Lebens-Baum

Lebens-Baum

Bild: Guido Völkel/ECC-Studienreisen

Lebens-Baum
Osterweg in neues Leben
21.04.2019 - 08:35
07.03.2019
Autor des Textes: Günter Ruddat
Über die Sendung:

„In jedem Kreuz ein Lebensbaum“. Die Osternacht als Kreuzweg der Kulturen in Armenien – das führt auf einem besonderen Osterweg in neues Leben und lässt das „Kreuz als Lebensbaum“ entdecken. Ein einzigartiger Kreuz-Stein aus Armenien steht in der Mitte dieser Ostermeditation, die sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinandersetzt.

 
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„In jedem Kreuz ein Lebensbaum“ (1), diese Worte aus Armenien gehen mir nach, sie erinnern an die Osternacht, daran, wo der Kreuzweg unwiderruflich endet, und wo in der Tiefe eines Grabes etwas Neues beginnt, wo mitten in dieser Nacht ein neuer Horizont, eine neue Perspektive sich auftut, wenn der Kreuzweg sich am frühen Morgen zum Osterweg wandelt. Und Menschen, voll von Staunen… auf einmal sehen – unglaublich klar. Sie stehen auf, brechen auf, und gehen erste Schritte auf dem Osterweg, in neues Leben.

 

Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn. (EG 97,1)

 

„In jedem Kreuz ein Lebensbaum“. Das begegnet mir in einer Osternacht – in einer kleinen Kirche am Rand der Stadt: An der Altarwand ein großes Kreuz, so wie jeden Sonntag, davor zwei schlichte Holzkreuze links und rechts neben dem Altar, Diese beiden Holzkreuze durchkreuzen die alltägliche Erwartung von Gottesdienst, die österliche Atmosphäre. Die beiden Holzkreuze sind umwickelt mit Stacheldraht, ihr Anblick schmerzt, das tut weh. Mit dem Stacheldraht steigen Bilder auf… an Eingesperrt- und Gefangensein, an Unfreiheit und Unterdrückung, an Flucht und Folter, an Verfolgung und Vertreibung. Alles andere als Ostern. Auf dem Weg dieser Osternacht kommt Leiden schmerzhaft in den Blick, abgrundtiefe Trauer, Erfahrungen von Tod, tote Punkte, wo sich das Leben vergräbt, wo Hoffnung versiegt. Doch: „In jedem Kreuz ein Lebensbaum.“ Auf dem Weg dieser Osternacht kommt Leben in den Blick: Rund um den Taufstein große Vasen mit den Blumen des Frühlings, Osterglocken, Tulpen, Rosen, große Krüge mit frischem Grün, Forsythien, Apfel-, Kirsch- und Mandelzweige. Wir Gottesdienst-Besucher sind in dieser Osternacht eingeladen, die beiden Kreuze zu schmücken, die Zeichen des Todes, links und rechts vom Altar. Eingeladen, uns nicht vom Stacheldraht beeindrucken zu lassen. Zeichenhaft angesagt wird mitten in dieser Nacht: Widerstand leisten! Gegen den Tod und seine Helfershelfer, die Materialien des Schreckens ummünzen, ihnen einen neuen Sinn geben.

 

Alle sind eingeladen, das nackte Holz zu verwandeln, die Kreuze als Zeichen des Lebens erblühen zu lassen. Mitten im Frühling, zu Ostern unübersehbar: Das Kreuz als Lebensbaum. Auf dem Weg dieser Osternacht wird so überraschend lebendig, sichtbar und greifbar, das traumhafte Bild vom „Baum des Lebens“, für einen Augenblick – das Paradies nicht mehr „draußen vor der Tür“, sondern: da beginnt der Sonntag, ein Fest des Lebens, das es in sich hat.

 

„Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis, der Cherub steht nicht mehr dafür. Gott sei Lob Ehr und Preis.“ (EG 27,6)

 

„In jedem Kreuz ein Lebensbaum“. Das begegnet mir in Armenien, letztes Jahr im Frühling. Ein Kreuz-Stein mit dem Kreuz als Lebensbaum und Versöhnungszeichen. Dieser Kreuz-Stein stammt aus Etschmiadsin, der heiligsten Stadt Armeniens im Schatten des Ararat, wo nach einer Vision von Gregor dem Erleuchter, dem Apostel dieses wohl ältesten christlichen Staates, der auferstandene Christus vom Himmel herabstieg und mit einem goldenen Hammer den Ort der ersten Kirchengründung markierte.

 

Hier vor den Toren von Jerewan, der uralten Hauptstadt dieses gerade erst aufbrechenden jungen armenischen Staates, der schon so viel an Unfreiheit und Unterdrückung mitgemacht hat, erinnert eine nicht enden wollende Allee von Kreuz-Steinen an einen ganz eigenen Kreuzweg zwischen Abendland und Orient. symbolisiert im Kreuz-Stein (2), armenisch Chatsch-Kar, Chatsch ist das Kreuz, Kar ist der Stein. Tausendfach überall im Land aufgerichtet sind diese Kreuz-Steine Orte des Gedenkens und des Gebets, Zeichen der Erinnerung und der Erwartung.

 

Mit den Kreuz-Steinen wandelt sich der Kreuzweg zum Osterweg: In die rechteckigen, bis zu 3 m hohen Steinplatten ist auf der Vorderseite ein großes Kreuz als Mittelpunkt ausgemeißelt und nimmt immer wieder neue Gestalt an. Aus dem einfachen und stilisierten gleicharmigen Kreuz in der Frühzeit, das in den Weltenkreis hineingestellt wurde, entwickelt sich das Kreuz zum Lebensbaum, der Blüten und Früchte treibt.

 

Immer wieder begegnet dabei der Granatapfelbaum als Lebensbaum, als Erinnerung an das „verlorene Paradies“. Dazu wird folgende Geschichte erzählt:

 

Eines schönen Tages waren alle Fruchtbäume Armeniens versammelt, um sich in einem Wettstreit zu messen, unter ihnen auch der Granatapfelbaum. Jeder Kandidat, umhüllt von seiner farbigen Schale, blendete mit seiner Pracht, seinem Glanz und mit der Fülle seiner Früchte. Der Granatapfelbaum trug ein Blütengewand, das blutrot schimmerte. Seine unbeschreibliche Schönheit beeindruckte alle sehr. Dennoch begannen viele, ihn zu verleumden, auch wenn sie ihn im Grunde bewunderten. „Welch eine Schande! „, sagten sie, „der Granatapfelbaum hat nur eine einzige Frucht vorzuweisen!“ Da erhob sich der Granatapfelbaum und schlug mit aller Kraft auf seine Frucht. Der Granatapfel zerplatzte. Seine köstlichen und glänzenden Samen verbreiteten sich überall hin. An diesem Tag wurde der Granatapfel zum Symbol der Fülle und des Sieges. (3)

 

Einer der schönsten Kreuzsteine Armeniens steht vor einer kleinen Kapelle auf dem Gelände des Klosters Goshavank – mitten auf dem Hügel in einem Dorf mit nur wenigen hundert Seelen, benannt nach Mechithar Gosch. Er hat nicht nur das erste Gesetzbuch in armenischer Sprache verfasst, sondern die Menschen auch mit Fabeln und Parabeln belehrt und unterhalten, die so etwas wie ein befreiendes „Osterlachen“ ins Gesicht zaubern:

 

Der Uhu sandte dem Adler einen Boten und bat ihn, ihm doch seine Tochter zur Braut zu geben. „Du bist am Tage so mächtig und ich bei Nacht. Lass uns einander ergänzen, damit wir noch mächtiger werden.“ Nach langem Hin und Her willigte der Adler schließlich ein. Und als die Hochzeit nun stattfand, da konnte der Bräutigam bei Tageslicht nichts sehen. Da lachte die Hochzeitsgesellschaft. Und als die Nacht hereinbrach, da konnte die Braut nichts sehen. Und wieder lachte die Hochzeitsgesellschaft. Es war einfach lächerlich! Daher wurde die Hochzeit wieder schnell aufgelöst. (4)        

 

Herrlich, wenn solch unselige Verbindungen von Macht und Machtgelüsten sich auflösen, wenn sie sich in schallendem Gelächter der so oft Unterworfenen und Unterdrückten überwinden lassen, das macht Hoffnung mitten in einem Alltag, der über Jahrhunderte das Gegenteil gelehrt hat. Die Kreuz-Steine sind Zeichen solchen oft schweren Widerstands.

 

Das „Kreuz als Lebensbaum“, das finde ich besonders kunstvoll auf dem Kreuz-Stein im Kloster Goshavank, ein einzigartiges Werk armenischer Steinmetzarbeit.

 

Die Armenier nennen diesen außergewöhnlichen Kreuz-Stein liebevoll den „bestickten Stein“, der Betrachter sofort in seinen Bann zieht. Beinahe schwindelt einem der Kopf beim Anblick dieses unglaublich detailliert gearbeiteten Kreuz-Steins, von Meister Poghos am Ende des 13. Jahrhunderts geschaffen – links unten auf dem Stein wie auf einem Gemälde von ihm persönlich in einem Stern signiert. Als ob der geduldige Meister mit kleinen Nadelstichen den weichen Stein bearbeitet hätte, so feinmaschig und zierlich erscheint das Relief. Auf diesem Stein gibt es keinen Millimeter, der nicht bearbeitet ist.

 

Jeder der vielen Sterne neben dem zentralen Kreuz ist ein Kunstwerk für sich, mit Blüten und Blättern, mit Früchten – in immer wieder neuen phantasievollen Formen, wie eine Klöppelarbeit, sie sehen aus wie kleine mit feinstem Garn gestickte Spitzen-Deckchen, in mehreren Lagen übereinandergeschichtet.

 

Und zwischen diesem himmlisch filigranen Geflecht aus Sternen das zentrale Kreuz über einer unbeschreiblichen, nicht weniger filigranen Rosette, sie erhebt sich plastisch wie ein Schild, erinnert an eine Erdscheibe, in ihrer Mitte der Nabel der Welt, so etwas wie ein Samenkorn, Stern und Sonne zugleich, ein kleines Korn, das zwölffach ausstrahlt, vielfältig Früchte trägt. Da wird es lebendig vor den Augen der Betrachtenden, im Herzen der Betenden vor diesem Kreuz-Stein: Der alte Bund, die zwölf Stämme Israels, der neue Bund, der Auftrag an die zwölf Apostel: Geht hin in alle Welt und erzählt allen Völkern, was ich euch gezeigt habe: Leben ist da – für alle!

 

Und auf dieser Rosette, dieser Mutter Erde, erhebt sich das Kreuz, da springen Knospen auf und blühen… ein Kreuz voller Leben, das undurchdringlich blüht und unendlich sprießt an allen Ecken und Enden. Dieser Lebensbaum wächst heraus aus der Erde, dieses Kreuz wird geradezu aus dem Schoß der Mutter Erde geboren, die ihre Ranken ausstreckt zu beiden Seiten des Kreuzes, und dieses noch irdisch geborgene Kreuz strebt zugleich wie losgelöst zum Himmel.

 

Durch das Kreuz verbunden mit Himmel und Erde vier große Früchte: So als wären die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes jenseits ihrer vertrauten Symbole und Zeichen hier gemeinsam als wertvolle Früchte in Stein gehauen. Die alten Leute aus dem Dorf erzählen dazu: Einst seien das Loch in der Mitte der Rosette, der Nabel der Welt, ebenso wie die Löcher gegenüber den Enden der Kreuzbalken jeweils mit großen glänzend leuchtenden Diamanten besetzt gewesen.

 

Nicht weit vom Kloster Goshavank das Kloster Hagharzin, Ort einer unerwartet aktuellen Ostergeschichte (5) Dieses Kloster ist berühmt für die hier im Mittelalter eingeführten liturgischen Gesänge. Auf einem alten Pilgerpfad öffnet sich der Blick auf diesen Zufluchtsort, halb verborgen hinter Baumriesen. Mitten in tiefen Wäldern, aber offensichtlich nicht versteckt genug, immer wieder verwüstet, zerstört, und immer wieder notdürftig geflickt, zuletzt die Dächer mit Blech gedeckt. Alte Reiseführer schreiben von einem Ort verblichener Spiritualität. Doch das alte Kloster ist umfassend restauriert, als wäre es gerade neu gebaut worden.

 

Verwundert wenden wir Reisenden uns an den Abt, der in Deutschland studiert hat, und fragen nach dem Hintergrund dieses neuen Lebens. Und seine Antwort lässt unser Staunen noch größer werden: „Der Scheich von Sharjah!“ Die Nachfrage lässt nicht auf sich warten: „Aber das ist doch ein Muslim?! Und warum erfährt die Welt nichts davon in unseren Zeiten, in denen der Islam mit Fanatismus und Extremismus verbunden wird?“ Da erzählt der Abt: „Der Scheich Sultan bin Mohammed – aus der seit 1600 herrschenden Dynastie der al-Quasimi – regiert das kleinste der Vereinigten Emirate. Für sein völker- und religionsverbindendes Engagement – in aller Welt ausgezeichnet und anerkannt – erhält er 2005 auch in Armenien eine entsprechende Ehrung, den „Order of Merit“. Als er zu diesem Anlass auch Hagharzin besucht, sieht er nicht nur den trostlosen Zustand der Klosteranlage, sondern hört vor Ort auch den wundervollen liturgischen Gesang. Die darin sichtbar werdende Spiritualität berührt ihn so tief, dass er beschließt, hier nicht nur zu helfen, sondern von Zeit zu Zeit hierher zurückzukehren und auch für sich und seine Familie hier einen Ort der inneren Einkehr zu schaffen.“ Ein stattliches Wohngebäude etwas abseits vom Klostergelände zeugt davon. Mit der großzügigen Spende des Sultans konnte das Kloster aufwendig restauriert werden So ist auf einer großen Bronzetafel am Eingang des Klosters zu lesen: „Lasst uns mit dankbarem Herzen zum Allmächtigen beten, er gewähre dem Wohltäter göttliche Gnade und Huld und segne seine Familie!“

 

Das Vaterunser der armenischen Liturgie bereitet in besonderer Weise den Tisch für die Feier der Versöhnung zu Ostern und an allen Sonntagen, erinnert an die Grundlage für alle Vergebung, für jeden Neuanfang.

 

Das bewegt mich – kurz nach Ostern steht auch der für armenisches Selbstverständnis so zentrale Gedenktag an, die Erinnerung an die Opfer des Völkermords an den Armeniern, die Erinnerung an den Genozid von 1915, Jahr für Jahr am 24. April begangen.

 

Auf einem Hügel am westlichen Stadtrand von Jerewan befindet sich die Gedenkstätte, Zizernakaberd, ein Kalvarienberg der ganz eigenen Art. Dieses Mahnmal – mit Blick auf den Ararat – haben sich die Armenier erstritten, es wurde noch unter sowjetischer Herrschaft errichtet.

 

Wir gehen durch einen Park, einen dichten Wald von Bäumen zum Gedenken an die Opfer. Schon von weitem sichtbar streckt sich ein hoher Obelisk in den Himmel, zugleich Symbol des „wiedergeborenen Armeniens“ wie Symbol der verlorenen Einheit des Landes, der Teilung des historisch armenischen Siedlungsgebietes. Der Obelisk ist der Länge nach gespalten.

 

Wir gehen entlang an einer Mauer des Schweigens, lesen die Namen der Orte, in denen die Opfer der Massaker wohnten, auf der Rückseite die Namen von Menschen, die schon früh auf den Genozid aufmerksam machten und sich für die Opfer einsetzten: Menschen wie der Pfarrer Johannes Lepsius, der Dichter Franz Werfel oder der Forscher Fridtjof Nansen.

 

Schließlich betreten wir das offene Mausoleum, zwölf mächtige Pylone neigen sich um eine ewige Flamme, deren Rund ist über und über mit Blumensträußen geschmückt. Und immer wieder beleben Tauben das Bild, beflügeln den Traum von einem Frieden, der gut ist für alle. Anders als ein „nicht vergessen, nicht vergeben“ sind hier neue Schritte im Miteinander von Völkern angesagt: Anerkennung von Schuld und Mut zur Vergebung, Schritte zur Versöhnung. So wie es Mesrob Krikorian in einem Glaubensbekenntnis (6) formuliert hat:

 

Wir bekennen uns zur Solidarität mit allen Völkern und Kirchen,

zur Versöhnung der Menschen und Nationen,

zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit,

zur friedlichen Lösung aller Konflikte.

 

Wir hoffen auf die Einheit aller Kirchen,

eine Einheit in Glauben, Hoffnung und Liebe,

eine Einheit ohne Machtansprüche.

 

In Kars, einer osttürkischen Stadt, nicht weit von der armenischen Grenze errichtet der türkische Bildhauer Mehmet Aksoy 2006 ein „Denkmal der Menschlichkeit“ (7). Ein gespaltener Mensch steht da seinem geteilten Spiegelbild gegenüber, das zum Feind gemacht worden ist. Damit meinte der Künstler Türken und Armenier. Eine dieser menschlichen Gestalten streckte seinem Gegenüber die Hand entgegen – wie zu einem Zeichen der Versöhnung. Eine ausgestreckte Hand als Einladung zur Menschlichkeit, zu Frieden unter den beiden Völkern, eine Hoffnung auf Freundschaft und Brüderlichkeit. Doch der türkische Ministerpräsident kritisiert das Werk als „monströs und seltsam“, es wird 2011 abgerissen. Freunde des Künstlers, die sich für

 

Und doch – trotz alledem – geht der Osterweg weiter, der Ostermarsch derer, die sich trotz aller Rückschläge nicht entmutigen lassen. Der Friedensgruß in dieser Osternacht in der armenischen Kirche in Köln macht mir Hoffnung: „Grüßet einander, Christus ist unter uns erschienen!“ Die Gemeinde gerät in Bewegung, Menschen wenden sich einander zu, reichen sich die Hände, blicken einander freundlich an und sprechen sich gegenseitig lächelnd zu: „Gegrüßet seist Du, Christus ist unter uns erschienen!“ Weiter geht der Osterweg mit jedem einzelnen Menschen. Wir sind es, mit denen aus jedem Kreuz ein Lebensbaum werden kann – Jesus Christus spricht uns die Kraft zu, mit der es Ostern wird:

 

Ich habe keine anderen Augen als eure Augen,

um das Leiden dieser Welt wahrzunehmen.

 

Ich habe keine anderen Lippen als eure Lippen,

um Menschen immer wieder anzusprechen

und von Gottes Welt zu erzählen.

 

Ich habe keine anderen Füße als eure Füße,

um Menschen auf dieser Erde zu begleiten

und Schritte auf dem Weg des Friedens und der Gerechtigkeit zu gehen.

 

Ich habe keine anderen Hände als eure Hände,

um diese eine Welt und alle ihre Geschöpfe

zu versöhnen und zu segnen.

 

Ich habe keine andere Hilfe als eure Hilfe,

um gemeinsam mit Euch diese Welt zu verwandeln. (8)

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Literaturangaben:

(1)        Aufnahme des Titels von Lore Bartholomäus: In jedem Kreuz ein Lebensbaum. Aus Armeniens Erbe und Gegenwart. Luthe-Verlag, Köln 1985.

(2)        Vgl. dazu meinen Beitrag: „Kreuz-Stein. Das Kreuz des Erlösers“ in der Sendung „Am Karfreitagmorgen“ (Deutschlandfunk, 19.4.2019).

(3)        In Anlehnung an die Erzählung „Der Sieg des Granatapfelbaums“ in: Anush Gasparyan: Eine Reise nach Armenien durch Mythen und Legenden, Jerewan 2015, S. 32f.

(4)        Jasmin Dum-Tragut: Armenien. 3000 Jahre Kultur zwischen Ost und West. Trescher Verlag, Berlin 4. erweiterte u. aktualisierte Aufl. 2008, S. 302

(5)        In Anlehnung auch an einen Bericht in: Gisela Ramming-Leupold. Armenien. Land am Ararat. Geschichte, Religion und Tradition. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale), 2. überarb. Aufl. 2017, S. 186

(6)        Aus: Ein christliches Bekenntnis (1999), in: Mesrob K. Krikorian, Die Armenische Kirche. Materialien zur armenischen Geschichte, Theologie und Kultur, Peter Lang, Frankfurt am Main u.a. 2002, S. 296

(7)        Vgl. zum Hintergrund des „Denkmals der Menschlichkeit“

https://de.wikipedia.org/wiki/Insanlik_Abidesi Abgerufen am 27.03.2019

(8)        Aktuelle Variation (2019) in Anknüpfung an eine eigene Textbearbeitung in: Günter Ruddat/ Bernhard Wolf: Phantasie und Gehorsam. Überlegungen Dorothee Sölles als Grundlage für didaktische Versuche an Berufsschule und Sonderschule, In: Der evangelische Erzieher. Zeitschrift für Pädagogik und Theologie, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt/ Main 24 (1972), S. 241-266. 356-362, hier: S. 266.

07.03.2019
Autor des Textes: Günter Ruddat