Personal Jesus. Was Johnny Cash und ein Weihnachtslied verbindet.

Morgenandacht

Gemeinfrei via unsplash/ Brennan Martinez

Personal Jesus. Was Johnny Cash und ein Weihnachtslied verbindet.
Morgenandacht von Pfarrerin Silke Niemeyer
19.12.2023 - 06:35
04.07.2023
Silke Niemeyer
Sendung zum Nachhören:

Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage! 

Die Sendung zum Nachlesen: 

Personal Jesus. Johnny Cash hat diesen Song kurz vor seinem Tod und bereits schwer krank aufgenommen. Man hört es, diese gebrochene Stimme. Aber umso eindringlicher singt er von seinem persönlichen Jesus: einer, der deine Gebete hört, einer, der Anteil nimmt, der da ist und sich kümmert. Johnny Cashs letztes Album handelt von Tod und Leben, von der Liebe und von seinem Glauben. Der Glaube hat ihn zeitlebens getragen, bei seinen Höhenflügen und Abstürzen. Und dieser Glaube war für ihn nicht ein Katalog von Werten. Er machte ihn an der Person Jesus fest. Jesus war für Cash mehr als ein Vorbild aus der Vergangenheit. Für ihn war klar: Er geht mich persönlich an.

„Personal Jesus“ ist ursprünglich ein Song von Depeche Mode. Sie verspotten darin aggressive US-Fernsehprediger. Die lockten Menschen, die Trost suchten, auf kostenpflichtige Hotlines. Sie taten so, als stellten sie direkten Draht zu Gott her. In Depeche Modes monotonem, blechernem Gesang scheppert die ganze Scheinheiligkeit dieses Geschäfts.

Johnny Cash covert das Stück, und zwar so, dass die Ironie verfliegt. In seiner Version geht es nicht mehr um falsche Versprechen. „Personal Jesus“ drückt Johnny Cashs aufrichtiges Vertrauen in den persönlichen Jesus aus. Der Text ist derselbe. Aber da ist kein bisschen Spott mehr. Da ist pure Hoffnung. Da ist innige Christusnähe.

Dein persönlicher Jesus. Jemand, der für dich da ist. Ganz anders, aber ähnlich eindringlich beschreibt in einem Weihnachtslied der Dichter Paul Gerhardt diese Glaubensgewissheit:

 

„Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren

und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt‘, erkoren.

Eh ich durch deine Hand gemacht,

da hast du schon bei dir bedacht,

wie du mein wollest werden.“ (1)

 

Mein Jesus. Personal Jesus. Über den historischen Graben von 350 Jahren hinweg verbindet Paul Gerhardt und Johnny Cash die Überzeugung: Christus ist bei mir und in meinem Leben lebendig - oder gar nicht. Christus wird in unserer Zeit geboren und ist in ihren Dunkelheiten, ihren Leiden und Ängsten lebendig oder gar nicht. Für die eine im Beten, für den anderen im Einsatz für Menschen, die ihn brauchen, für die dritte im Schweigen, für den vierten beim Protestieren gegen ein Unrecht.

Die Erfahrung der Christusnähe ist keine, die auf Dauer gestellt werden kann, keine, die man herstellen kann. Auch davon wussten Johnny Cash und Paul Gerhardt Lieder zu singen – wie jeder gläubige Mensch, der auch die Leere der Gottferne kennt und das Gefühl, ganz verlassen zu sein. Wer das Unglaube nennt, hat nicht verstanden, was Glauben ist. Ich kann Christus nicht fassen. Aber mich öffnen für den Glauben und mich ausstrecken und ergreifen lassen, das kann ich. Das kann ich: Den Sprung ins Vertrauen wagen: Da ist jemand, der meine Gebete hört. Jemand, der da ist.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Musik dieser Sendung:

  1. Johnny Cash: Personal Jesus, CD-Titel: American Recordings IV: The man comes around, Track Nr. 7.

 

Anmerkungen:

  1. Evangelisches Gesangbuch Nr. 37, Ich steh an deiner Krippen hier, Strophe 2.
04.07.2023
Silke Niemeyer