Die Redensart aus der Bibel hat nichts mit Gewichtsproblemen oder überteuerten Angeboten zu tun. Und auch nichts mit gnadenlosem Wettbewerb. Vielmehr ist sie eine große Ermutigung.
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Mit seinen Pfunden wuchern. Eine Redewendung aus dem Neuen Testament, die nichts mit Gewichtsproblemen zu tun hat. Es geht dabei auch nicht um ein Angebot zu überteuerten Preisen, was man landläufig "Wucher" nennt. Vielmehr geht es darum, das Beste aus den eigenen Möglichkeiten zu machen.
Die Redensart "mit den Pfunden wuchern" stammt aus einem Gleichnis von Jesus. Man kennt es auch unter der Überschrift "Von den anvertrauten Talenten" (Lukas 19). Jesus von Nazareth erzählt seinen Jüngerinnen und Jüngern, worauf es im Leben ankommt.
Jesus stellt einen reichen Mann vor. Der muss auf Reisen in ein fernes Land. Zuvor lässt er drei seiner Angestellten kommen und leiht jedem von ihnen ein Pfund, viel Geld. Eine richtig hohe Summe, mit der sich etwas anfangen lässt. Seine Leute dürfen mit dem dicken Pfund wuchern. Also das Geld investieren oder in den Umlauf bringen. Dabei haben sie alle Freiheit der Welt. Einzige Maßgabe des Chefs: "Handelt damit, bis ich wiederkomme."
Als der reiche Mann nach längerer Zeit zurückkehrt und seine Angestellten zusammenruft, sind die Leute ganz unterschiedlich mit ihrem Pfund umgegangen. Der erste hat es auf dem Markt investiert und hat zehn Pfund daraus gemacht. Der Herr ist begeistert. Gut gemacht, mein treuer Knecht. Der Angestellte bekommt eine dicke Belohnung. Der zweite hat sein Pfund immerhin verfünffacht. Danke, bester Freund, sagt der Chef. Auch der zweite Knecht des Herrn erntet große Anerkennung.
Der dritte aber hat nichts unternommen. Gar nichts. Er hat das Pfund in einem Tuch sorgsam verwahrt. Vermutlich sind ihm Finanzgeschäfte fremd und irgendwie unheimlich. Von Markt und Börse hält er sich lieber fern, weil er das Risiko scheut. Der dritte Mann gibt treuherzig das anvertraute Gut zurück, ohne es in Gebrauch genommen zu haben. Doch statt Applaus gibt es vom Chef einen Satz heiße Ohren. "Warum hast du das Pfund nicht wenigstens zur Bank gebracht?", schimpft sein Herr. "Da hätte es zumindest ein paar winzige Prozente hinzugewonnen." Der arme Kerl muss konsterniert zusehen, wie ihm sein Pfund weggenommen und dem gegeben wird, der schon zehn hat. So sehen Verlierer aus.
Man könnte Jesus so verstehen, als sei unser Leben ein Spiel. Hohes Risiko erhöht deinen Erfolg. Wer hat, dem wird gegeben. Aber das wäre ein Missverständnis. Glaube ist kein Wettkampf, wer der Beste oder die Tollste ist.
Wir Menschen haben unterschiedliche Startbedingungen im Leben. Ich denke dabei an die Kinder in der Schule. Manche bekommen von zuhause vieles mit, haben große Talente und müssen sich kaum quälen. Lernerfolge fallen ihnen mühelos in den Schoß. Andere Kinder versuchen, die Leiter des Lebens hochzuklettern, fallen aber immer wieder herunter. Sie müssen für jeden Schritt enorm kämpfen. Andere wieder schwimmen so einfach locker mit und kommen überall durch.
Wenn ich Jesus recht verstehe, will er den Glauben an Gott nicht zu einer Leistungsshow verkommen lassen. Er will, dass alle Menschen Gewinner sind. Auch die, die das Risiko scheuen, und die Schüchternen.
Darum macht er gerade jenen Mut: Mensch, trau dich doch. Du kannst mit deiner Energie so viel bewegen. Das Pfund ist in deiner Hand. Die Welt wartet auf dich und deinen Beitrag! Vergrab dich nicht unter Ausreden. Das Pfund, mit dem gehandelt werden soll, bist du. Dein Pfund ist deine Lebenszeit mit ihren Möglichkeiten. Dein Talent, das nur dir in die Wiege gelegt worden ist. Mach etwas Gutes daraus. Genauso bist du Gott recht. Die Welt braucht dich. Deinen Einsatz. Deinen Humor. Deine Fantasie. Deine Farbe, die nur du allein so ins Leben einbringen kannst.
Trau dich, mit deinen eigenen Pfunden zu wuchern!
Es gilt das gesprochene Wort.
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