für den nötigen Rückenwind. Dafür, dass auch schwierige Aufträge erfüllt werden. Und dieses Mal folgt Jona Gottes Stimme.
Jona traut sich nach Ninive. Er lädt die Menschen zu Umkehr ein. Ob es mit leiser, ängstlicher Stimme getan hat? Oder vollmundig, mit großer Kraft? Die Bibel schweigt darüber. Nur einst ist schon verwunderlich: Die erstaunliche Wirkung seiner Rede: Da glaubten die Leute von Ninive an Gott, heißt es. Sie ließen ein Fasten ausrufen und kehrten alle um von ihrem bösen Weg. Alle, vom Größten bis zum Kleinsten. Alle. Damit hat Jona nicht gerechnet. Dass am Ende doch alles wirklich gut wird. Ja, das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt. Und manches schmeckt doch besser, als es auf den ersten Blick aussieht.