Rettet die Bienen

Rettet die Bienen

Gemeinfrei via pixabay.com (alexas_fotos)

Rettet die Bienen
Gedanken zur Woche mit Pfarrer Eberhard Hadem
08.02.2019 - 06:35
03.01.2019
Eberhard Hadem
Über die Sendung

Die Biene ist ein starkes Symbol. Niemand möchte, dass Bienen verschwinden, nicht in Bayern, nicht in der Welt. Aber das „Volksbegehren Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern“ will mehr als nur die Bienen retten. Die "Gedanken zur Woche" mit Pfarrer Eberhard Hadem.

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Mit dem Slogan „Rettet die Bienen“ hat letzte Woche in Bayern ein Volksbegehren begonnen. Wenn knapp eine Million Wahlberechtigte innerhalb von zwei Wochen ins Rathaus gehen und für einen Gesetzentwurf unterschreiben, dann wird es einen Volksentscheid dazu geben. Die Biene ist ein starkes Symbol. Niemand möchte, dass Bienen verschwinden, nicht in Bayern, nicht in der Welt.

Aber das „Volksbegehren Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern“ will mehr als nur die Bienen retten. Die Landwirtschaft soll eine andere werden – und zwar per Gesetz. Weniger Pflanzenschutzmittel als bisher, weniger Pestizide, weniger Flächenfraß. Dafür mehr Öko-Landbau und mehr Blühwiesen. Im Moment werden freiwillig 10% der Nutzflächen ökologisch genutzt. Bis 2030 sollen es 30% werden – dann aber mit dem Zwang des Gesetzes. Parteien, Umweltverbände, auch kirchliche Gruppen bis zum Umweltkirchenrat in München unterstützen die Ziele des Volksbegehrens.

Liest man den Gesetzestext, richtet er sich fast nur an eine Adresse – und das sind die Bauern. Wie viel Pflanzenschutzmittel in privaten Gärten, wie viele englische Rasen statt Blühwiesen oder zugepflasterte Parkfläche am Hauseingang – davon sprechen weder das Volksbegehren noch die Unterstützer. Würden Bürgerinnen und Bürger in ihrem Umgang mit der Natur so reguliert werden, wie es das Volksbegehren von den Bäuerinnen und Bauern fordert, hätte das Volksbegehren wohl kaum eine Chance. Von Bauern-Bashing reden die Landwirte: ‚Alle reden über uns und nicht mit uns‘.

Ja, ich ärgere mich auch über jene Bauern, die trotz der nachweislichen Schäden weiterhin Glyphosat verwenden, und sei es nur um das letzte grüne Unkraut zwischen den Pflastersteinen zu beseitigen – auch wenn am nächsten Tag Vögel tot im Hof liegen. Kein Märchen, leider auch ein Teil der Realität.

Aber das andere gehört auch dazu: Da sind die Bauern, die gerne mehr ökologisch wirtschaften würden. Doch es rechnet sich für sie nicht. Warum das so ist? Weil die Kunden, weil die meisten von uns, im Laden nicht bereit sind, mehr Geld für regionale und saisonale Lebensmittel auszugeben. Jedenfalls nicht in dem Maß, das sich das Volksbegehren bis 2030 wünscht. Es ist gut gemeint, aber beim Einkauf gilt für die meisten nach wie vor: Wieso öko, wenn billig auch geht. Noch dazu, wenn es Billig-Bio aus dem Ausland gibt.

Weil die Bereitschaft der Kunden fehlt, höhere Preise zu zahlen, subventioniert der bayerische Staat diejenigen Bauern, die ökologisch wirtschaften. Sie bekommen Zuschüsse, wenn sie weniger Pestizide verwenden, wenn sie Gewässerrandstreifen pflegen und anderes. Vieles, was bisher mit Zuschüssen gefördert würde, wäre als beschlossenes Gesetz dann weiter die Aufgabe der Bauern – aber es gäbe kein Geld mehr dafür. Die Folge insbesondere für kleinere Landwirtschaftsbetriebe: Entweder müssen sie aufgeben oder größer werden, weichen oder wachsen. Größer werden würde aber mehr Monokultur bedeuten, letztlich weniger Spielraum für ökologische Landwirtschaft.

Es gibt manches Gute, das im Volksbegehren aufgenommen ist: Die Lichtverschmutzung durch Beleuchtungsanlagen zum Beispiel, vor allem in Städten. Dazu gehören nicht zuletzt die Flutlichter, mit denen Kirchen angestrahlt werden. Sie erhellen auch aus Sicherheitsgründen dunkle Stellen. Aber sie könnten womöglich leuchtende Beispiele werden – gerade indem sie ausgeschaltet bleiben oder es zumindest erprobt wird.

Die Bibel erzählt am Anfang ganz schlicht: Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. (1. Mose 2,15) Was für ein schönes, starkes Bild. Aber es hat seinen Preis. Ich finde: Für die Rettung der Bienen darf trommeln, wer Unkraut in seinem Garten zulässt, wer vor der eigenen Haustür für mehr Blühwiesen sorgt. Und wer regelmäßig regional einkauft. Jeder sollte sich fragen: Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen für das, was mir am Herzen liegt?

 

Wenn Sie mit mir und anderen darüber ins Gespräch kommen wollen: auf Facebook unter „Evangelisch im Deutschlandradio.“

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

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03.01.2019
Eberhard Hadem