Taufe

Morgenandacht
Taufe
25.07.2018 - 06:35
20.06.2018
Lucie Panzer
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„Nein,“ hat mir ein junger Vater gesagt. „Ich finde das nicht nötig“. Er fand es nicht nötig, sein Kind taufen zu lassen. „Ich glaube, Gott liebt unser Kind auch so, ohne diese Prozedur in der Kirche.“ Ich meine, er hat Recht. Gott braucht keine Formalitäten, auch keine Rituale. Gott liebt die Kinder. Alle Kinder. Als Jesus gesagt hat: „Lasst die Kinder zu mir kommen… ihnen gehört die Welt Gottes“, da waren die Kinder nicht getauft.

 

Für Gott ist die Taufe eines Kindes also vermutlich nicht nötig. Aber vielleicht ja für das Kind? Damit es später weiß, mit welchem Wasser es gewaschen ist?

 

In unserer Welt kommen die besonders gut voran, sagt man, die mit allen Wassern gewaschen sind. Jemand, der viel herumgekommen ist und alle Tricks kennt, der ist gemeint. Jemand, der raffiniert ist und ein bisschen durchtrieben. Man kann solche Menschen bewundern. Aber vor solchen Leuten wird auch gewarnt. „Sei vorsichtig, der ist mit allen Wassern gewaschen. Bei dem zieht man leicht den Kürzeren.“

 

Ob junge Eltern das wollen, dass ihr Kind irgendwann mit allen Wassern gewaschen ist?

Mir wäre es ehrlich gesagt lieber, mein Kind wäre mit dem Wasser christlichen Geistes übergossen. Beeinflusst von Jesus. Getauft eben.

 

Ein Mensch, der nicht raffiniert und tricky vor allem für sein eigenes Fortkommen sorgt, sondern dafür, dass es gerecht zugeht und auch die Schwachen zu ihrem Recht kommen. Ein Mensch, der als Erwachsener nicht mit den Starken paktiert, um voran zu kommen, sondern barmherzig sich für die Schwachen einsetzt. Einer, der nicht zu den Siegern und besonders Durchtriebenen gehören will, sondern bei denen bleibt, die Hilfe brauchen. Der im Zweifelsfall auch zurückstecken kann und verzichten, damit auch die anderen zu ihrem Recht kommen. Ein Mensch, der auf Gott vertraut statt auf das Recht des Stärkeren.

 

Deshalb finde ich es gut und nötig, die Kinder mit dem Wasser christlichen Geistes zu taufen. Und sie im christlichen Geist zu erziehen. Damit unsere Welt menschlich bleibt. Und sie menschlich leben können.

 

Beides gehört natürlich zusammen, wenn man Kinder tauft: Dass man es tut und ein Fest feiert. Und dass man sie erzieht. Der „christliche Geist“ fällt nur ganz selten einfach so vom Himmel. Man muss ihn den Kindern vorleben. Und mit ihnen davon reden. Nur dann wird ihnen im entscheidenden Moment einfallen, worauf sie sich verlassen und was sie tun können. Dass es ihnen einfällt, dafür wird Gottes guter Geist sorgen. Aber die Familie, Eltern, Paten, Großeltern – die können dafür sorgen, dass sie etwas haben, was ihnen einfallen kann.

 

Mich hat beeindruckt, welchen Taufspruch ein junges Elternpaar seinem Kind mit auf den Weg gegeben hat. Der Taufspruch soll ja so etwas sein wie das biblische Motto, der Leitvers für ein Leben. Diese Eltern haben ihrem Sohn ausgesucht: „Alles nun, was ihr wollt, dass es euch die Menschen tun, das sollt ihr ihnen auch tun“. (Mt 7,12) Das ist die sogenannte „Goldene Regel“. Mit der geht es fair zu unter den Menschen, gerecht für alle Seiten. Das sagen auch die Juden, die Hindus, die Konfuzianer, die Buddhisten, die griechischen und die römischen Philosophen. Und Kant hat daraus den kategorischen Imperativ entwickelt: „Handle so, dass die Maxime deines Verhaltens zum allgemeinen Gesetz werden könnte.“

 

Jesus hat das auch gesagt. Und er hat vielleicht stärker als andere gesehen, dass das nur klappt, wenn man selbst damit anfängt. Ich kann nur dann erwarten, dass andere fair und rücksichtsvoll mit mir umgehen, wenn ich das auch tue. Den ersten Schritt tun also – nicht warten, dass die anderen Vernunft annehmen. Zeigen, dass es geht – auch wenn man nicht mit allen Wassern gewaschen ist. So, nur so, kann die Welt in einem guten Gleichgewicht bleiben. So muss sich keiner mit Gewalt nehmen, was er zum Leben braucht.

 

Ich glaube, es wäre gut für unsere Welt, wenn viele junge Menschen sich an dieser Goldenen Regel orientieren. Aber ich weiß auch: Unser Welt ist nicht das Paradies. Und man kann Enttäuschungen erleben, wenn man sich an Jesus und seine Regel hält. Dann ist es gut, wenn man sich auf Gottes Beistand verlassen kann. Und auf Menschen, die einen unterstützen.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

20.06.2018
Lucie Panzer